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2022

04

2022-03-31T12:00:00

Automatisierung

SCHWERPUNKT

098

Automatisierung

IT-Management

Woran Automatisierung scheitert

Umwege vermeiden

von Martin Loschwitz

Veröffentlicht in Ausgabe 04/2022 - SCHWERPUNKT

Während große Anbieter bereits von komplett automatischer Systemverwaltung mit KI-Unterstützung reden, ist in der IT vieler Unternehmen von Automatisierung nicht viel zu erkennen. Die Gründe dafür, dass Firmen bei der Automatisierung nicht aus dem Quark kommen, sind vielfältig. Wir zeigen typische Fallen auf und erklären, wie IT-Verantwortliche sie umgehen.

In vielen IT-Unternehmen der Gegenwart ist Automatisierung auch 2022 noch immer ein eher trauriges Thema. Ganz praktisch scheitert sie an den immer selben Faktoren des administrativen Alltags, die zu überwinden vielen Firmen extrem schwerfällt. Das hat mehrere Ursachen: Oft ist den Verantwortlichen vor Ort gar nicht klar, was Automatisierung für sie eigentlich leisten könnte. Und vielfach ist der Ansatz, den Firmen wählen, um Automatisierung dann doch zu stemmen, denkbar ungeeignet.
Bedarf nicht erkennen
Es wirkt zwar etwas seltsam, aber in vielen Unternehmen scheitert die Automatisierung bereits daran, dass sich mit dem Thema niemand beschäftigt – weil der Bedarf nicht klar ist. Regelmäßig fallen dann Sätze wie "Diese oder jene Aufgabe automatisieren wir nicht, weil sie ohnehin nicht mehr als einmal zu erledigen ist". Dieser Satz ist indes fast immer falsch: Ein Einbruch von Hackern, ausfallende Hardware oder menschliches Versagen können schneller dazu führen, dass eine vormals bereits erledigte Aufgabe früher nochmals ansteht, als es dem ausführenden Admin lieb ist. Besonders bitter: Steht in solchen Situationen keine Automatisierung zur Verfügung, müssen Admins in einer Stresssituation sowie unter hohem Druck im Akkord arbeiten, was fehleranfällig ist und auch nicht sehr angenehm für den Admin selbst.
Obendrein bindet solche Arbeit Ressourcen, die womöglich anderswo viel nötiger gebraucht werden. Gerade in KMUs sind IT-Abteilungen ja oft relativ klein. Fällt ein Teammitglied dann über Tage für andere Aufgaben aus, weil Arbeit ansteht, die eigentlich automatisch passieren müsste, schadet das letztlich dem gesamten Unternehmen.
In vielen IT-Unternehmen der Gegenwart ist Automatisierung auch 2022 noch immer ein eher trauriges Thema. Ganz praktisch scheitert sie an den immer selben Faktoren des administrativen Alltags, die zu überwinden vielen Firmen extrem schwerfällt. Das hat mehrere Ursachen: Oft ist den Verantwortlichen vor Ort gar nicht klar, was Automatisierung für sie eigentlich leisten könnte. Und vielfach ist der Ansatz, den Firmen wählen, um Automatisierung dann doch zu stemmen, denkbar ungeeignet.
Bedarf nicht erkennen
Es wirkt zwar etwas seltsam, aber in vielen Unternehmen scheitert die Automatisierung bereits daran, dass sich mit dem Thema niemand beschäftigt – weil der Bedarf nicht klar ist. Regelmäßig fallen dann Sätze wie "Diese oder jene Aufgabe automatisieren wir nicht, weil sie ohnehin nicht mehr als einmal zu erledigen ist". Dieser Satz ist indes fast immer falsch: Ein Einbruch von Hackern, ausfallende Hardware oder menschliches Versagen können schneller dazu führen, dass eine vormals bereits erledigte Aufgabe früher nochmals ansteht, als es dem ausführenden Admin lieb ist. Besonders bitter: Steht in solchen Situationen keine Automatisierung zur Verfügung, müssen Admins in einer Stresssituation sowie unter hohem Druck im Akkord arbeiten, was fehleranfällig ist und auch nicht sehr angenehm für den Admin selbst.
Obendrein bindet solche Arbeit Ressourcen, die womöglich anderswo viel nötiger gebraucht werden. Gerade in KMUs sind IT-Abteilungen ja oft relativ klein. Fällt ein Teammitglied dann über Tage für andere Aufgaben aus, weil Arbeit ansteht, die eigentlich automatisch passieren müsste, schadet das letztlich dem gesamten Unternehmen.
Die Vorteile der Automatisierung liegen klar auf der Hand: Bessere Optionen, um in Notfällen zu reagieren, Personal, das nicht an die Durchführung der immer selben dumpfen Aufgaben gebunden ist, und insgesamt mehr Zeit, um Innovation zu schaffen, statt Systeme zu administrieren. Firmen, die aktuell noch gar keine Automatisierung einsetzen, sollten im ersten Schritt die eigene IT-Landschaft einer Nabelschau unterziehen und herausfinden, wo Automatisierung den Alltag effektiv erleichtert.
Unterschätzte Kosten
Zugegeben, ob die Kosten nicht eigentlich Teil des nicht erkannten Bedarfs sind, darüber lässt sich streiten. Die Rede ist von den Opportunitätskosten, die mangelnde Automatisierung in IT-Umgebungen hervorruft. Weil diese aber nicht unmittelbar offensichtlich sind, sondern sich gemeinerweise in anderen Infrastrukturkosten verstecken, ist es angebracht, auf dieses Problem separat einzugehen.
"Verstecken" bedeutet dabei, dass verursachter Mehraufwand, den fehlende Automatisierung hervorruft, nicht unmittelbar offensichtlich ist. Firmen, die beispielsweise nicht nur die eigene IT verwalten, sondern auch die Server anderer als Dienstleister betreuen, müssen irgendwie ihren Aufwand berechnen. Ist der Grad der Automatisierung gering oder findet sie gar nicht statt, fällt mehr händische Arbeit an. Weil Personal teurer ist als automatisierte Prozesse, fallen die Kosten in diesem Szenario höher aus.
Entgehen einem Unternehmen mangels Automatisierung Aufträge, sind das zwar unmittelbare wirtschaftliche Schäden, aber als Ergebnis mangelnder Automatisierung sind sie nur indirekt zu erkennen. Ohne Automatisierung sind IT-Dienstleister heute kaum konkurrenzfähig, denn dass die Konkurrenz nicht schläft, ist mehr als eine Floskel.
Auch ein anderes Beispiel ist hier denkbar: Geht im operativen Alltag etwas schief, weil Einbrecher Systeme kapern und diese zwingend neu zu installieren sind, dauert das bei händischem Prozedere viel länger als durch Automatisierung. Auch hier entsteht also erheblicher Mehraufwand, denn in derselben Zeit würde das Personal ansonsten zur Wertschöpfung des Unternehmens beitragen. Macht ein Unternehmen nach einem Angriff einen Kassensturz, sind die Aufwände, die durch fehlende Automatisierung entstehen, aber wieder nur indirekt zu erkennen.
Wissen, was etwas kostet
Zur Problematik trägt auch bei, dass vielen Unternehmen die tatsächlichen Herstellkosten ihrer IT-Abteilung gar nicht klar sind. Das trifft auf KMUs zwar häufiger zu als auf große Firmen, in denen es Controller gibt, doch auch Großkonzerne sind nicht davor gefeit, die effektiven Personalkosten nicht genau zu kennen. Zumal der Ansatz "Gehalt aller Mitarbeiter geteilt durch deren Stunden" zu kurz greift: In den wenigsten Fällen kann ein Mitarbeiter 100 Prozent seiner Arbeitszeit unmittelbar einem Kunden weiterverrechnen. De facto sind 50 Prozent an Endkunden verrechenbare Stunden bereits ein sehr guter Wert. Kümmert sich eine IT-Abteilung nur um die eigene Infrastruktur, gelten freilich andere Maßstäbe.
Lange Rede, kurzer Sinn: Unternehmen sollten zumindest den ungefähren Wert einer Arbeitsstunde ihrer Mitarbeiter kennen. Danach ist Detektivarbeit gefragt und IT-Verantwortliche sollten sich die Frage stellen und ausrechnen, wieviel Aufwand in Stunden sich durch Automatisierung im Unternehmen effektiv vermeiden lässt.
Eingangs reicht hierfür eine sehr grobe Schätzung; naturgemäß wird diese im Laufe der Zeit präziser und zuverlässiger. Ist dieser Wert bekannt und ist klar, wie viel Zeit händischer Arbeit automatisierbar ist, sind die tatsächlichen Kosten von fehlender Automatisierung berechenbar. Nicht selten sind die Buchhalter von den Zahlen, die diese Übung produziert, überrascht und betroffen.
Zu viel Automatisierung auf einmal
So paradox es auch klingen mag: Analog zum Problem mangelnder Automatisierung gibt es auch den gegenteiligen Effekt. Gemeint ist der Wille, zu viel auf einmal zu leisten. Besonders anfällig für diese Problematik sind Firmen, die bisher noch gar keine Automatisierung einsetzen und sich dann, wenn sie sich dazu aufraffen, zu viel auf einmal vornehmen.
Wild wird dann am Reißbrett geplant, welche Teile der IT sich auf welche Weise automatisieren lassen. Brainstorming-Sitzungen finden statt, Ideen kommen zusammen und am Ende der Planung steht ein umfassender Plan für die komplette Automatisierung der bestehenden IT-Landschaft. Aus der Kurve fliegt dieser Ansatz regelmäßig aus mehreren Gründen.
Zunächst gilt: Wer Automatisierung auf diese Weise plant, geht regelmäßig davon aus, dass das typische Tagesgeschäft der ausführenden Admins in der Implementierungsphase ruht. Das gesamte IT-Team, so der Denkfehler, habe über Wochen und Monate hinweg nichts anderes zu tun, als den bestehenden Hardware- und Softwarezoo vollständig zu automatisieren. Wer den Alltag von IT-Abteilungen aus eigener Erfahrung kennt, weiß, wie wenig realistisch dieses Szenario ist.
Problematisch ist obendrein, dass viele Firmen die Fähigkeiten der eigenen Admins im Hinblick auf Automatisierung überschätzen – und mithin den Aufwand, den die Automatisierung in sich birgt. Wer sich noch nie mit Ansible, Chef oder Puppet oder einem der etablierten anderen Automatisierer beschäftigt hat, muss zunächst verstehen, wie diese funktionieren und welche Designprinzipien den Werkzeugen zugrunde liegen. Ehe dann auch nur ein Proof-of-Concept-Setup auf die Beine gestellt ist, wird ein Weilchen vergehen, innerhalb dessen die Admins sich theoretisch auch mit nichts anderem beschäftigen können.
Die Lösung dieser Herausforderung ist so simpel wie offensichtlich: Wer Automatisierung im eigenen Unternehmen einführen oder verbessern will, sollte das unbedingt in Form eines iterativen Prozesses tun. Es zahlt sich aus, eine Übersicht über die immer wieder anfallenden Aufgaben zu erstellen und sie nach dem jeweils verursachten Aufwand zu kategorisieren. Sind die Arbeitsschritte bekannt, die die meisten Aufwände produzieren, ist klar, wo die Automatisierung ansetzen sollte. Wer noch weiter sortieren will, sucht sich aus den ressourcenintensiven Aufgaben jene heraus, die sich mit verhältnismäßig wenig Aufwand automatisieren lassen. Sind jene tiefhängenden Früchte erstmal implementiert, schafft das für die ausführenden Admins Luft zum Atmen und um sich der Automatisierung der weniger offensichtlichen Tasks zu widmen.
Zu wenig Automatisierung
Das exakte Gegenteil des zuvor beschriebenen Problems ist die Idee, die Automatisierung in zu vielen kleinen Schritten iterativ einzuführen. In solchen Fällen gibt es keine Automatisierungs-Taskforce und auch nicht den Anspruch, die bestehende Landschaft an Tools und Systemen so schnell wie möglich zu automatisieren. Stattdessen herrscht das Prinzip "Komm' ich heut' nicht, komm' ich morgen": Immer, wenn es zukünftig gilt, bestehende Infrastruktur zu ersetzen, setzt die IT auf Automatisierung. Weil früher oder später jede Komponente einer IT-Infrastruktur zu ersetzen ist, entsteht über die Jahre eine automatisierte Umgebung – so der Gedanke.
Auch hier ist der Wunsch allerdings Vater des Gedankens, denn in einem solchen Setting kommt der Automatisierung insgesamt ein eher geringer Stellenwert zu. Admins müssen sich zudem sehr disziplinieren, um sich an die eigenen Vorgaben zu halten. Fällt eine Kleinigkeit im Alltag an, müssen sie sich zwingen, den – einmalig meist komplexeren – Weg der Automatisierung zu gehen, statt "mal eben" doch wieder zu frickeln.
Die Hardware nicht bedacht
Viele Admins denken Automatisierung ausschließlich oberhalb des Kernels, also auf der Ebene des so genannten "Userlands". Das gilt für alle gängigen Betriebssysteme am Markt. Unter den Tisch fällt bei dieser Betrachtung die Automatisierung der Installation des Betriebssystems. Will heißen: Die Automatisierung greift erst, sobald der Server aus der Ferne per SSH oder über den Agenten einer Automatisierungssoftware zu erreichen ist. Ist ein System neu zu installieren oder ein neues System mit einem OS zu versorgen, greifen viele Admins noch immer zum USB-Stick und führen eine händische Installation durch.
Das ist 2022 alles andere als zeitgemäß: Sämtliche Linux-Distributionen bieten ab Werk etwa ausgefeilte Features, die das Automatisieren der OS-Installation problemlos ermöglichen. Ganz gleich ob Preseeding bei Debian, AutoYast bei SLES oder Anaconda und Kickstart bei RHEL – wer ein Linux-System nicht händisch installieren will, muss das auch nicht.
Hinzu gesellen sich fertige Komplettlösungen wie Foreman, die den gesamten Prozess des Lifecycle-Managements abbilden. Zwar ist der erstmalige Aufwand für das Setup eines solchen Systems erheblich, doch reduziert sich die Deployment-Dauer eines Zielsystems auf wenige Klicks in einem Webinterface. Weitere mögliche Vorteile, die sich durch eine komplette Trennung von "Datacenter Operations" (also der Montage der Hardware im RZ) und dem Umstand ergeben, dass der Admin das Gerät eben nicht irgendwann im physischen Zugriff haben muss, haben dabei noch gar keine Beachtung gefunden. Darum gilt: Wer Automatisierung zu Ende denkt, hat auch die Betriebssysteminstallation auf dem nackten Blech im Blick.
Bild 1: Werkzeuge wie Foreman bieten Lifecycle-Management für Server an, was erlaubt, in die Automatisierung auch das Betanken neuer Rechner einzuschließen.
Alles selber machen wollen
Ein beinahe archetypischer Killer für Automatisierung in Unternehmen ist das "Not invented here"-Syndrom. Eigentlich stammt der Begriff aus der Corporate-IT der großen Hersteller, und IBM war lange Zeit praktisch das Musterbeispiel. Gemeint ist, im Kundenauftrag für ein spezifisches Problem eine Lösung vollständig neu zu entwickeln – obwohl es etwa im F/LOSS-Umfeld entsprechende Produkte gibt.
Auf das Thema Automatisierung übertragen meint "Not invented here" vor allem das Bedürfnis von Unternehmen, eine komplette Automatisierungsumgebung auf Basis einer fertigen Automatisierungslösung neu zu gestalten. In beinahe allen Fällen ist das aber gar nicht nötig. Denn einerseits liefern die gängigen Automatisierer bereits einen riesigen Funktionsumfang. Ansible etwa hat mittlerweile Module an Bord, mit denen sich die Netzwerkgeräte etlicher Hersteller unmittelbar automatisch betanken lassen. Und wenn es darum geht, Ansible & Co. als Werkzeug zu nutzen, um beispielsweise bestimmte Programme auszurollen, steht Admins ein riesiger Fundus freier Software zur Verfügung.
So finden sich etwa für die alltägliche Aufgabe, einen LAMP-Server aus Linux, Apache, MariaDB und PHP auszurollen, für jede Distribution zum Einsatz aller Komponenten im Netz fertige Ansible-Playbooks, die das Wunschsetup in kürzester Zeit an den Start bringen. Es ergibt aus Unternehmenssicht überhaupt keinen Sinn, die fertige Community-Software nicht zu verwenden. Ein solches Vorgehen produziert lediglich zusätzlichen Aufwand.
Fertige Tools vermeiden wollen
Eine Mischung aus verschiedenen schon beschriebenen Problemen ist die in vielen Firmen tief verankerte Skepsis gegenüber fertigen Automatisierungen der großen Hersteller. Alle namhaften Linux-Distributoren haben komplette Automatisierungswerkzeuge im Portfolio. Für diese verlangen sie zwar Gebühren in Form von Lizenzen oder Subskriptionen. Doch machen eben diese Gebühren das Setup nicht automatisch teurer, als ein komplett händisch gebautes Setup es täte.
Einmal mehr gilt: Wohl dem Admin, der weiß, wie teuer eine Personalstunde wirklich ist. Denn dann wird es leicht, kommerzielle Produkte und die durch sie bedingte Zeitersparnis bei der Einführung von Automatisierung zu vergleichen. Und oft genug fällt ein solcher Vergleich zugunsten der fertigen Produkte aus. Wer Automatisierung in seinem Unternehmen also an den Start bringen will, sollte sich auch kommerzielle Bundles anschauen, und bevorzugt jene des Herstellers, der das eigene Setup ohnehin dominiert.
Angst vor dem Personalkahlschlag
Fernab von jeder Technik geistert in vielen Unternehmen auch heute noch die Überzeugung durch die Büros, Automatisierung diene der Vorbereitung von Stellenstreichungen. Wenn Admins ihre eigenen Aufgaben vollständig automatisieren, so die Überzeugung, sind diese überflüssig. Doch dieses Argument ist allerdings aus der Zeit gefallen – und zwar aus mehreren Gründen.
Zunächst gilt: In vielen IT-Firmen schieben die Mitarbeiter heute schon Überstunden, um den täglich anfallenden Arbeitsaufwand irgendwie in den Griff zu bekommen. Automatisierung würde hier zunächst also zu weniger Stress und Arbeitslast führen, aber nicht dazu, dass Mitarbeiter gelangweilt in der Ecke sitzen und Däumchen drehen. Das ist auch der Tatsache geschuldet, dass Fachpersonal in der IT-Branche zunehmend schwieriger zu rekrutieren ist. Vielerorts ist die IT-Abteilung mit den bestehenden Systemen so ausgelastet, dass Innovation praktisch nicht mehr passiert.
Gerade deshalb ist auch die Annahme absurd, mehr Automatisierung führe zu weniger Personal im Unternehmen. Vor dem Hintergrund des aktuellen Arbeitsmarkts wären Firmen geradezu töricht, freiwerdende Ressourcen durch Automatisierung vor die Türe zu setzen. Viel schlauer wäre es, die wertvollen Mitarbeiter stattdessen mit der Entwicklung neuer Produkte und spannender Fea-
tures zu betrauen. Denn diese stärken langfristig die Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens und steigern Umsatz wie Gewinn.
Den Verantwortlichen in der IT-Branche kommt hier die Verantwortung zu, diesen Zusammenhang der eigenen Truppe zu erklären und ein Gefühl der Sicherheit zu schaffen. Der Umkehrschluss ist zulässig: Mitarbeiter sollten Automatisierung als Chance begreifen und nicht als potenziellen Jobkiller. Zumal aus den vormals beschriebenen Gründen die Fallhöhe auch nicht sonderlich hoch ist. Sollte ein Unternehmen in Folge vermehrter Automatisierung tatsächlich Leute entlassen, werden diese weich fallen und vor dem Hintergrund des aktuellen Fachkräftemangels schnell ein neues berufliches Zuhause finden.
Bild 2: Wer fürchtet, wegen Automatisierung den Job zu verlieren, macht sich in aller Regel unnötig Sorgen. Denn noch immer ist der Fachkräftemangel enorm und Unternehmen kündigen gute Mitarbeiter nicht, sondern betrauen sie mit neuen Aufgaben.
Fazit
Unternehmen scheitern an Automatisierung regelmäßig nicht aus technischen Gründen. Ein versierter Linux-Admin, der auf der Kommandozeile einigermaßen sattelfest ist, wird zumindest Ansible in erträglicher Zeit durchdringen und anwenden können. Und Ansible gilt in Sachen Automatisierung als ein äußerst leistungsfähiges Werkzeug, mit dem sich das Gros der im Alltag anfallenden Arbeiten erledigen lässt.
Was der Automatisierung in vielen Firmen, egal ob KMU oder Konzern, hingegen regelmäßig das Wasser abgräbt, sind prozessuale Probleme. In vielen Fällen scheitern Unternehmen bereits an der Erkenntnis, dass Automatisierung ihnen tatsächlich nutzen kann. Dabei ist der Nutzen von Automatisierung praktisch nicht zu überschätzen: Verfügbares Personal kann neue Produkte entwickeln, statt die immer gleichen Aufgaben als Sklave am Keyboard herunterzuspulen. Deshalb ist auch die Angst vor einem möglichen Jobverlust durch Automatisierung nicht plausibel. Falls zumindest das Wissen um den Nutzen von Automatisierung vorhanden ist, krankt es bei der Umsetzung: Mit viel Brimborium ins Leben gerufene Taskforces, die an ihrem eigenen Anspruch scheitern, oder Automatisierungsprojekte, die im Trubel des Alltags untergehen, sind dann die traurige Regel.
Es gilt der Grundsatz: Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen. Noch überleben insbesondere kleinere IT-Firmen, deren Kunden eher aus Gewohnheit denn aus technischer Notwendigkeit bleiben. Schnell kommen gerade solche Kunden allerdings abhanden, wenn sie sich den Nutzen von Automatisierung in Euro und Cent vor Augen führen. Firmen, die nicht genug auf Automatisierung setzen, werden vor der zunehmenden Komplexität von IT-Anwendungen absehbar kaum noch in der Lage sein, kostendeckend zu arbeiten. Wer auf den Automatisierungszug also noch nicht aufgesprungen ist, sollte das tunlichst ändern.
(jp)