Im zweiten Teil unserer Workshopserie zu kleinen und leisen Computersystemen für den Servereinsatz betrachten wir exemplarisch vier Geräte, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Es zeigte sich, dass alle Rechner spezifische Stärken und Schwächen für eine Testumgebung haben. Der IT-Verantwortliche auf der Suche nach einem passenden Gerät muss nicht nur zwischen Preis und Leistung, sondern auch in Sachen unterstützter Software abwägen.
Wir betrachten unsere vier Beispielgeräte, die für den Aufbau einer Testumgebung in Frage kommen, im Folgenden jeweils hinsichtlich Ausstattung, Stromverbrauch, Geräuschentwicklung und verfügbaren Anschlüssen, um anschließend darzulegen, wie sie sich für das IT-Labor in der Praxis geschlagen haben. Im Fokus stand dabei das Zusammenspiel mit Windows Server 2019 und VMware ESX 6.7 als Softwarebasis für die Testumgebung.
Thomas-Krenn LES Cube
Die Firma Thomas-Krenn konfektioniert ihre Systeme in Deutschland. Schon das ist eine echte Besonderheit, die sich in den wahrlich winzigen Dimensionen des geräuschlosen LES Cube fortsetzt: Mit lediglich 57x115x106 Millimetern ist der LES Cube der kleinste Microserver dieser Workshopserie – das mitgelieferte externe Netzteil ist fast größer als der Computer. An sich sieht der gesamte Rechner ein wenig aus wie ein Kühlgerippe einer Server-CPU und tatsächlich reguliert der Computer so seine Temperatur, die in unserem Labor niemals mehr als handwarm wurde.
Die verbaute Intel-Core-i5-7300U-CPU mit 2,6 GHz Taktfrequenz (Codename "Kaby Lake") ist insgesamt eine gut ausbalancierte Wahl in Bezug auf Stromverbrauch und Leistung. Intel baut die Prozessoren der siebten Generation noch immer, obwohl sie schon rund fünf Jahre auf dem digitalen Buckel haben. Zwei Kerne und insgesamt vier Threads reichen für die meisten kleineren Anwendungen aus. Sollte einmal mehr Leistung gefragt sein, sind die CPUs in der Lage, eine maximale Taktfrequenz von 3,5 GHz einzusetzen. Die maximale Speichergröße von 32 GByte, die Thomas-Krenn für das Gerät vorsieht, stellt gleichzeitig auch den Maximalausbau für die CPU dar. Unser Gerät war mit 16 GByte RAM und einer 240 GByte M.2-SATA-SSD ausgestattet. Diese bietet laut Produktbeschreibung einen Lesedurchsatz von 500 MByte/s und einen Schreibdurchsatz von 350 MByte/s, die IOPS-Leserate soll bei 70000 liegen.
Wir betrachten unsere vier Beispielgeräte, die für den Aufbau einer Testumgebung in Frage kommen, im Folgenden jeweils hinsichtlich Ausstattung, Stromverbrauch, Geräuschentwicklung und verfügbaren Anschlüssen, um anschließend darzulegen, wie sie sich für das IT-Labor in der Praxis geschlagen haben. Im Fokus stand dabei das Zusammenspiel mit Windows Server 2019 und VMware ESX 6.7 als Softwarebasis für die Testumgebung.
Thomas-Krenn LES Cube
Die Firma Thomas-Krenn konfektioniert ihre Systeme in Deutschland. Schon das ist eine echte Besonderheit, die sich in den wahrlich winzigen Dimensionen des geräuschlosen LES Cube fortsetzt: Mit lediglich 57x115x106 Millimetern ist der LES Cube der kleinste Microserver dieser Workshopserie – das mitgelieferte externe Netzteil ist fast größer als der Computer. An sich sieht der gesamte Rechner ein wenig aus wie ein Kühlgerippe einer Server-CPU und tatsächlich reguliert der Computer so seine Temperatur, die in unserem Labor niemals mehr als handwarm wurde.
Die verbaute Intel-Core-i5-7300U-CPU mit 2,6 GHz Taktfrequenz (Codename "Kaby Lake") ist insgesamt eine gut ausbalancierte Wahl in Bezug auf Stromverbrauch und Leistung. Intel baut die Prozessoren der siebten Generation noch immer, obwohl sie schon rund fünf Jahre auf dem digitalen Buckel haben. Zwei Kerne und insgesamt vier Threads reichen für die meisten kleineren Anwendungen aus. Sollte einmal mehr Leistung gefragt sein, sind die CPUs in der Lage, eine maximale Taktfrequenz von 3,5 GHz einzusetzen. Die maximale Speichergröße von 32 GByte, die Thomas-Krenn für das Gerät vorsieht, stellt gleichzeitig auch den Maximalausbau für die CPU dar. Unser Gerät war mit 16 GByte RAM und einer 240 GByte M.2-SATA-SSD ausgestattet. Diese bietet laut Produktbeschreibung einen Lesedurchsatz von 500 MByte/s und einen Schreibdurchsatz von 350 MByte/s, die IOPS-Leserate soll bei 70000 liegen.
Die Verarbeitungsqualität von ThomasKrenn ist hervorragend, alles ist stabil und fest. Trotz der geringen Größe bringt dieser Zwerg in Bezug auf die Anschlüsse alles mit, was sich ein Administrator wünschen könnte: HDMI- und Minidisplay-Port neben Stromanschluss, RJ45-GBit-Ethernet und zwei USB-Ports auf der Rückseite. Frontseitig gibt es einen Ein/Aus-Schalter, eine rot leuchtende Power-LED, einen Kopfhöreranschluss und einen USB-3.0-Standard- und C-Port. Bei der bauartbedingten Enge beim LES Cube ist an die Verwendung einer zweiten internen Platte nicht zu denken und auch sonst stehen intern keine Aufrüstmöglichkeiten zur Verfügung.
Im Lieferumfang befinden sich, neben dem externen Netzteil, eine Kurzanleitung zur Inbetriebnahme, eine Karte mit dem Namen der Person, die das Paket zusammengestellt hat, und Montagematerial nebst kleinem Schraubendreher.
LES Cube im Laborbetrieb
LES steht für "Low Energy Server" und mit einer maximalen Leistungsaufnahme von 17 Watt wird der Server diesem Anspruch wahrlich gerecht. Seine Geräuschkulisse könnte nicht besser sein, denn im Standardbetrieb ist das Gerät schlichtweg nicht zu hören. Lediglich bei intensiveren Rechenaktivitäten, wie beispielsweise beim Kopieren von ISO-Images auf den Computer, entwickelt der Server einen hochfrequenten Piepton, der jedoch nur in bestimmten Positionen im Raum überhaupt wahrzunehmen ist. Wir versuchten, mit einer Geräusch- und Frequenzmessungs-App auf einem Smartphone die Geräuschkulisse aufzuzeichnen, aber das Programm ermittelte lediglich 26,5 dB, was der "Hörschwelle" entspricht.
Seitens des Herstellers wird der LES Cube entweder mit Windows Server 2019/2022 oder einer Ubuntu-LTS-Server-Version für Testzwecke installiert. Wir installierten VMware ESX 6.7 ohne besondere Schwierigkeiten und konnten einige Leistungsdaten für einen virtuell betriebenen Windows Server 2019 mit dem Passmark-Benchmark ermitteln. Die Disk-Bewertung fiel mit 2275 Punkten unterdurchschnittlich aus – der aktuelle Durchschnitt an protokollierten Messergebnissen weltweit lag bei Erstellung des Beitrags bei 10.826. Die CPU-Bewertung erreichte 3646 Punkte, hier lag der Weltweitdurchschnitt bei einem Wert von 12.723 Punkten.
Wir wiederholten die Leistungstests mit einem lokal installierten Windows Server 2019. Jedoch stießen wir unerwartet auf einige Herausforderungen: Das Betriebssystem kennt die Mehrzahl der Treiber nicht, daher luden wir diese von der Homepage des Herstellers herunter und kopierten sie über USB auf den Server. Bei der Installation der Chipset-Treiber blieb Windows wiederholt hängen und die Netzwerkkartentreiber ließen sich mit dem Hinweis, es gäbe keine Intel-Pro-Netzwerkkarte, überhaupt nicht einrichten.
Mit einem generischen Chipsatz-Profil von Intel kamen wir einen Schritt weiter und versuchten anschließend, die Netzwerkkarte zu identifizieren. Hierbei stießen wir wohl auf den ursprünglichen Hersteller in China, die Firma Yangling produziert das System unter der Bezeichnung NUC-C4. Die Leistungsdaten sind, gemessen mit dem Passmark 10.1, unter Windows Server 2019 mit einem CPU-Wert von 3365 und einer Festplattenbewertung von 2148 kaum verändert gegenüber der Messung unter VMware ESXi 6.7: Hier zeigte sich einmal mehr, dass die Hypervisoren kaum Einfluss auf das Gastbetriebssystem haben und dass Benchmarks nur eine grobe Leistungsübersicht liefern.
Insgesamt ist der rund 833 Euro teure Kleincomputer ein gelungenes Produkt, das insbesondere in Sachen Energieverbrauch, Geräuschentwicklung und Ausstattung punktet, in Sachen Erweiterbarkeit und Betriebssystemunterstützung aber unter den Erwartungen bleibt.
Bild 1: Der LES Cube von Thomas-Krenn ist klein, leise und stromsparend.
Thomas-Krenn LES plus
Thomas-Krenn stellte uns ein weiteres Gerät zur Verfügung, quasi den großen Bruder des LES Cube. Von der Dimensionierung her ist der LES plus 2.0 mit 66x186x126.5 Millimetern etwas größer und bietet daher deutlich mehr Anschlüsse und Optionen. Bei der Plattenauswahl kann sich der Administrator zwischen traditionellen SATA-, SSD- oder M.2-Varianten entscheiden. PS/2-Anschlüsse gibt es nicht mehr, wohl aber zwei USB-3.0-Anschlüsse auf der Rück- und vier USB-2.0-Ports auf der Frontseite.
Der Arbeitsspeicher ist für den Maximalausbau von 16 GByte ausgelegt (DDR4 2400 LV SODIMM). Zwei GBit-NICs, ein Nano-SIM-Kartenhalter sowie ein Audio-Front-Anschluss für Mikrofon und Kopfhöher komplettieren die Anschlussfreudigkeit. Der Intel-HD-Graphics-620-Chip liefert 4096x2304 Pixel maximale Auflösung, bei 60 Hz am Displayport und 24 Hz am HDMI-Ausgang.
Bild 2: Mit vielen Anschlüssen kommt der leistungsfähige LES plus von Thomas-Krenn daher.
LES plus im Laborbetrieb
Wie schon beim LES Cube hatten wir mit der Standardinstallation von Windows Server 2019 ein wenig Kummer. Der LAN-Chipsatz i211AT von Intel wird in der Grundauslieferung nicht erkannt und wieder blieb der Server bei der Installation der Chipsatztreiber hängen. Mithilfe eines USB-Ethernet-Adapters konnten wir dieses Problem zwar rasch lösen, wer aber automatisiert die Geräte mit einem OS ausstatten möchte, braucht ein entsprechendes Image. Spannenderweise konnte VMware ESXi 6.7 die NICs direkt erkennen.
Leistungstechnisch überzeugt der kleine und komplett geräuschlose Server durchaus: Die Intel-Core-i5-8250U-CPU mit 1,6 GHz lieferte mit 6976 Punkten im Passmark-10.1-Benchmark ein gutes Ergebnis. Die geringe Taktfrequenz bei gleichzeitig gutem Leistungsergebnis dürfte aus der Mischung der vier Kerne, aktivem Hyperthreading und dem 6 MByte großen Level-3-Cache stammen.
Die Leistung der verbauten SATA-SSD von Intel (SSDSC2KB960G8 aus der Produktreihe D3-S4510) lag mit 5263 ebenfalls in einem guten Bereich. Unter VMware ESX 6.7, dessen Installation keine Probleme bereitete, lieferte der Hypervisor einem virtualisierten Windows Server 2019 bei acht zugewiesenen Cores und 8 GByte RAM ebenfalls gute Leistungsdaten. Hier kam unsere Messung auf 7092 Punkte für die CPU und 5130 Punkte für die Platte.
Wie der LES Cube stammt auch der LES plus nicht direkt von Thomas-Krenn, sondern wird in China von Yangling produziert. Insgesamt ist der LES plus ein überzeugendes System. Der geringe Stromverbrauch von maximal 27 Watt führt auf dem großen Kühlkörper gerade einmal zu einer leichten Erwärmung. Das Gerät ist stabil verarbeitet, bietet eine gute Leistung und kommt von Haus aus mit zwei Ethernet-Anschlüssen. Wer im industriellen Umfeld RS232C-Ports benötigt, wird sich über die beiden frontseitig angebrachten Anschlüsse freuen. In der uns vorliegenden Variante kostet das Gerät rund 957 Euro.
Bild 3: Der Xercon-Mini-PC ist ein typischer Vertreter der kostengünstigen Desktop-Minicomputer.
Xercon Mini-PC ITX QuadCore J3455
Die in Deutschland ansässige ACS & EL Computer GmbH vertreibt Computersysteme aller Baugrößen, darunter auch komplett montierte Mini-PCs, hier noch als Nettops bezeichnet. Wir arbeiteten mit einem Kleinrechner, der auf einem Intel-Quad-Core J3455 aufsetzt und mit einem Mainboard von Asrock vom Typ J3455-ITX daherkommt. Des Weiteren verfügt das Gerät über zwei Apacer-DDR3-SO-PC3-12800 RAM-Riegel mit jeweils 8 GByte und speichert auf einer 480-GByte-SATA-SSD von Patriot Burst (Modell P-2040). Unschwer ist schon am Namen des Boards erkennbar, dass die CPU fest mit der Hauptplatine verbunden ist. Der Speicherausbau dieses Systems erlaubt maximal 16 GByte RAM und hierzu sind ausschließlich DDR3/DDR3L 1866/1600/1333 non-ECC, unbuffered Speicherriegel zulässig. Die integrierte Intel-HD-Graphics-500-Engine erlaubt einen Betrieb von bis zu drei Monitoren.
Auch wenn es der Hersteller nicht explizit so benennt, ist der J3455 von Intel nichts anderes als ein Intel-Celeron-Prozessor der J-Serie, vormals unter dem Codenamen "Apollo Lake" entwickelt. Die CPU ist bereits seit 2016 auf dem Markt, wird im 14nm-Prozess hergestellt, hat vier Kerne und kann diese auf bis zu 2,3 GHz hochtakten. Der übliche Arbeitstakt liegt bei 1,5 GHz bei einem TDP-Stromverbrauch von gerade einmal 10 Watt. Das hört sich nicht nur langsam an, sondern ist wirklich nicht allzu schnell. Für den Windows-Betrieb sind die Leistungsdaten gerade ausreichend und dank der fehlenden bewegten Teile arbeitet der Kleincomputer ohne jegliche Geräuschkulisse.
Was die Anschlüsse angeht, ist der Nettop-Computer äußerst kontaktfreudig: Frontseitig finden sich je ein USB-2.0- und 3.0-Anschluss sowie ein 3.5mm-Klinkenstecker für Mikro und Kopfhörer. Rückseitig präsentiert sich ein ganzes Arsenal an Kontaktpunkten, bestehend aus vier USB-Anschlüssen (zweimal 2.0 und zweimal 3.0), einem klassisches PS/2-Pärchen für Tastatur und Maus, einem RJ45-Netzwerkanschluss, DVI-D, HDMI und VGA-Anschlüssen sowie fünf Klinkensteckern für den Sound und einem S-PDIF-Ausgang.
Xercon im Laborbetrieb
Eine Virtualisierung mit Windows Server, Hyper-V oder VMware ESXi ist bei diesem Gerätetyp überhaupt nicht möglich, da die entsprechenden Treiber nicht vorliegen. Die Virtualisierung eines Servers ließ sich jedoch über VMware Workstation in der Version 15.5.7 unter Windows 10 realisieren. Bei dem virtuellen Server, ausgestattet mit 8 GByte RAM und zwei vCPUs, handelt es sich um Windows Server 2019. Die CPU-Bewertung des Passmark-Benchmarks brachte das Ergebnis von nur 1106 Punkten zum Vorschein. Dagegen war die Disk-Bewertung mit 2042 Punkten noch durchaus akzeptabel. Zwar verbesserten sich die Werte außerhalb der Virtualisierung, aber so richtig zackig wird der kleine Computer hier auch nicht: 2438 Punkte für die CPU und immerhin 3505 Punkte für die SSD-Platte.
Mit Blick auf VMware ESXi 6.7 trennt eigentlich nur der RTL8111GR-Gigabit-NIC den Administrator von einem Einsatz als Mini-Hypervisor. Es gibt im Internet verschiedene Anleitungen, die beschreiben, wie der entsprechende Treiber in das Installationsmedium zu injizieren ist. Dies ist aber mit dem aktuellen ESXi 7 schon nicht mehr möglich.
Die Verarbeitungsqualität des Xercon Mini-PCs ist durchschnittlich. Bei einem Gesamtpreis von gerade einmal 262 Euro ist jedoch verständlich, dass es irgendwo Einsparungen gegeben haben muss. Der Kunststoff des 52x195x220 mm kleinen Computers ist einfach, wirkt aber nicht zwangsläufig billig. Im Rahmen unserer Tests hat der Mini-PC mehrere Wochen Dauerbetrieb durchgehalten, eigentlich waren es eher Updates des Windows-Client-Betriebssystems, die zu einer Unterbrechung führten. Letztendlich ein langsamer Computer, aber wer nicht viel Leistung verlangt, hat seinen Preis-Leistungs-Sieger gefunden. Der Rechner ist leise, braucht wenig Energie und überzeugt mit zahlreichen Anschlüssen, hat für das Heimlabor durch geringe Erweiterbarkeit und unterdurchschnittliche Betriebssystemunterstützung jedoch seine Grenzen.
Lenovo ThinkSystem ST50
Die Firma Lenovo bietet viele kleine Computer, die eher das Kriterium "Micro" erfüllen würden als das ThinkSystem ST50. Die Größe dieses Servers (375x 175x424 Millimeter) entspricht mit seinem Medium-Size-Tower-Format eher einem klassischen Bürocomputer denn einem kleinen Minicomputer. Somit ist der ST50 der "Riese" in unserer Betrachtung. Eingeschaltet beweist das Gerät jedoch seine grundlegende Eignung für unser Szenario – viel Lärm macht der ST50 nicht und ist somit ein optimierter Tower-Server der Einstiegsklasse für SMB-Einsätze, Remote-Büros und Zweigniederlassungen. Der Schallpegel, gemessen nach ISO 7779, beträgt nach Herstellerangaben zwischen 2,9 dB und 4,6 dB. Diese angenehme Betriebsruhe bekommt der Anwender aber nur dann, wenn er im BIOS die entsprechende Einstellung "ICE – Intelligent Cooling Engine" passend zur Ausstattung gewählt hat. In der Standardauslieferung ist der Server auf "Performance Mode" eingestellt und kühlt mit unangenehmer Lautstärke.
Der Hersteller positioniert den Server unter dem Hinweis, dass die verwendeten Intel-Xeon-E-2200-Prozessoren im Vergleich zu den Vorgängern deutlich leistungsfähiger seien und insgesamt ein besseres Preisleistungsverhältnis als High-End-Desktops böten. Der ST50 verfügt laut Lenovo außerdem über mehr Funktionalitäten für den Unternehmensbetrieb als ein alternatives Desktopsystem. Je nach Konfiguration wäre ein Ausbau mit einem Xeon E3-21xx, Core i3, Pentium Gold oder Celeron – allesamt aus dem Hause Intel – ebenfalls möglich.
Die Verarbeitungsqualität des Lenovo-Servers ist gut, lediglich die KunststoffFrontpartie sitzt ein wenig locker auf dem Metallchassis, aber ohne dass es im Betrieb zu einer nennenswerten Geräuschentwicklung kommen würde. An das Innenleben des Servers gelangt der Administrator über die abnehmbare Seitenwand, die von zwei Metallschrauben auf der Rückseite in Position gehalten wird. Leider verwendet der Hersteller keine Schrauben, die direkt am Rahmen bleiben, sobald sie gelöst sind. Gern fallen diese im Anschluss runter oder gehen verloren.
Innen war das Testgerät mit zwei traditionellen SATA-Festplatten vom Typ Exos 7E8 von Seagate ausgestattet. Die Platten befanden sich in einem Kunststoffwechselrahmen, der sich ohne große Kraftanstrengung aus der Halterung lösen ließ. Jede der Platten bietet 1 TByte Speicherplatz und je nach Konfiguration ist der Betrieb in einem RAID-Verbund als Stufe 0 und 1 möglich. Mit drei Platten ausgestattet ist RAID 5 denkbar und folglich mit vier Platten auch eine RAID-10-Konstellation. Optional bietet der Hersteller Ausstattungsmerkmale wie eine NVIDIA-Quadro-P620-2-GByte-PCIe-Active-GPU als GPGPU, halbhohe optische Laufwerke oder LTO/RDX-Bandlaufwerke.
Als Arbeitsspeicher verfügte unser Testgerät über zwei 8 GByte Speicherbausteine. Zwei der insgesamt vier vorhandenen DIMM-Speicherbänke waren somit belegt. Der minimale Speicherausbau eines ST50 beträgt 8 GByte, der maximale Ausbau liegt bei 64 GByte. Grundsätzlich unterstützt der kleine Server 8 oder 16 GByte 1/2-RX8-PC-4-2666E-8-GBit-ECC-UDIMMs – stets als Pärchen. Non-ECC-UDIMMs mit 4, 8 oder 16 GByte Kapazität dürfen Benutzer, so die Produktdokumentation, nur auf dem "chinesischen Kontinent" verwenden.
Bild 5: Der ST50 von Lenovo ist weniger ein Mini-PC denn ein Server im Medium-Tower-Design – mit entsprechenden guten Leistungsdaten.
Insgesamt sitzt der Geräteaufbau rund um das I3X0MS-Mainboard stabil und macht einen guten Eindruck. Auf der anderen Seite ist von einem intelligenten, modernen Kabelmanagement nichts zu sehen. Die Kabel selbst halten Kabelbinder und Kabelklemmen an den Positionen – alles eher einfach und mitunter wenig pfiffig gelöst. Die vormontierten SATA-Kabel haben Winkelstecker und blockieren die Nachbar-SATA-Ports. Wer selbst aufrüsten will, wird die Kabel austauschen oder unter einigem Druck einstecken müssen.
Zur Erweiterung gibt es ansonsten drei PCI-Express-Slots (3.0 x16, 3.0 x1 und 3.0 x4), zwei USB-3.1-Anschlüsse auf der Gerätevorderseite, zwei weitere auf der Rückseite in direkter Nachbarschaft zu zwei USB-2.0-Buchsen. Neben einem traditionellen seriellen RS232C-Anschluss mit neun Pins gibt es einen Line-Out-Anschluss für die Soundkarte und zwei Display-Port-Anschlüsse für die Monitore. Der Dual-DisplayPort-Betrieb ist Windows vorbehalten beziehungsweise Linux unter Nennung eines Kernel-/Bootparameters. Der standardmäßig auf dem Mainboard verbaute RJ45-Ethernet-Anschluss basiert auf einem Intel I219-LM und liefert erwartungsgemäß die derzeit gebräuchlichen 1 GBit/s.
ThinkSystem ST50 im Laborbetrieb
Besonders flexibel ist der Server in Bezug auf die Unterstützung der Betriebssysteme: Windows Server 2016, 2019 und Windows 10 Professional, VMware ab der Version ESXi 6.5 U3 und bei den Linux-Distributionen RHEL 7.7 und höher, SLES 12 SP5 und höher, Ubuntu 18.04 und 20.04 sowie das in Europa kaum gebräuchliche NeoKylin 7.6 – eine chinesische Linux-Variante.
Die meisten kleineren SATA-RAID-Varianten (RSTe, ServeRAID C100, C105, C110, RAID 121i, RAID 110i, RAID 100, RAID 300) kann der Administrator mit einem Hypervisor-Betriebssystem wie ESXi oder Hyper-V nicht nutzen. Ebenso gilt die Einschränkung, dass Lenovo für ThinkSystem RAID-Adapter oder SAS-HBA-Konfigurationen keine Treiber für Windows 10 Professional bietet.
Die Testinstallationen von Windows Server 2019 und VMware ESXi 6.7 verliefen ohne nennenswerte Vorkommnisse. Auch wenn der Administrator beispielsweise die beiden Festplatten in einem RAID0-Stripe-Verbund betreibt, wird der VM-ware Installer dies nicht erkennen und beide Festplatten wiederum als unabhängige Devices sehen.
Die Leistungsdaten eines virtualisierten Windows Server 2019 mit vier vCPUs und 8 GByte RAM auf dem ST50 entsprechen den Erwartungen, nur die einzelne SATA-Festplatte mit Passmark-Werten von 971 bis 1109 fällt negativ auf. SSD-Systeme bieten einfach deutlich mehr Performance und somit erklärt sich, dass in dem Benchmark-Vergleich 90 Prozent der weltweit rückgemeldeten Werte höher sind – was aber dem Passmark-10.1-Test an sich geschuldet ist. Die CPU-Bewertung ist mit 7397 Punkten schon besser.
Insgesamt ist der ST50 von Lenovo ein leistungsfähiger und überzeugender kleiner Server in einem Medium-Tower. Die diversen Ausstattungsoptionen und die Akustikeinstellungen im BIOS machen das Gerät für viele Szenarien interessant. Der Energieverbrauch und die Geräuschentwicklung sind höher als bei den drei anderen Geräten, doch in Sachen Ausstattung, Erweiterbarkeit und Betriebssystemunterstützung liegt Lenovo vorn. Die Verwendung von ECC-Speicher und das Vorhandensein von XEON-Prozessoren unterstreichen den echten Serverhintergrund. Es ist somit kein Desktop-PC, der für den Einsatzzweck als Micro-Server zweckentfremdet wird. Preislich schlägt der Server, ausgestattet mit zwei Platten, mit rund 1900 Euro zu Buche – sind 16 GByte RAM gewünscht, steigt der Preis noch etwas.
Bild 6: Mithilfe des Passmark-Benchmarks lassen sich Windows Server in einer virtuellen Umgebung, hier unter VMware ESXi 6.7 auf einem Lenovo ST50-Server, leicht durchmessen.
Fazit
Eine richtige Empfehlung für das heimische IT-Labor ergibt sich aus unserer Betrachtung nicht – dafür sind die Einsatzgebiete dann doch zu unterschiedlich. Mal ist Platz das entscheidende Kriterium, dann die Verwendbarkeit der Betriebssysteme, dann die Lautstärke oder doch wieder die Leistung. Leise und eher stromsparend kann ein Administrator in der heimischen Umgebung, im Testlabor oder in einer Außenstelle auch mit Microservern Szenarien realisieren. Die Auswahl ist glücklicherweise groß und die Leistungswerte vollkommen ausreichend.
Leistungsarme Kleinstgeräte unterstützen in der Regel nur Desktop-Betriebssysteme, was ihre Verwendbarkeit reduziert. Nur wenn auf diesen Computern Desktopvirtualisierungsprogramme zum Einsatz kommen, besteht die Möglichkeit, Serverbetriebssysteme überhaupt zu betreiben. Auf der Kompatibilitätsliste der Hypervisor-Hersteller gelangt ein solches System nicht und erst recht nicht, wenn Administratoren erforderliche Gerätetreiber nur über Umwege einbinden können.