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2021

05

2021-05-01T12:00:00

Hybrid Cloud

TESTS

014

Hybrid Cloud

Cloud

Cohesity Helios Data Platform

Weit mehr als nur Backup

von Dr. Jens-Henrik Söldner

Veröffentlicht in Ausgabe 05/2021 - TESTS

Backupprodukte für virtuelle und physische Infrastrukturen gibt es inzwischen viele. Cohesity Helios Data Platform des gleichnamigen US-amerikanischen Herstellers verfügt über Funktionen, die über ein reines Backup- und Disaster-Recovery-Produkt weit hinausgehen. So ist etwa ein Schutz vor Ransomware ist mit an Bord und Nutzer können das System auf Wunsch als Dateiserver-Ersatz betreiben. Im Test überzeugte die Plattform durch ihre Vielseitigkeit und die intuitive Benutzeroberfläche.

Die Problematik, der sich Cohesity annimmt, ist nicht nur das klassische Backup- und Recovery-Szenario. Das Unternehmen setzt hier deutlich tiefer an aufgrund der Erkenntnis, dass es sich bei Daten um eine strategische Ressource handelt, die in den meisten Unternehmen nicht adäquat verwaltet wird. Besonderes Augenmerk widmet Cohesity dabei den Informationen, die nicht als besonders zeitkritisch klassifiziert sind und keine High-Latency-Anforderungen erfüllen müssen – im Gegensatz zu Primärdaten, die typischerweise auf schnellen SAN- oder NAS-Systemen im Rechenzentrum liegen. Bei den von Cohesity adressierten nicht-kritischen Daten handelt es sich um Dateien in Windows- und Unix-Dateifreigaben sowie Objektspeichern, Archivdaten, Files und virtuelle Platten für Entwicklungs- und Testsysteme und eben auch Backupdaten.
Schätzungen zufolge sind nur 20 Prozent der im Unternehmen vorhandenen Daten Primärdaten, der Löwenanteil entfällt auf die nicht zeitkritischen Files. Problematisch dabei ist, dass diese in den meisten Unternehmen hochgradig fragmentiert in vielen verschiedenen Systemen liegen: auf Backupservern und deren angeschlossenen Plattensystemen, auf spezialisierten Deduplikations-Appliances, in klassischen Windows- und Unix-Fileservern. Selten sind diese massenhaft fragmentierten Daten unter zentraler Kontrolle. Der übliche Fall ist eher, dass sie in mehreren redundanten Kopien über Systeme hinweg vorliegen. Mit dem Aufkommen von Cloud-Computing gestaltet sich die Situation noch komplexer: Zwar ist es hier einfacher, hochskalierbare Dateidienste aufzusetzen, allerdings benötigen diese nun herstellerspezifische APIs für den Zugriff auf Objektspeicher wie AWS S3 oder Microsofts REST-API für Azure Blob.
Durchdachte Architektur
Das Herzstück der Cohesity-Plattform ist ein eigen entwickeltes Dateisystem namens SpanFS – die DataPlatform. Primäres Designziel bei der Entwicklung von SpanFS war es, über minimal drei Knoten von x86-basierten Systemen ein verteiltes Dateisystem zu schaffen. Das sollte in der Lage sein, sämtliche nicht SLA-kritischen Daten wie Backups, Dateien, Elemente in Objektspeichern, virtuelle Maschinen für Test- und Entwicklungszwecke und Rohdaten für Data Analytics effizient zu verwalten. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt Cohesity auf eine "Web-Scale"-Architektur. Anstelle von wenigen Scale-up-Servern mit massiven Hardwareressoucen kommt bei Cohesity ein dynamisch erweiterbarer Cluster von hyperkonvergierten Serverknoten zum Einsatz, auf dem das SpanFS komplett verteilt läuft und ohne einen dedizierten Master-Knoten auskommt.
Die Problematik, der sich Cohesity annimmt, ist nicht nur das klassische Backup- und Recovery-Szenario. Das Unternehmen setzt hier deutlich tiefer an aufgrund der Erkenntnis, dass es sich bei Daten um eine strategische Ressource handelt, die in den meisten Unternehmen nicht adäquat verwaltet wird. Besonderes Augenmerk widmet Cohesity dabei den Informationen, die nicht als besonders zeitkritisch klassifiziert sind und keine High-Latency-Anforderungen erfüllen müssen – im Gegensatz zu Primärdaten, die typischerweise auf schnellen SAN- oder NAS-Systemen im Rechenzentrum liegen. Bei den von Cohesity adressierten nicht-kritischen Daten handelt es sich um Dateien in Windows- und Unix-Dateifreigaben sowie Objektspeichern, Archivdaten, Files und virtuelle Platten für Entwicklungs- und Testsysteme und eben auch Backupdaten.
Schätzungen zufolge sind nur 20 Prozent der im Unternehmen vorhandenen Daten Primärdaten, der Löwenanteil entfällt auf die nicht zeitkritischen Files. Problematisch dabei ist, dass diese in den meisten Unternehmen hochgradig fragmentiert in vielen verschiedenen Systemen liegen: auf Backupservern und deren angeschlossenen Plattensystemen, auf spezialisierten Deduplikations-Appliances, in klassischen Windows- und Unix-Fileservern. Selten sind diese massenhaft fragmentierten Daten unter zentraler Kontrolle. Der übliche Fall ist eher, dass sie in mehreren redundanten Kopien über Systeme hinweg vorliegen. Mit dem Aufkommen von Cloud-Computing gestaltet sich die Situation noch komplexer: Zwar ist es hier einfacher, hochskalierbare Dateidienste aufzusetzen, allerdings benötigen diese nun herstellerspezifische APIs für den Zugriff auf Objektspeicher wie AWS S3 oder Microsofts REST-API für Azure Blob.
Durchdachte Architektur
Das Herzstück der Cohesity-Plattform ist ein eigen entwickeltes Dateisystem namens SpanFS – die DataPlatform. Primäres Designziel bei der Entwicklung von SpanFS war es, über minimal drei Knoten von x86-basierten Systemen ein verteiltes Dateisystem zu schaffen. Das sollte in der Lage sein, sämtliche nicht SLA-kritischen Daten wie Backups, Dateien, Elemente in Objektspeichern, virtuelle Maschinen für Test- und Entwicklungszwecke und Rohdaten für Data Analytics effizient zu verwalten. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt Cohesity auf eine "Web-Scale"-Architektur. Anstelle von wenigen Scale-up-Servern mit massiven Hardwareressoucen kommt bei Cohesity ein dynamisch erweiterbarer Cluster von hyperkonvergierten Serverknoten zum Einsatz, auf dem das SpanFS komplett verteilt läuft und ohne einen dedizierten Master-Knoten auskommt.
Beim Hinzufügen oder Entfernen von Knoten werden die Daten automatisch über die Knoten verteilt. Die Kunden profitieren so von einer linearen Skalierbarkeit: Ist eine höhere Kapazität erforderlich, können sie einfach einen oder mehrere Knoten hinzufügen und die Umgebung wächst in Kapazität und Leistungsfähigkeit. Um unterschiedliche Performance-Anforderungen zu bedienen, setzt SpanFS intern auf Storage-Tiers. Schnelle SSDs lassen sich mit großen HDDs kombinieren. Nachdem Cohesity zunächst immer hybride Knoten (SSDs und HDDs) ausgeliefert hat, bietet der Hersteller inzwischen auch All-Flash-Knoten für höchste Ansprüche an die Geschwindigkeit an. Zudem lässst sich die Kapazität ohne weitere Lizenzkosten über cloudbasierten Speicher erweitern, zum Beispiel zu Archivzwecken. Anhand von IO-Profilen für die unterschiedlichen Workloads entscheidet Cohesity, in welchem Storage-Tier die eingehenden Daten gespeichert werden.
Der Zugriff auf SpanFS erfolgt über die Access-Schicht. Hier bietet SpanFS die standardisierten Protokolle SMB, NFS, Swift sowie S3 an, zusätzlich noch ein proprietäres Protokoll zur Kommunikation mit Cohesitys Backupdienst DataProtect. Innerhalb des Cohesity-Clusters lassen sich eine beliebige Zahl von Dateifreigaben und S3-Buckets gleichzeitig betreiben. Diese Freigaben verteilt der Cluster komplett über die Knoten hinweg, sodass die Arbeitslast gleichmäßig aufgeteilt ist und keine Engstelle entsteht. Der Zugriff auf die Freigaben erfolgt über eine virtuelle IP-Adresse und der Cluster verteilt die eingehenden Anfragen dann über alle Knoten hinweg. Alle Freigaben nutzen die Funktionen des SpanFS-Dateisystems, um die Daten über alle Knoten global zu deduplizieren, sowie die eingebauten Features wie Verschlüsselung, Snapshots und Indizierung von Dateien und Objekten sowie Suchfunktionen.
Bild 1: Cohesitys verteiltes Dateisystem SpanFS stellt umfassende Funktionen für Backup und Dateiablage bereit und bietet flexible Zugriffsmöglichkeiten.
Deduplizierung und Snapshots im Fokus
Besonderes Augenmerk bei der Entwicklung des Dateisystems hat Cohesity auf Deduplizierung und Snapshots gelegt. Die Deduplizierung erfolgt über einen Algorithmus, der mit variablen Blockgrößen arbeitet, was im Vergleich zu festen Blockgrößen zu einer besseren Speicherplatzeffizienz führt, aber auch höhere Anforderungen an die Rechenleistung mit sich bringt. Administratoren können zudem einstellen, ob die Daten bereits inline bei ihrem Eintreffen im Cohesity-Cluster oder post-process im Nachgang oder alternativ gar nicht dedupliziert werden sollen. Mit seiner Deduplikationstechnik, die über einen dynamisch erweiterbaren Cluster hinweg funktioniert, kann Cohesity definitiv punkten.
Das gleiche positive Bild zeigt sich bei der Snapshot-Funktionalität: Normalerweise verschlechtert sich durch die Verwendung von Snapshots in herkömmlichen Speichersystemen und auch bei Hypervisoren die Geschwindigkeit mit dem ersten und jedem weiteren Snapshot. Dies liegt daran, dass Snapshots üblicherweise hintereinander verlinkt sind und im schlimmsten Fall die komplette Kette von Daten durchlaufen müssen, um auf den richtigen Block zuzugreifen. Cohesity geht hier einen anderen Weg und hat mit der SnapTree getauften Technik einen Algorithmus auf Basis einer sogenannten B+-Baumstruktur gefunden und diesen auf die verteilte Umgebung angepasst. Eine Verkettung lässt sich dadurch komplett vermeiden und Nutzer können beliebig viele Snapshots anlegen, ohne dass es zu Performanceeinbußen kommt. Cohesity stellt mit seiner SpanFS-basierten Architektur so den aktuellen Stand der Technik dar und kombiniert mit seinem verteilten Dateisystem sowohl Deduplikation als auch Snapshot-Techniken auf geschickte Weise.
Cohesity Helios Data Platform
Produkt
Hyperkonvergente Appliances mit integrierter Datensicherungssoftware und weitgehenden und umfassenden Funktionen für das Datenmanagement
Hersteller
Cohesity
Preis
Der Einstiegspreis liegt für das Starter-Bun-dle mit drei Knoten und 24 TByte Kapazität bei 19.900 Euro. Darin enthalten ist außerdem die Software-Subscription und Support für ein Jahr sowie eine unbegrenzte Archivierungsmöglichkeit in der Cloud. Generell erfolgt die Lizenzierung basierend auf der Kapazität.
Systemanforderungen
Für die Bereitstellung von Cohesity als virtuelles System ist ein vorhandener Hypervisor, etwa VMware, Hyper-V oder KVM, nötig. Für Edge-Systeme bedarf es einer Höheneinheit zum Einbau eines Knoten in ein Rack-System. Für Datacenter-Systeme sind minimal zwei Höheneinheiten zum Einbau eines Drei- oder Vierknoten-Clusters in ein Rack-System Voraussetzung.
Technische Daten
Demo-Umgebung für erste Tests
Um die Einrichtung und den Betrieb der Helios Data Platform zu testen, haben wir vom Hersteller zunächst ein geführtes Onlinelabor angefordert und prompt zur Verfügung gestellt bekommen. Kunden, die für einen ersten Einblick an einer geführten Demo der Cohesity-Plattform in einer virtualisierten Umgebung Interesse haben, können mit dem Hersteller Kontakt aufnehmen und bekommen dann kostenfrei eine Umgebung zugewiesen.
Im nächsten Schritt haben wir Cohesity als virtuelle Appliance unter VMware vSphere 7.0 selbst installiert und als Fileserver sowie als Backupumgebung für die vSphere-Landschaft und ausgewählte Clouddienste eingerichtet. Das Setup verlief dabei problemlos, in weniger als 15 Minuten war der virtuelle Cohesity-Testcluster als Einzel-VM einsatzfähig. Danach konnten wir mit dem Anlegen von Sicherungsjobs beginnen.
Bild 2: Cohesitys HTML5-Oberfläche bündelt alle Funktionen unter einem Dach und ist intuitiv bedienbar.
Hardware und Ausstattung
Cohesity wird als Cluster mit mindestens drei Servern ausgeliefert. Für Testzwecke steht auch eine virtuelle Maschine zur Verfügung. Das System lässt sich mit gleicher Hardware linear erweitern; Kunden, die mehr Kapazität benötigen, müssen lediglich einen oder mehrere Server nachkaufen und den bestehenden Cluster mit diesen erweitern. Anders als bei vielen Storage-Herstellern gibt es bei Cohesity keine speziellen Aufpreise für nachträgliche Erweiterungen. Bei der Hardware hat der Kunde die Auswahl: Bestehen Lieferverträge mit HPE oder Cisco, können die Cohesity-Appliances direkt über den präferierten Serverhersteller bestellt werden. Weitere Anbieter wie DELL oder Fujitsu sind ebenfalls verfügbar, Lenovo kommt in Kürze dazu.
Hat der Kunde keine speziellen Präferenzen, ist das Cohesity-Produkt komplett flexibel hinsichtlich der Serverhardware, Public-Cloud-Nutzung oder Service-Provider-Modellen. Allerdings erlaubt Cohesity kein Mischen der Maschinentypen innerhalb eines Clusters, auch wenn die Software dies prinzipiell ermöglichen würde. Gerade neu eingeführt hat Cohesity ein kostengünstiges Dreiknoten-"Starter Bundle", um auch Kunden mit kleineren Umgebungen den Einstieg in die Plattform zu erleichtern. Dieses Bundle bietet 24 TByte Kapazität und die Möglichkeit, beliebig viele Daten ohne weitere Lizenzkosten in der Cloud zu archivieren.
Benutzeroberfläche aus einem Guß
Nach der Einrichtung der virtuellen Testumgebung meldeten wir uns mit dem Browser auf dem Cohesity-Cluster an. Gleich bei der ersten Bedienung fällt die aufgeräumte und äußerst schnell reagierende HTML5-Oberfläche auf. Erfreulich im Unterscheid zu anderen Produkten: Nutzer können sämtliche Anwendungsfälle aus dieser Oberfläche heraus bedienen, egal ob es sich um Backup und Recovery beliebiger Quellen inklusive Microsoft 365, die Verwaltung von Dateifreigaben, Zusatzfunktionen aus dem Marketplace wie die Durchführung von Vulnerability Checks oder Virenscans handelt.
Bei anderen Herstellern finden sich für diese doch recht unterschiedlichen Szenarien oft mehrere eigenständige Produkte, Cohesity hingegegen liefert alles unter einem Dach. Ebenfalls beeindruckt die Oberfläche mit einer äußerst eingängigen Bedienung. Ohne Studium von Schulungsunterlagen oder Dokumentation sind die administrativen Schritte innerhalb der Oberfläche intuitiv begreifbar. Für Troubleshooting und Automatisierungszwecke stellt der Cohesity-Cluster zudem eine Kommandozeilenumgebung und eine REST-API zur Verfügung.
Einfaches Backup und Recovery
Nach dem Ausrollen der virtuellen Appliance und einem ersten Vertrautmachen mit der Admin-Oberfläche stiegen wir im Test mit der Backup- und Recovery-Funktionalität ein. Die Einrichtung des ersten Sicherungsjobs ging erfreulich schnell und einfach von der Hand. Wir nahmen im Test den direkten Einstieg über den Menüpunkt "Data Protection" im Hauptmenü des HTML5-Dashboards vor und legten direkt über dem "+"-Symbol einen neuen Sicherungsauftrag an, ohne im Vorfeld irgendetwas konfiguriert zu haben. Bereits hier fiel uns die intuitive Bedienweise und die schnell reagierende UI positiv auf.
Im nächsten Schritt definierten wir die Quelle – die Auswahl lässt keine Wünsche übrig: virtuelle Server, physische Server als Image und dateibasiert, Datenbanken auf MS-SQL-, Oracle- und Amazon RDS-Basis, Microsoft 365, Active Directory und Exchange waren nur einige der unterstützten Backupquellen. Virtuelle Server bilden dabei eine Überkategorie: Hinzufügen lassen sich erwartungsgemäß einzelne ESXi-Server, vSphere über vCenter, der im Service-Provider-Umfeld häufig eingesetzte VMware Cloud Director bis hoch zur aktuellen Version 10.x sowie HyperV in den verschiedenen Varianten (Standalone oder als Cluster, angebunden über den System Center Virtual Machine Manager).
Neben den beiden großen Hypervisor-Anbietern unterstützt Cohesity als Backupquelle auch den Hypervisor Nutanix Acropolis sowie Red Hat RHV und Cloud-VMs in Google GCP, AWS und Azure direkt aus einem einzigen Menü heraus. Container-Umgebungen auf Basis von Kubernetes und VMware Tanzu sind momentan in Kombination mit VMware Velero ebenfalls unterstützt, mit dem nächsten Update sollen weitere kommerzielle Kubernetes-Distributionen folgen.
Bild 3: Neben VMware und HyperV unterstützt Cohesity auch Cloud-VMs sowie Nutanix und Red Hats Hypervisoren als Backupquelle.
In unserem Test verwendeten wir als Quellen eine vSphere-7.0-Umgebung sowie Microsoft 365, Azure und die Google-Cloud. Im Folgenden konzentrieren wir uns auf die Einrichtung anhand von vSphere. Die Anbindung des vCenter-Systems findet direkt im Assistenten für die Erstellung einer Sicherung statt. Dabei bietet Cohesitys UI einige nützliche und wichtige Optionen an, wie die Auswahl des Netzwerksegments für den Backupverkehr oder eine Beschränkung der Backupbandbreite, wenn es zu Performanceproblemen auf der Quellseite kommen sollte. Diese Optionen lassen sich im Nachgang alle anpassen. Wir haben es im Test bei den Standardeinstellungen belassen.
Danach präsentierte der Assistent sofort die Inventarstruktur unserer vSphere-Umgebung. VMs können bequem einzeln oder gruppenweise aus der physischen oder logischen Ansicht wie vom vSphere-Client gewohnt hinzugefügt werden. Bereits hier stellten wir fest, dass die Navigation innerhalb Cohesitys HTML5-Oberfläche flüssig von der Hand geht, sodass die Arbeit innerhalb der Umgebung fast schon Spaß macht – was sich nicht von vielen Weboberflächen behaupten lässt. Danach gaben wir dem Auftrag einen Namen ("Protection Group") und wählten aus den bereits vordefinierten Sicherungsvorgaben ("Policies") eine aus beziehungsweise hatten auch die Möglichkeit, gleich eine eigene anzulegen. Die Policies bestimmen die Häufigkeit der Sicherung und die Aufbewahrungsdauer.
Nach der Auswahl der Policy blendete die UI als Nächstes ein Dropdown-Feld für die "Storage Domain" ein. Hierbei handelt es sich um ein logisches Backupziel innerhalb des Cohesity-Clusters. Eine Storage-Domain ist bereits vordefiniert und sieht Inline-Deduplikation und -Komprimierung der Backupdaten vor. Bei Bedarf lassen sich weitere Storage-Domains anlegen und Angaben hinsichtlich Deduplizierung, Komprimierung, Verschlüsselung sowie optional Quotas und Auslagerung in die Public Cloud machen. Auch hier verbirgt sich eine positive Überraschung: Die großen Public-Cloud-Anbieter sind alle unterstützt inklusive der Oracle-Cloud und auch generische S3-kompatible Speicher werden angeboten.
Bild 4: Über Policies sind Einstellungen bezüglich Backup-Häufigkeit und Aufbewahrung der Backups hinterlegt und müssen nicht bei jedem Backupjob neu definiert werden.
Vor dem Abschluss der Definition des Backupjobs stehen noch fortgeschrittene Einstellungen zur Verwendung von Storage-Snapshots, applikationskonsistenten Backups, Indizierung und einige mehr zur Verfügung. Nach Klick auf "Protect" war der Sicherungsauftrag definiert und ließ sich sofort starten. Danach haben wir die Wiederherstellung getestet und Sicherungen und Wiederherstellungen von anderen Backupquellen (Cloud und Microsoft 365) durchgeführt, was zügig und einwandfrei funktionierte.
Ein paar Kleinigkeiten gilt es jedoch zu beachten: Die granulare Wiederherstellung einzelner Exchange-Postfächer und E-Mails bietet Cohesity nicht direkt aus der Weboberfläche an, sondern hat dies auf eine separate Oberfläche ausgelagert, die in einer virtuellen Maschine läuft. Technisch setzt Cohesity hier, wie praktisch alle anderen Hersteller auch, auf die bewährte Technologie von Kroll Ontrack, die Cohesity als OEM lizenziert hat und die der Kunde relativ günstig als Extralizenz zukaufen kann.
Dass die granulare Wiederherstellung nicht direkt über die HTML5-Oberfläche geschieht, erscheint nur auf den ersten Blick als Nachteil. So ist es möglich, gezielt Berechtigungen auf diese Funktionalität zu vergeben, ohne den Exchange- und Microsoft-365-Administratoren Berechtigungen innerhalb des Hauptportals zu geben. Ebenfalls möglich ist die Wiederherstellung von VMs auf physischen Servern (Bare Metal Recovery) im großen Stil, hier hat Cohesity eine Integration mit dem Bare-Metal-Recovery-Spezialisten Cristie Software im Portfolio, die bei Bedarf über den eingebauten Appstore lizenziert werden kann.
Insgesamt verbleibt nach unserem Test der Backup- und Recovery-Funktionen ein äußerst positiver Eindruck. Eine so umfassende und mächtige Datensicherungssoftware, die alle Funktionen in einer einzigen einfach zu bedienenden Oberfläche und Appliance vereint, die neben Datensicherung und -wiederherstellung auch weitere Funktionen bündelt, ist auf dem Markt einzigartig. Viele der Funktionen sprengen den Rahmen unseres Tests, wie das Feature der unveränderbaren Backups (Immutability-Eigenschaft), das bei Ransomware-Angriffen dafür sorgt, dass Angreifer die Sicherungsdateien nicht verändern können.
Der Kauf von zusätzlichen Produkten ist damit nicht mehr notwendig. Über eine native Tape-Funktionalität verfügt Cohesity allerdings nicht. Als Next-Gen-Data-Management-Plattform konzentriert sich Cohesity auf Cloudspeicher für die Langzeitarchivierung und unterstützt die Anbindung von traditionellen Bandlaufwerken über den Dritthersteller Qstar, der auch über Cohesity bezogen werden kann.
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Ein Strauß an weiteren Funktionen
Im Test haben wir auch die weiteren Funktionen betrachtet, die die Cohesity-Plattform neben Backup- und Recovery-Aspekten noch bietet, etwa Cohesity SmartFiles: Dazu gehören File-Services via SMB, NFS und S3. Cohesity eignet sich nach unserem ersten Eindruck und den Aussagen der befragten Kunden dazu, klassische Dateiserver und bestehende NAS-Filer zu konsolidieren. Hierfür bietet der Hersteller einen Migrationsassistenten für den Komplettumzug an. Außerdem lassen sich marktgängige NAS-Filer via Agent mit Cohesity verknüpfen und bestimmte Daten für den Benutzer transparent auf Cohesity verlagern. Dadurch, dass Cohesity die Daten auf Wunsch indiziert, können Kunden die Informationen auch analysieren, etwa auf die Speicherung besonders sensibler Daten hin.
Ebenso im Produkt enthalten sind Funktionen für Test- und Entwicklungsumgebungen. So lassen sich in Cohesity gesicherte VMs einfach in vSphere hochfahren, um manuell oder über die API automatisiert weitgehende Tests durchzuführen. Kunden, die an der Automatisierung interessiert sind, finden im "Cohesity Developer Portal" [1] einen ersten Einstieg und in den dort verlinkten GitHub-Repositories viele Code Beispiele für Automatisierungs-, Test- sowie Entwicklungsszenarien auf Basis von Ansible, PowerShell oder Python. In der kommenden Version 6.6 von Cohesity steht auch eine Continuous Data Protection Funktion bereit und für die Orchestrierung und Automatisierung von Disaster Recovery darauf aufbauend das neue Produkt Cohesity SiteContinuity.
Fazit
Cohesity hat aufbauend auf seinem verteilten Dateisystem mit der Helios Data Platform ein Rundum-Sorglos-Paket aus Hard- und Software geschnürt, das die herkömmlich einzeln zu kaufenden und zu konfigurierenden Komponenten Backupsoftware, Serversysteme, Deduplikations-Appliances und Fileserver mit vielen Zusatzfunktionen kombiniert. Zusätzlich finden um die Kernplattform herum Innovationen (Disaster Recovery) und clevere Integrationen mit Partnerherstellern wie etwa Virenschutz und automatische Schwachstellenanalyse statt.
Wichtig für Dienstleister: Cohesity ist mandantenfähig und die Lizenzierung ist im Hosting-Umfeld auch auf Pay-Per-Use-Basis möglich. Für das Backup von Microsoft-365-Mandanten ergeben sich interessante Konstellationen. Dadurch, dass die Lizenzierung nicht auf Nutzerbasis, sondern auf Kapaztität basiert, kann Cohesity überraschend günstig sein, zumal über die eingebaute Deduplikation E-Mails an große Verteiler sehr platzsparend gesichert werden.
Das Kernprodukt deckt fast alle Use Cases selbst ab, nur für wenige Funktionen wie etwa die Einbindung von Bandlaufwerken muss der Kunde noch durch eine separat zu lizenzierende Integration tätig werden. Sonst lassen die Funktionen nichts zu wünschen übrig und die Bedienung gehört wohl zum intuitivsten, was im Backupbereich bislang den Markt erreicht hat.
(dr)
So urteilt IT-Administrator
Bewertung
Bereitstellung und Installation 9 Backup- und Recovery-Funktionen 10 Cloudsicherung und Archivierung 10 Datenmanagement und -effizienz 10 Flexibilität bei der Hardwarewahl 7
Dieses Produkt eignet sich
gut
für Organisationen, die eine schlüsselfertige Plattform wünschen, die neben Backup und Recovery weitere Verwendungszwecke bedient. Das gilt auch für Unternehmen, die Dateiserver ablösen möchten.
bedingt
für kleine statische Umgebungen ohne großes Wachstum mit reinem Backup und Recovery. Diesen Markt adressiert Cohesity mit einer günstigen Einstiegslizenz (DataPlatform Express Bundle).
nicht
für kleine Umgebungen mit wenig Servern oder Kapazität. Die Kosten für Cohesity dürften sich dann nicht rentieren.