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2022

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2022-01-01T12:00:00

Rechenzentrum und Netze verwalten

AKTUELL

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Interview

Netzwerkinfrastruktur

Interview

»Für die lokale Vernetzung ist WLAN zweifellos die Technologie der Wahl«

Redaktion IT-Administrator

Veröffentlicht in Ausgabe 01/2022 - AKTUELL

Die Anforderungen an die Unternehmensnetze haben sich durch Heimarbeit, Videokonferenzen wie auch die Vernetzung im Produktionsumfeld deutlich gewandelt. Dabei stehen Firmen mit Wi-Fi 6 und 5G gleich zwei interessante Technologien zur Verfügung. Wir sprachen mit Ralf Koenzen, Gründer und Geschäftsführer von LANCOM Systems, über aktuelle Herausforderungen in Sachen Digitalisierung und sichere, zuverlässige Netzwerke.

IT-Administrator: Herr Koenzen, was bringt das neue Wi-Fi 6 Unternehmen?
Ralf Koenzen: Überlastete WLAN-Netze werden aufgrund des stetig wachsenden Bedarfs an Bandbreite durch mehr Clients und leistungshungrige Anwendungen zunehmend zur Herausforderung. Wi-Fi 6 schafft hier Abhilfe. Vor allem in sogenannten High-Density-Umgebungen, wo eine sehr große Anzahl an WLAN-Endgeräten oder IoT-Devices gleichzeitig bedient werden müssen, kann der aktuelle WLAN-Standard seine Vorteile ausspielen, da zeitgleich mehr Clients mit mehr Daten versorgt werden können. Allerdings wird diese Leistungssteigerung durch das exponentielle Wachstum der übertragenen Datenmenge pro Client schnell egalisiert. Abhilfe schafft die Nutzung zusätzlicher Funkkanäle über entsprechende WLAN-Access-Points. Der neueste WLAN-Standard Wi-Fi 6 E im 6-GHz-Band verdoppelt darüber hinaus das bisherige WLAN-Spektrum. Stabilere Verbindungen durch die exklusive Nutzung des neuen Frequenzbereichs verbunden mit deutlich mehr Bandbreite und sehr geringen Latenzzeiten lassen ein weiteres deutliches Wachstum der Nutzer in Wi-Fi-6E-WLAN-Netzwerken zu. Allerdings benötigen Wi-Fi-6- und Wi-Fi-6E-basierte Drahtlosnetze ein entsprechend leistungsstarkes Multi-GBit-Ethernet-Netzwerk als Backbone, um die stark steigenden Datenmengen transportieren zu können.
Wi-Fi oder 5G – welche Entscheidung ist wann die richtige?
IT-Administrator: Herr Koenzen, was bringt das neue Wi-Fi 6 Unternehmen?
Ralf Koenzen: Überlastete WLAN-Netze werden aufgrund des stetig wachsenden Bedarfs an Bandbreite durch mehr Clients und leistungshungrige Anwendungen zunehmend zur Herausforderung. Wi-Fi 6 schafft hier Abhilfe. Vor allem in sogenannten High-Density-Umgebungen, wo eine sehr große Anzahl an WLAN-Endgeräten oder IoT-Devices gleichzeitig bedient werden müssen, kann der aktuelle WLAN-Standard seine Vorteile ausspielen, da zeitgleich mehr Clients mit mehr Daten versorgt werden können. Allerdings wird diese Leistungssteigerung durch das exponentielle Wachstum der übertragenen Datenmenge pro Client schnell egalisiert. Abhilfe schafft die Nutzung zusätzlicher Funkkanäle über entsprechende WLAN-Access-Points. Der neueste WLAN-Standard Wi-Fi 6 E im 6-GHz-Band verdoppelt darüber hinaus das bisherige WLAN-Spektrum. Stabilere Verbindungen durch die exklusive Nutzung des neuen Frequenzbereichs verbunden mit deutlich mehr Bandbreite und sehr geringen Latenzzeiten lassen ein weiteres deutliches Wachstum der Nutzer in Wi-Fi-6E-WLAN-Netzwerken zu. Allerdings benötigen Wi-Fi-6- und Wi-Fi-6E-basierte Drahtlosnetze ein entsprechend leistungsstarkes Multi-GBit-Ethernet-Netzwerk als Backbone, um die stark steigenden Datenmengen transportieren zu können.
Wi-Fi oder 5G – welche Entscheidung ist wann die richtige?
Es gibt kein Entweder-oder. WLAN und 5G-Mobilfunk erreichen ähnliche Durchsatzraten und Latenzen und haben in ihrem jeweiligen Einsatzbereich bestimmte Vorteile. 5G ermöglicht viele neue Anwendungen etwa in den Bereichen Connected Driving, Industrial IoT, Smart City oder Smart Farming. Entscheidend ist hier die ortsungebundene mobile Vernetzung in quasi Echtzeit. Mit 5G wird Mobilfunk zudem zur vollwertigen Alternative für leitungsgebundene Internetanschlüsse. Besonders für entlegene Standorte und temporäre Lokationen wie Pop-up-Stores oder Baustellen ist dies hochinteressant. Das Einsatzfeld von 5G als lokaler Vernetzungstechnologie ist dagegen eher schmal, die Installation komplexer und teurer. Hinzu kommen laufende Nutzungs- oder Lizenzkosten. WLAN ist eine über Jahrzehnte ausgereifte Technologie, die einfach aufgebaut und lizenzfrei in Eigenregie betrieben werden kann. Die Geräte sind kostengünstige Off-the-Shelf-Produkte. Für die lokale Vernetzung ist WLAN – abgesehen von sehr spezifischen Echtzeitszenarien – zweifellos die Technologie der Wahl.
»Mit 5G wird Mobilfunk zur vollwertigen Alternative für leitungsgebundene Internetanschlüsse.«
Welche Lektionen haben Firmen und Hersteller aus der Pandemie gelernt in Sachen Anbindung, Netzwerke und Security?
Die stark steigende Zahl an Cyberangriffen stellt Unternehmensnetze vor neue Herausforderungen. Zugleich erfordern dezentrale Strukturen und mobiles Arbeiten neue Lösungen für den flexiblen, sicheren Zugriff auf digitale Anwendungen. Die Pandemie hat dazu geführt, dass viele Unternehmen, aber auch Verwaltungen und natürlich Schulen und Universitäten quasi über Nacht remote-fähig werden mussten. Während dies der Wirtschaft in weiten Teilen recht gut gelang und sich die Netze als äußerst belastbar erwiesen, ist das Bild beispielsweise bei der Schuldigitalisierung nach wie vor sehr uneinheitlich. Auch in puncto Informationssicherheit gibt es Nachholbedarf. Nicht alle ad hoc eingerichteten Heimarbeitsplätze sind effektiv per VPN, Firewall und Co. geschützt.
Welche technologischen Trends erwarten Sie unabhängig von der derzeitigen Pandemie im Netzwerkumfeld?
SDN-Konzepte lassen sich quasi unbegrenzt weiterentwickeln. Der Kern hierbei ist ein immer intelligenteres automatisches Management von Netzwerkinfrastrukturen. Außerdem wird zukünftig nicht nur das Management des Netzwerks, sondern auch das Netzwerk selbst in private und öffentliche Clouds wandern. Schon heute ist es möglich, LANCOM-Router und -Firewalls als virtuelle Produkte in Cloudinfrastrukturen zu nutzen. Ein unübersehbarer Trend ist, dass Netzwerk und Cybersecurity zusammenwachsen. Dies adressieren wir beispielsweise, indem unsere Management-Cloud perspektivisch nicht mehr nur als zentraler Orchestrator für Netzwerksteuerung und Monitoring dient, sondern zusätzlich zum Dreh- und Angelpunkt der IT- und Cybersicherheit ausgebaut wird.
Haben auch Sie mit dem aktuellen Chipmangel zu kämpfen und was können Hersteller hier tun?
Wie alle Unternehmen, die Chips in ihren Produkten verbauen, sind auch wir von der Problematik betroffen. Bisher gelingt es uns, auch mit Hilfe unseres Mutterkonzerns Rohde & Schwarz, die gravierendsten Lieferengpässe abzufedern, in einigen Produktbereichen sind wir sogar recht gut verfügbar. Die Zulieferung von Komponenten stellt unser Team allerdings vor vielschichtige Herausforderungen. So gab und gibt es wie in der gesamten Industrie Verzögerungen bei der Produktverfügbarkeit.
Vielen Dank für das Gespräch