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2021
01
2021-01-01T12:00:00
Infrastruktur- und Assetmanagement
SCHWERPUNKT
088
Lizenzmanagement
Assetmanagement
SAP-Lizenzierung aus Anwendersicht
Kompromisssuche
von Walter Schinnerer
Veröffentlicht in Ausgabe 01/2021 - SCHWERPUNKT
Auch an SAP-Anwenderunternehmen geht die Corona-Krise nicht spurlos vorbei. So rechnet die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e. V. hinsichtlich geplanter S/4HANA-Einführungsprojekte damit, dass es zu Verschiebungen und Stopps kommen wird. Gleichzeitig stellt die Pandemie Unternehmen beim Lizenzmanagement vor große Herausforderungen. Gerade in schwierigen Zeiten wären Vereinfachungen hier wünschenswert.

Laut einer aktuellen Umfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) verschieben 43 Prozent der befragten Unternehmen ihre S/4HANA-Projekte beziehungsweise stellen sie prinzipiell zurück. Das ist nicht überraschend. Die Unternehmen bewegen sich derzeit in einem Spannungsfeld aus sinkenden Umsätzen und massiv schrumpfenden IT-Budgets bei gleichzeitig höheren Anforderungen durch die Digitalisierung. Außerdem nehmen Organisationen jetzt ihre eigene Strategie noch einmal genauer unter die Lupe.
Darüber hinaus macht sich bemerkbar, dass vielfach die Diskussion on-premises versus Cloud neu entfacht wird. Ein Indiz dafür ist, dass SAP im vergangenen Oktober ihre Umsatzprognosen für das Jahr 2020 erneut angepasst hat und besonders die üblicherweise gewinnträchtigen Softwarelizenzen schwächeln. Sie sind seit Bekanntwerden der Pandemie eingebrochen.
Nutzungszahlen sinken
In den DSAG-Mitgliedsunternehmen wirkt sich die Krise auch auf das Lizenzmanagement aus, und zwar sowohl was das SAP-On-Premises- als auch das Cloudgeschäft anbelangt. Im On-Premises-Umfeld haben die Unternehmen unbefristete Verträge und in der Cloud meist langlaufende. Die Krise verändert jedoch das Nutzungsverhalten und den Bedarf.
Laut einer aktuellen Umfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) verschieben 43 Prozent der befragten Unternehmen ihre S/4HANA-Projekte beziehungsweise stellen sie prinzipiell zurück. Das ist nicht überraschend. Die Unternehmen bewegen sich derzeit in einem Spannungsfeld aus sinkenden Umsätzen und massiv schrumpfenden IT-Budgets bei gleichzeitig höheren Anforderungen durch die Digitalisierung. Außerdem nehmen Organisationen jetzt ihre eigene Strategie noch einmal genauer unter die Lupe.
Darüber hinaus macht sich bemerkbar, dass vielfach die Diskussion on-premises versus Cloud neu entfacht wird. Ein Indiz dafür ist, dass SAP im vergangenen Oktober ihre Umsatzprognosen für das Jahr 2020 erneut angepasst hat und besonders die üblicherweise gewinnträchtigen Softwarelizenzen schwächeln. Sie sind seit Bekanntwerden der Pandemie eingebrochen.
Nutzungszahlen sinken
In den DSAG-Mitgliedsunternehmen wirkt sich die Krise auch auf das Lizenzmanagement aus, und zwar sowohl was das SAP-On-Premises- als auch das Cloudgeschäft anbelangt. Im On-Premises-Umfeld haben die Unternehmen unbefristete Verträge und in der Cloud meist langlaufende. Die Krise verändert jedoch das Nutzungsverhalten und den Bedarf.
Es gibt Bereiche wie die Lebensmittel- oder Retail-Industrie, wo die Auswirkungen weniger spürbar sind. Aber in den stark betroffenen Bereichen wie der Automobil- oder Zulieferindustrie sinken die Nutzungszahlen von Software stark. Insbesondere die Unternehmen, die Umsatzeinbrüche spüren und deren IT-Budgets heruntergehen, wollen und müssen also auch beim Lizenzmanagement Kosten sparen.
Laut DSAG-Umfrage geht bei 74 Prozent der Befragten der Umsatz zurück und nur 19 Prozent nehmen keine Auswirkungen auf den Umsatz wahr. Als Konsequenz von Corona auf die IT-Budgets rechnen 22 Prozent mit einem Rückgang um über 20 Prozent.
Entgegenkommen seitens SAP
Gleichzeitig ist die Krise disruptiv und verändert Geschäftsmodelle, Lieferantenbeziehungen und Anforderungen dramatisch. Diesen Veränderungen muss die IT-Organisation nachkommen – unter anderem indem sie den Zugriff auf Innovationen ermöglicht. SAP will seinen Kunden erklärtermaßen schnell, unkompliziert und preiswert Innovationen zur Verfügung stellen. Es ist jedoch nicht zielführend, wenn sich Unternehmen zu teils horrenden Preisen lange verpflichten müssen, für etwas zu zahlen, das sie zunächst nur testen wollen.
Interessenvertretungen wie die DSAG sehen in Krisenzeiten auch immer wieder Bemühungen von Anwenderunternehmen, ihre Lizenzkosten zu optimieren. Das ist verständlich – insbesondere etwa bei Zulieferern, die sich komplett im Lockdown befinden und denen die laufenden Wartungskosten Probleme bereiten. SAP kümmert sich individuell um die von Kunden eingebrachten Fälle. Das ist nachvollziehbar, denn jeder Vertrag ist anders und entsprechend gilt es, geeignete Maßnahmen zu ermitteln. Aus Sicht der DSAG könnte das Entgegenkommen von SAP hier jedoch noch etwas größer sein.
Insgesamt gestaltet sich die Zusammenarbeit von Anwendergruppe und SAP auch in der Krise bezogen auf die Lizenzthematik jedoch gut. SAP bewegt sich. Das ist zum Beispiel beim Thema globale legale Anforderungen bemerkbar. Die DSAG hatte in der Vergangenheit immer wieder gefordert, dass gesetzliche Anforderungen in der Wartung enthalten sein müssen. Der Softwarehersteller kam dieser Forderung 2020 entgegen. Basisfunktionalitäten für gesetzliche Anforderungen sollen nun in der Standardwartung enthalten sein.
Diskussion On-Premises vs. Cloud neu entfacht
Die DSAG hat es sich außerdem zur Aufgabe gemacht, SAP Vorschläge zu unterbreiten, wie sich die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Kundenunternehmen anheben lässt und wie gleichzeitig SAP langfristig ihr Geschäftsmodell nachhaltig umstellen kann. Ein Beispiel ist das vertikale Lizenzmodell. Ein solches Modell, das bestehende Lizenzierungen für die Cloud berücksichtigt, wäre ein großer Schritt für SAP und die Kunden, um hybride Landschaften voranzubringen.
Derzeit müssen Unternehmen lizenztechnisch allerdings noch zu viele Hürden nehmen, wenn sie sich für Cloudangebote entscheiden. Eine SAP-Lizenz können sie im Rechenzentrum nutzen, beim Outsourcer, bei SAP, in der SAP HANA Enterprise Cloud (HEC) und sogar in Mixmodellen wie Bring-your-own-License. Klebt SAP das Etikett "Cloud" darauf, erwartet der Softwarehersteller Stand heute, dass die Kunden ein aktuell noch gewartetes anlagentechnisches Asset außer Betrieb nehmen. Das ist umso gravierender, wenn Unternehmen erst einmal nur etwas ausprobieren wollen, einen Übergangszeitraum meistern müssen oder Hybrid-Betrieb eine sinnvolle Option wäre. Dann entstehen doppelte Kosten bei gleicher Nutzung.
Dem Anwenderverband ist dies ein Dorn im Auge. Er fordert deshalb gerade jetzt in Zeiten sich massiv verändernder Geschäfte ein Preismodell, das für Kunden mit On-Premises-Lizenz einen günstigeren Preis in der Cloud anbietet. Das gäbe die notwendige Flexibilität und würde das Thema Cloud sowohl für SAP als auch für die Kunden substanziell voranbringen.
Übergang in die Cloud schwierig
Insgesamt klemmt es bei den Bestandskunden noch beim Übergang von on-premises in die Cloud oder bei den hybriden Landschaften. Die Einstiegshürden in die Cloud sind für Kunden noch zu groß, zum Beispiel was die Mindestanzahl an Usern anbelangt. Von zentraler Bedeutung ist es, die Kosten für die Lizenzen vernünftig unter einen Hut zu bringen. Auf On-Premises-Bestandskunden dürfen keine zusätzlichen Cloud-Lizenzkosten hinzukommen, wenn sie sich in die Cloud bewegen – insbesondere nicht vor dem Hintergrund einbrechender Umsätze durch Covid-19.
Deshalb wäre das vertikale Lizenzmodell ein richtiger, wichtiger und notwendiger Schritt, um hybride Landschaften nach vorne zu bringen. Ein solches Lizenzmodell würde SAP Umsätze sichern und den Kunden die notwendige Flexibilität geben, Dinge in der Cloud zunächst auszuprobieren, statt sich lizenztechnisch in eine langfristige Abhängigkeit zu begeben. Derzeit ist es noch so, dass Kunden, die bisher zum Beispiel SAP-Customer-Relationship-Management on-premises nutzen, die User über die Business Suite lizenziert haben.
Entscheiden sich Unternehmen nun für CX (ehemals C/4HANA), können sie in der Regel die dann gegebenenfalls nicht mehr genutzten Lizenzen nicht loswerden und zahlen weiter. Hinzu kommt dann noch CX. Das kann aus Sicht der DSAG nicht funktionieren. Sie hat das Szenario den SAP-Entscheidungsträgern vorgestellt, die sich dem Problem annehmen wollen.
Fortschritte bei der indirekten Nutzung
Ein weiteres Dauerthema – auch in Krisenzeiten – ist die indirekte Nutzung. Das von SAP vorgestellte neue Lizenzmodell "Digital Access Adoption Programm (DAAP)" wurde bis Ende Dezember 2021 verlängert. Das Programm war die Antwort von SAP auf die Unzufriedenheit der Unternehmen mit der indirekten Lizenzierung. Diese bezieht sich darauf, dass SAP-Kunden für die indirekte Nutzung ihrer Software über Anwendungen von Drittanbietern belastet wurden.
Dank des Programms haben Firmen die Option, für die indirekte Nutzung von SAP-ERP-Systemen auf ein neues Modell der Lizenzierung umzustellen. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten. Bei der ersten wird die Vertragshistorie ignoriert und das Unternehmen bekommt kostenneutral die notwendigen Dokumente. Fakt ist aber auch, dass der Kunde einen 15-prozentigen Zuwachs an neu hinzukommenden Dokumenten erwerben muss, also vorab ein gewisses zukünftiges Wachstum lizenziert. Eine zweite Option verschafft einen Rabatt von 90 Prozent auf die gesamte Anzahl der abrechnungsrelevanten Dokumente.
Networking als das A & O
Viele Unternehmen wägen derzeit noch ab, was für sie der beste Weg ist. Dementsprechend beobachtet die DSAG bisher noch keine Veränderungen im großen Stil. Insgesamt sind die Umstellungen bei der indirekten Nutzung jedoch ein positives Signal. Je nach individueller Kundensituation können sich vielversprechende Lösungen ergeben. Aber es kann natürlich auch sein, dass es sich für manche Organisationen eher lohnt, die bestehende Situation beizubehalten. Die Unternehmen müssen hier ganz genau abwägen und entscheiden.
Ursprünglich hatte der Softwarehersteller erwartet, dass die Umstellung auf das neue Lizenzprogramm für viele Kunden zu geringen oder gar keinen Netto-Neukosten führt. Diese Prognose ist jedoch leider nicht eingetroffen. Fakt ist: Unternehmen brauchen einen langen Atem in Verhandlungen mit SAP. Es war auch die Rede davon, dass kein Kunde wegen Verstößen gegen Lizenzbestimmungen in der Vergangenheit bestraft wird. Statt abzustrafen, findet gemeinsam eine Suche nach Auswegen statt.
Insgesamt empfiehlt die DSAG Unternehmen bei der Suche nach passenden Lizenzmodellen jedoch immer wieder den Austausch innerhalb der Anwendergruppe. Im Arbeitskreis Lizenzen finden sie Unternehmensvertreter, die sich sehr gut auskennen. Gerade in Sachen Lizenzen ist Networking das A & O.
Fazit
Die Corona-Krise hat Auswirkungen auf das Lizenzmanagement der SAP-Anwenderunternehmen, sowohl was das On-Premises- als auch das Cloudgeschäft betrifft. Ein vertikales Lizenzmodell, das bestehende Lizenzierungen für die Cloud berücksichtigt, wäre aus Sicht der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe ein großer Schritt für SAP und die Kunden, um hybride Landschaften voranzubringen. Außerdem braucht es in Zeiten sich massiv verändernder Geschäfte ein Preismodell, das für Kunden mit On-Premises-Lizenz einen günstigeren Preis in der Cloud anbietet.
(ln)
Walter Schinnerer ist Fachvorstand der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG)