ADMIN
2021
03
2021-03-01T12:00:00
IT-Automatisierung
SCHWERPUNKT
098
Automatisierung
Ansible
Automatisierung mit SAP Landscape Management
Wider die Admin-Routine
von Anisa Karajbic
Nils Krugmann
Veröffentlicht in Ausgabe 03/2021 - SCHWERPUNKT
Systemkopien und manuelle Post-Copy-Nachbearbeitungen verschlingen Zeit und binden wertvolle IT-Ressourcen. Durch die Einführung von SAP Landscape Management lässt sich die Verwaltung komplexer SAP-Landschaften automatisieren – alle Wartungsvorgänge sind zentral steuerbar. Wir zeigen, wie Updatevorgänge dadurch nur noch einen Bruchteil der bisherigen Zeit benötigen.
Wenn größere Unternehmen SAP im Einsatz haben, geht es selten um "das eine System". Vielmehr ist meist eine komplexe Landschaft aus mehreren, verteilten SAP-Systemen zu managen, die
jeweils noch mit Drittanwendungen verknüpft sind. Bereits grundlegende Verwaltungsvorgänge wie das Starten und Stoppen der einzelnen Systeme im Rahmen der Wartung erfordern Konzentration und Erfahrung. Oft laufen aber auch mehrere Test- und Produktivsysteme parallel und es sind zahlreiche Updates zu managen – mit allen notwendigen Abgleichungen und Überprüfungen, die ohne Automatisierung sehr viel Zeit kosten.
Diese langwierigen Abläufe binden wertvolle IT-Ressourcen, die in den meisten Unternehmen ohnehin knapp sind und dringend für Digitalisierungsaufgaben benötigt werden. Die Arbeitsbelastung nimmt im Rahmen der Umstellung auf S/4HANA noch zu, wenn die entsprechenden Testsysteme zu managen und in Produktivsysteme zu überführen sind. Die Digitalisierung und der Umzug auf S/4HANA sind daher für viele Unternehmen der Auslöser, eine nachhaltige Automatisierungslösung im IT-Management zu suchen.
Wenn größere Unternehmen SAP im Einsatz haben, geht es selten um "das eine System". Vielmehr ist meist eine komplexe Landschaft aus mehreren, verteilten SAP-Systemen zu managen, die
jeweils noch mit Drittanwendungen verknüpft sind. Bereits grundlegende Verwaltungsvorgänge wie das Starten und Stoppen der einzelnen Systeme im Rahmen der Wartung erfordern Konzentration und Erfahrung. Oft laufen aber auch mehrere Test- und Produktivsysteme parallel und es sind zahlreiche Updates zu managen – mit allen notwendigen Abgleichungen und Überprüfungen, die ohne Automatisierung sehr viel Zeit kosten.
Diese langwierigen Abläufe binden wertvolle IT-Ressourcen, die in den meisten Unternehmen ohnehin knapp sind und dringend für Digitalisierungsaufgaben benötigt werden. Die Arbeitsbelastung nimmt im Rahmen der Umstellung auf S/4HANA noch zu, wenn die entsprechenden Testsysteme zu managen und in Produktivsysteme zu überführen sind. Die Digitalisierung und der Umzug auf S/4HANA sind daher für viele Unternehmen der Auslöser, eine nachhaltige Automatisierungslösung im IT-Management zu suchen.
Tatsächlich gibt es eine solche Lösung bereits: Mit dem SAP Landscape Management (LaMa) hat die Walldorfer Softwareschmiede über die Jahre ein adäquates Werkzeug entwickelt – ursprünglich für den eigenen Bedarf. Anfang der 2000er Jahre unter dem Namen Adaptive Computing Controller (ACC) eingeführt, kam das neue Tool zunächst in den eigenen Rechenzentren zum Einsatz, um Systeme zentral zu verwalten. Schon bald wurde auch der Bedarf auf der Kundenseite erkannt und in Anwenderversionen umgesetzt, die eine kontinuierliche Weiterentwicklung erfuhren. Aktuell steht SAP LaMa für die Anwender in zwei Varianten zur Verfügung: in einer kostenfreien (in der Lizenz enthaltenen) Grundversion und in der erweiterten Enterprise Version.
Zentrale Steuerung der kompletten SAP-Landschaft
Mit SAP LaMa ist die komplette IT-Landschaft zentral steuerbar. Allein daraus ergibt sich ein großer Mehrwert, etwa in der Wartung, beim Starten und Stoppen der einzelnen Systeme. Denn gerade bei größeren Systemen sind hierbei bestehende Abhängigkeiten zu berücksichtigen und die richtige Reihenfolge einzuhalten, also etwa zunächst die Applikationsschicht und danach die Datenbankschicht herunterzufahren.
Dazu braucht es Hintergrundwissen und Erfahrung. In LaMa laufen diese Prozesse automatisiert. Dabei sind alle Abhängigkeiten berücksichtigt und es ist sichergestellt, dass die Systeme stets in der korrekten Reihenfolge heruntergefahren und gestartet werden. Sichere Bedienung und Fehlerminimierung sind grundsätzlich Argumente für den Einsatz des Tools: Vor jedem Hochfahren der Systeme laufen bis zu 200 automatisierte Custom Checks im Hintergrund. Damit lassen sich viele manuelle Fehler vermeiden. Ein Beispiel: Beim SAP Kernel ist bekanntlich zur jeweiligen Version des Applikationsteils auch die passende Version des Datenbankteils auszuwählen. Stimmt die Kombination dieser Versionen nicht, kann es in der Folge zu Fehlern kommen, was beim Hochfahren aber zunächst unbemerkt bleibt. SAP LaMa gibt in diesem Fall automatisch noch vor dem Start eine Warnmeldung aus.
Über kundenspezifische Skripterweiterungen (Hooks) lassen sich die Start- und Stopp-Bedingungen zusätzlich an die Besonderheiten der eigenen IT-Landschaft anpassen. Speziell auf die Nutzung von S/4 HANA zugeschnitten ist die Failover-Funktion auf Knopfdruck. Damit ist die sekundäre Datenbank sofort als primäre Datenbank einsetzbar. In all diesen Fällen setzt die Bedienung keine langjährigen IT-Erfahrungen voraus.
Taskplanung und Performancemanagement
Unternehmen können SAP LaMa zudem zur Verbesserung ihres Performancemanagements nutzen. Über eine Zeitsteuerung lassen sich Teile des Systems herunter- und wieder hochfahren, sowohl in den eigenen Rechenzentren als auch in der Cloud. Wird etwa übers Wochenende das in dieser Zeit nicht genutzte Entwicklungssystem abgeschaltet, so fallen im Cloudbetrieb entsprechend geringere Nutzungsentgelte an. Beim Betrieb mit eigenen Servern lassen sich dagegen einzelne Server bedarfsgerecht umwidmen, indem zum Beispiel Teile der Applikationsserver für die Durchführung der Monatsabschlüsse Verwendung finden.
Mehrere in der Praxis hilfreiche Szenarien sind also bereits mit der Grundversion umsetzbar. Die kostenpflichtige Enterprise-Version enthält darüber hinaus Virtualisierungs- und Cloudfunktionen und ermöglicht die Anbindung von Drittsystemen. Somit lassen sich beispielsweise Testsysteme bequem in Clouds anderer Anbieter verschieben. Der entscheidende Vorteil dieser erweiterten Version aber liegt in der Post-Copy-Automatisierung: Systemkopien lassen sich damit Ende-zu-Ende automatisiert durchführen.
Für wen lohnt sich der Einsatz? Für Anwender mit häufigen Systemupdates gilt eine klare Empfehlung. Das betrifft neben Host- und Serviceanbietern auch viele produzierende Unternehmen: 24/7-Betrieb, verteilte Standorte und Rechenzentren, Anbindung der Maschinensysteme sowie häufige Updates sind die Hauptkriterien.
Automatisierung am Beispiel Systemkopien
Wollen Anwender Releases durchführen oder im Rahmen von Updates oder Upgrades, etwa beim Umstieg auf S/4HANA, neue Funktionalitäten testen, sind ständig Systemkopien nötig. Da SAP LaMa solche praktisch auf Knopfdruck erstellt und die Nachbearbeitung komplett automatisiert abläuft, lassen sich die Durchführungszeiten signifikant reduzieren.
Ein Beispiel aus der Praxis: Bei einem Automobilzulieferer mit komplexer SAP-Landschaft wurde LaMa eingeführt. Nach der Implementierung erfordert ein kompletter Refresh-Vorgang nicht mehr wie zuvor zwei Wochen Zeit, sondern ist nun innerhalb weniger Stunden abgeschlossen. Die Anzahl der möglichen System-Refreshs pro Jahr stieg von 28 auf 260. Zum anderen ließ sich der Aufwand für Routine-Administration signifikant verringern. Im Fall des Automobilzulieferers müssen die IT-Mitarbeitenden nach der Automatisierung durch SAP LaMa nur noch zehn Prozent der zuvor benötigten Zeit für die administrativen Tätigkeiten aufwenden.
Compliance durch Automatisierung
Ein häufig unterschätzter Aspekt: SAP LaMa erstellt zuverlässig konsistente Systemkopien. In der täglichen Praxis der IT-Abteilungen sieht das oft noch anders aus: Zwar gibt es klare Richtlinien, wie die Kopien zu erstellen sind, trotzdem hat aber jeder IT-Experte eine eigene Handschrift, sodass sich die einzelnen Kopien immer unterscheiden. Die Details sind nicht leicht nachzuvollziehen, da die Dokumentation erfahrungsgemäß nicht oberste Priorität hat. Mögliche Fehler können dann unentdeckt bleiben.
Gerade bei Banken und Versicherungen, wo aus Compliance-Gründen in der Regel sogar das Integrationssystem 1:1 wie das Produktivsystem aufgebaut ist, sind Abweichungen bei den Systemkopien ein Störfaktor. Demgegenüber sind die maschinell erzeugten Systemkopien immer gleich und mögliche Fehler lassen sich somit schnell finden und zentral beheben.
Customizing und externe Unterstützung
Die Einführung von SAP LaMa ist zügig umsetzbar, setzt aber spezifisches Know-how voraus. SAP Systeme sind bekanntlich individuell an die Unternehmen angepasst und entsprechend muss das Landscape Management adaptiert werden. Anwender, die das im Alleingang versuchen, zahlen oft doppelt: zunächst mit den eigenen Ressourcen, bevor dann doch Ausgaben für einen externen Dienstleister fällig werden.
Die Unterstützung durch Experten, die über Erfahrung und Best-Practice-Ansätze in der Adaption und Einführung des Managementtools verfügen, ist daher meist der sichere Weg. Der Schwerpunkt der Projekte beim Kunden ist jeweils das Customizing des Tools. Nach dem Aufsetzen des neuen Systems übernimmt der Dienstleister in der Regel nur die erste Systemkopie, die folgenden Aktionen kann das Kundenunternehmen dann leicht selbst umsetzen.
Fazit
SAP Landscape Management gewinnt vor dem Hintergrund des Wechsels zu S/4HANA an Relevanz für die Anwender und kommt nach wie vor bei SAP selbst zum Einsatz. Beides spricht dafür, dass der Hersteller das Tool langfristig unterstützen und weiterentwickeln wird. Künftig wird auch die Ausweitung auf Nicht-SAP-Systeme eine wichtige Rolle spielen. Betreibern komplexer SAP-Landschaften hilft die Automatisierungslösung in jedem Fall, Zeit zu sparen und erfahrene IT-Kräfte von Routine-Aufgaben zu befreien.
(ln)
Nils Krugmann ist Head of SAP Advisory & Managed Services sowie SAP Program & Unit Manager bei der Seven Principles Mobility GmbH. Anisa Karajbic ist Vorstand bei der Talentschmiede Unternehmensberatung AG.