Cloudbasierte Kommunikationstools wie Slack oder Teams haben eine gewaltige Vormachtstellung aufgebaut. Wer auf Datensouveränität und nicht auf die Wolken der gängigen Anbieter setzen möchte, findet in Rocket.Chat eine mögliche Alternative. Im Test haben wir uns neben den Grundfunktionen auch die Verzahnung mit anderen Diensten angeschaut.
Instant Messaging ist nicht durch Zufall einer der beliebtesten Dienste der digitalen Welt. Die Möglichkeit, schnell und ohne Umschweife textbasierte Nachrichten auszutauschen, ist heute essenziell. Nicht nur in Start-ups läuft ein großer Teil der Kommunikation per Chat ab. Kurznachrichten kommen mit etwas weniger Formalität als eine E-Mail daher und trotzdem lassen sich damit schnell Kollegen erreichen, die nicht im selben Raum oder auf derselben Etage beheimatet sind. Nicht zuletzt lassen sich Chatprogramme meist intuitiver nutzen.
Dass in den vergangenen Jahren Dienste wie Slack, HipChat oder Teams das Ruder übernommen haben, hat also auch etwas damit zu tun, dass sie eine buntere, einfachere Alternative zu etablierten Systemen wie IRC sind.
IRC existiert in Form etlicher Netze zwar bis heute, doch gilt das Protokoll zurecht als antiquiert. Moderne Funktionen wie die Möglichkeit, GIF-Bilder oder Dateien aus Office-Diensten wie Microsoft 365 einzubinden, bietet IRC nicht. Und das sind längst nicht die einzigen Schwächen von IRC – SSL etwa, aus heutiger Sicht eine Selbstverständlichkeit, erzwingt auf der Serverseite bis heute einige Fingerübungen.
Instant Messaging ist nicht durch Zufall einer der beliebtesten Dienste der digitalen Welt. Die Möglichkeit, schnell und ohne Umschweife textbasierte Nachrichten auszutauschen, ist heute essenziell. Nicht nur in Start-ups läuft ein großer Teil der Kommunikation per Chat ab. Kurznachrichten kommen mit etwas weniger Formalität als eine E-Mail daher und trotzdem lassen sich damit schnell Kollegen erreichen, die nicht im selben Raum oder auf derselben Etage beheimatet sind. Nicht zuletzt lassen sich Chatprogramme meist intuitiver nutzen.
Dass in den vergangenen Jahren Dienste wie Slack, HipChat oder Teams das Ruder übernommen haben, hat also auch etwas damit zu tun, dass sie eine buntere, einfachere Alternative zu etablierten Systemen wie IRC sind.
IRC existiert in Form etlicher Netze zwar bis heute, doch gilt das Protokoll zurecht als antiquiert. Moderne Funktionen wie die Möglichkeit, GIF-Bilder oder Dateien aus Office-Diensten wie Microsoft 365 einzubinden, bietet IRC nicht. Und das sind längst nicht die einzigen Schwächen von IRC – SSL etwa, aus heutiger Sicht eine Selbstverständlichkeit, erzwingt auf der Serverseite bis heute einige Fingerübungen.
Verglichen mit dem Aufwand, den der Betrieb eines eigenen IRC-Servers bedingt, haben cloudbasierte Dienste eine extrem niedrige Einstiegshürde. Der Zugang für eine Firma oder ein Projekt ist in Sekunden angelegt, die passenden Anwender mittels AD- oder LDAP-Anbindung ebenfalls. Per Browser oder Client steht dem Kommunikationsvergnügen nicht mehr viel im Wege – zumindest aus technischer Sicht. Denn einige Aspekte der Chatdienste in der Cloud sind durchaus problematisch. Wer Slack & Co. nutzt, liefert seine Daten freiwillig an US-amerikanische Firmen, die unter der Aufsicht der Regierung stehen und im Ernstfall ihre Daten herausrücken müssen.
Das ist gerade im Kontext von Instant Messaging auch deshalb kritisch, weil im Chat oft vertrauliche Details ausgetauscht werden. Und das, obwohl die Compliance-Regeln vieler Unternehmen das ausdrücklich verbieten.
Und noch ein zweites Problem birgt die Nutzung cloudbasierter Chatdienste in sich: Wer nur wenige Nutzer hat, kommt mit eingeschränkter Funktionalität kostenlos davon. Wer aber eine mittelgroße Firma an HipChat oder Teams ankoppeln und auf keine Features verzichten möchte, löhnt bald pro Benutzer und pro Monat – zum Teil zu heftigen Tarifen.
Rocket.Chat
Produkt
Selbst gehostete Kurznachrichten- und Kommunikationsplattform auf Open-Source-Basis.
Die Community-Edition von Rocket.Chat ist kostenlos und kommt ohne eine Einschränkung pro Benutzer daher, bietet aber nur den Umfang der Open-Source-Variante. Wer auf die Pro- oder Enterprise-Edition setzt, zahlt im Fall der Pro-Subskription 3 US-Dollar pro Benutzer pro Jahr. Für die Enterprise-Variante bietet der Anbieter lediglich Pakete mit individuellen Preisen an.
Systemanforderungen
Sechs CPU-Kerne mit mindestens 1,7 GHz, 4 GByte RAM, 500 GByte Speicher oder mehr sowie mindestens Ubuntu 18.04 LTS.
Nun ist es keinesfalls so, dass es zu den etablierten Anbietern keine Alternativen gäbe. MatterMost ist etwa recht bekannt, und zusammen mit Rocket.Chat gehört es zu den prominentesten Open-Source-Vertretern der Chatsysteme. Sie implizieren, dass Unternehmen ihre Kurznachrichten-Plattform selbst betreiben, dafür aber im Gegenzug keine Abo-Kosten haben und die vollständige Kontrolle über die eigenen Daten behalten.
Bei einem Blick auf die Produktbeschreibung von Rocket.Chat kommt schnell der Eindruck auf, das Werkzeug könne all das, was auch die Kollegen aus der Cloud an Funktionalität bieten. Wir unterziehen das Werkzeug daher einem ausführlichen Test in fünf Kategorien. Zunächst geht es um die grundlegenden Features der Lösung – was lässt sich mit Rocket.Chat in Sachen Kommunikation alles machen? Der zweite Aspekt dreht sich rund um das Thema Compliance: Wie gut lässt sich die Software in bestehende Unternehmensnetze integrieren und mit bestehenden Diensten verschränken?
Der dritte Faktor im Test kreist um die Anbindung an externe Plattformen wie Office-Umgebungen oder Bilderdienste. Bietet Rocket.Chat hierfür eine native Integration, und wie gut funktioniert sie? Viertes Kriterium ist die "Accessibility", also: Gibt es einen Zugang per Browser, stehen Apps für die gängigen mobilen Betriebssysteme sowie für Windows, macOS und Linux zur Verfügung? Beim fünften Parameter im Test geht es schließlich um Funktionen, die nicht in die klassische Verantwortlichkeit von Messenger-Diensten fallen, die Rocket.Chat aber trotzdem an Bord hat – etwa die Möglichkeit, die Software als Helpdesk zu nutzen.
Solide Grundfunktionen
Wer Rocket.Chat nutzt, lässt sich auf ein Spiel mit drei Versionen ein. Offiziell ist das Werkzeug eine quelloffene Software, die jeder herunterladen und ohne Kosten betreiben kann. Das ist dann die Community-Edition. Ihr gegenüber stehen die Pro- und die Enterprise-Editionen, deren zusätzlichen Features sich aber primär auf erweiterte Funktionen und kaum auf die Basisfeatures beziehen. Zwar merken die Rocket.Chat-Entwickler an, dass sie den Einsatz der Pro-Variante nur bis zu 1000 gleichzeitigen Nutzern empfehlen. Doch diese Menge muss ein hiesiges Unternehmen erst einmal zusammenbringen, und selbst dann dürfte Rocket.Chat nicht den Dienst quittieren. Lediglich stärkere Hardware ist möglicherweise nötig.
Wie es meistens bei Open-Source-Tools der Fall ist, muss der Admin für Support zur Pro- oder Enterprise-Version greifen, denn die Community-Edition bietet keine professionelle Unterstützung. Zwar steht es dem Admin frei, sich bei Rückfragen zu dieser Variante auf den Mailinglisten zu melden. Oft genug sollte er dabei eine Lösung für ein Problem erhalten – garantiert ist das aber eben nicht.
Rocket.Chat ähnelt in der Organisation von Chats der klassischen Struktur von IRC. Wer das Tool nutzt, kommuniziert also über Kanäle (Channels) oder auf Wunsch unmittelbar mit einzelnen Personen (Query). Für die Kanäle gibt der Hersteller zudem einen Subtyp vor, nämlich die "Private Groups". Diese sind anders als Kanäle nicht über die Suchfunktion zu finden und der Zugang zu ihnen ist nur durch Einladung eines Administrators möglich. Private Gruppen empfehlen die Entwickler mithin für Konversationen, in denen Vertrauliches besprochen wird.
Damit Features wie die Integration in eine Cloud-Office-Umgebung überhaupt erst interessant werden, darf ein Chatsoftware wie Rocket.Chat bei den Basics nicht patzen. Wobei sich das Werkzeug selbst gar nicht mehr als reines Chattool sieht, sondern sich hochtrabend Kommunikationsplattform nennt. So oder so: Der textbasierte Chat ist und bleibt die Kernfunktion der Lösung, und hier geizt der Hersteller nicht mit Reizen.
Bild 1: Rocket.Chat kommt als kostenfreie und trotzdem funktionsreiche Alternative zu Bezahldiensten wie Slack oder Teams daher und bietet volle Datensouveränität.
Kommunikation auf Kanalbasis
Zu den normalen gesellen sich außerdem Broadcast-Kanäle, bei denen "Nomen est omen" gilt: Hier haben beliebig viele Nutzer lesenden Zugriff, aber die Option, in einem solchen Kanal etwas zu veröffentlichen, ist mittels Rechtevergabe auf wenige Nutzer beschränkt. Kanäle dieser Art bieten Slack und Konsorten ebenfalls an. Sie eignen sich gut, um innerhalb von Unternehmen Nachrichten der Leitung schnell an alle Kollegen zu verteilen.
Praktisch: In Rocket.Chat ist es möglich, externe Anwender als "Gast" in eine Konversation zu integrieren. Die Notwendigkeit für solche Gastnutzer hat beinahe jedes Unternehmen. Sie entsteht, wenn nicht fest angestellte Personen (etwa externe Dienstleister oder Lieferanten) an Konversationen teilnehmen sollen, von denen sie unmittelbar betroffen sind. Gastzugänge sind stark eingeschränkt: Sie können keine beliebigen Kanäle betreten und dürfen generell nur das, was ihnen explizit durch eine bevollmächtigte Person erlaubt worden ist.
Sämtliche Kommunikation in Rocket.Chat lässt sich bei entsprechender Konfiguration verschlüsselt abwickeln. Dabei greift nicht nur die einfache Transportverschlüsselung, weil der Client via SSL-Verbindung mit dem Server kommuniziert. Stattdessen setzt das Tool auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, sodass die Inhalte einer Konversation auf Wunsch tatsächlich nur den beiden teilnehmenden Parteien ersichtlich sind.
GIF-Einbindung und Sortierung nach Threads
Die zentrale Benutzerschnittstelle von Rocket.Chat ist sein Webinterface. Hier legen sich Nutzer bei Bedarf eigene Zugänge an und betreten den Chatdienst. Hier erfolgt auch der Austausch sämtlicher Nachrichten. Dabei bietet Rocket.Chat eine zeitgemäße Oberfläche, die diverse moderne Funktionen und etliche Spielereien unterstützt. Seit einigen Jahren erfreuen sich etwa animierte GIF-Dateien als spezielle Subkultur des Chatwesens in manchen Kreisen großer Beliebtheit. Rocket.Chat verfügt über eine eigene Plattform für dynamische Erweiterungen, mittels derer sich auch der GIF-Dienst Giphy ohne Schwierigkeiten einbinden lässt. Tippt ein Benutzer /giphy Suchwort ein, sieht er zunächst die Ergebnisse von Giphy in einer kleinen Galerie und kann daraus dann das GIF auswählen, das er absenden möchte.
Darüber hinaus ist Rocket.Chat mit Formatierungs- und Ordnungsfunktionen gut ausgestattet. Für YouTube-Links bindet das Programm etwa automatisch eine Vorschau ein, die die direkte Wiedergabe erlaubt. Textformatierungen sind ohne Probleme möglich. Und auch sonst bietet die Plattform etliche Möglichkeiten, in überladenen Kanälen entweder für Aufmerksamkeit zu sorgen oder für Ordnung. Jede Meldung kann dabei zu einem Thread wachsen, also zu einer zusammenhängenden Konversation im Kanal, die gut nachvollziehbar ist. Die aktuelle Generation der Chatsysteme zeigt, dass sie aus den Unzulänglichkeiten von IRC gelernt hat, wo das Prinzip "Fire and Forget" gilt und Nachrichten in Kanälen stur nacheinander dargestellt werden.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wer IRC kennt und dort die typischen Nutzerfeatures vermisst, die Chattools wie Slack und HipChat auszeichnen, bekommt bei Rocket.Chat genau das, was er möchte. Das grundlegende Feature-Set der Software überzeugt.
Bild 2: Die Verzahnungsoptionen in Rocket.Chat sind umfangreich – so etwa ist es möglich, das Programm direkt an eine bestehende LDAP-Instanz anzukoppeln.
Erweiterte Compliance nur mit Enterprise-Variante
Rocket.Chat zielt nicht ausschließlich auf Unternehmen ab. Entstanden ist das Produkt ursprünglich aus der Open-Source-Community heraus, die eine modernere Alternative zu IRC suchte und sich nicht an kommerzielle Anbieter binden wollte. Heute sind Unternehmen nichtsdestoweniger eine wichtige Zielgruppe für Rocket.Chat, das mittlerweile auch ein Unternehmen ist und sich auf den Vertrieb seiner Software stützt. Firmen haben an Software freilich eine andere Liste von Anforderungen als private Nutzer. Insbesondere spielt das Thema Compliance eine Rolle, und hier trumpft das Tool mit mehreren bedeutsamen Features auf. Bekanntlich hat Compliance etliche Facetten – und viele davon deckt Rocket.Chat tatsächlich ab.
Das geht beim Thema Überwachung und Statistik los. In der Enterprise-Edition bietet Rocket.Chat etwa sichere Benachrichtigungen auf mobilen Endgeräten. Stellt der Nutzer seinen Client nicht explizit um, erhält er grundsätzlich bei jedem Nachrichteneingang eine entsprechende Notification auf den Desktop, das Smartphone und jedes andere mit Rocket.Chat verbundene Gerät. Notifications enthalten dabei stets auch den Inhalt der Message. Kommt nun die Enterprise-Version von Rocket.Chat zum Einsatz, kann der Admin das einschränken: Nutzer erhalten dann zwar noch eine Notification, diese enthält aber den Inhalt der Nachricht nicht mehr. Das soll verhindern, dass sensible Daten unkontrolliert abfließen.
Obendrein ermöglicht es die Enterprise-Version auch, Konversationen zu überwachen und statistisch auszuwerten. Davon ausgenommen sind freilich die Ende-zu-Ende-verschlüsselten Gespräche. Die Nutzung einiger Monitoring-Features ist in Deutschland zudem nicht ganz unkritisch, weil sie unter Umständen gegen geltendes Recht, etwa das Arbeitsrecht, verstoßen.
LDAP-Anbindung ab Werk, HA nur gegen Cash
In großen Unternehmen findet sich heute fast immer ein zentrales Verzeichnis, das alle Benutzer verwaltet. Ganz gleich, ob es sich um LDAP oder Active Directory handelt: Rocket.Chat lässt sich mit beiden Diensten verbinden und ist in der Lage, sie entsprechend zu verwenden. Aus Compliance- und aus Security-Sicht ist das absolut relevant, weil es Unternehmen zum Beispiel die Sicherheit gibt, dass ein einmal zentral deaktivierter Benutzer auch nicht mehr an den Firmenchat herankommt. Frei konfigurierbare Berechtigungen für alle Nutzer, Mehrfaktorauthentifizierung sowie die Anbindung von anderen Quellen für Benutzerdaten – etwa den Login per Facebook – runden das Angebot ab. Rocket.Chat präsentiert sich in Sachen Benutzerverwaltung in Summe auf der Höhe der Zeit.
An bestehende Designvorgaben lässt sich Rocket.Chat gut anpassen. Hier bietet das Kommunikationssystem mannigfaltige Möglichkeiten. Wer etwa mit einem eigenen Logo arbeiten möchte, erreicht diesen Effekt mit sehr geringem Aufwand. Auch ein fast vollständiges eigenes Theme stellt Rocket.Chat nicht vor große Hindernisse; ein solches zu erstellen, braucht zwar einige Zeit, doch lassen sich die meisten Designelemente von Rocket.Chat beliebig modifizieren.
Im Compliance-Regelwerk eines Unternehmens spielen SLAs und Hochverfügbarkeit eine gewichtige Rolle. Die Bezahlversionen von Rocket.Chat leisten sich hier keinen Lapsus. Sie kommen mit einer eingebauten Cluster-Funktion, die es erlaubt, mehrere Instanzen parallel zu betreiben. Sie sind untereinander vernetzt und tauschen Inhalte miteinander aus. Einmal mehr taucht hier ein Prinzip des IRC-Protokolls auf, denn dort funktioniert Hochverfügbarkeit im Grunde ebenso. Obendrein nutzt diese Herangehensweise der Skalierbarkeit in die Breite, um mehr Benutzer zu verkraften.
Die Open-Source-Variante wirkt hier allerdings etwas verloren. Denn diese hat den Cluster-Modus der Bezahlversionen schlicht nicht. Wünscht der Admin sich trotzdem Hochverfügbarkeit, muss er darauf nicht verzichten, denn mittels der im Hintergrund laufenden MongoDB-Instanz und klassischer HA-Lösungen wie Pacemaker oder eines Loadbalancers lassen sich ähnliche Effekte erreichen. Das ist dann aber nicht sehr intuitiv und auch nicht angenehm zu administrieren.
Bild 3: Rocket.Chat lässt sich ab Werk mit Jitsy oder BigBlueButton verbinden. Über den Marketplace stehen weitere Integrationen zur Verfügung.
Externe Integrationen mit Licht und Schatten
Es hat sich eingebürgert, dass Kommunikationsdienste nicht alle benötigten Features selbst implementieren. Wer etwa das gemeinsame Arbeiten an Dokumenten mittels Rocket.Chat ermöglichen möchte, müsste dafür ja de facto eine cloudbasierte Office-Umgebung im Chatsystem nachbauen. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass es mehrere entsprechende Dienste gibt, ist das freilich purer Wahnsinn.
Viel mehr Sinn ergibt es, wenn Dienste externe Services nativ einbinden. Hier glänzt Rocket.Chat in mehrerlei Hinsicht. Wer etwa nicht nur Chats zentral steuern möchte, sondern auch Anrufe, kann die Plattform an die Open-Source-Konferenzlösung Jitsi ankoppeln. Direkt aus Rocket.Chat heraus ist es dann möglich, Telefonate und Videoanrufe zu beginnen.
Darüber hinaus bieten alle Varianten Zugriff auf den Marketplace des Herstellers, der verschiedene Extensions feilbietet. Hierunter fällt die schon erwähnte GIF-Integration via Giphy-Erweiterung ebenso wie die mögliche Anbindung an andere Werkzeuge wie Instagram oder WhatsApp. Auch ein Zoom-Plug-in steht zur Verfügung.
Bei der Integration von Office-Werkzeugen wie Microsoft 365 oder Google Drive steht der Admin allerdings im Regen – denn entsprechende Erweiterungen finden sich im Marketplace nicht. Aufatmen können Unternehmen, die auf die Atlassian-Werkzeuge wie Jira und Confluence setzen: Für diese gibt es ein spezielles "Extension Paket", das allerdings den Bezahlversionen von Rocket.Chat vorbehalten ist.
Schließlich bietet Rocket.Chat eine klassische WebHook-API, über die sich von externen Diensten bestimmte Ereignisse erzeugen lassen. Ein Klassiker ist etwa der Wunsch, eine Nachricht in einen Rocket.Chat-Kanal zu posten, falls es einen Beitrag in einem GitHub-Verzeichnis gibt. Mittels der WebHook-API lässt sich das realisieren, und für GitLab steht sogar eine direkte Anbindung in Form einer Extension zur Verfügung. In Summe schlägt Rocket.Chat sich bei der Anbindung an externe Dienste gut.
Client spiegelt Webinterface
Eingangs haben wir erwähnt, dass die zentrale Stelle für die Nutzung von Rocket. Chat sein Webinterface ist. Daneben gibt es aber noch OS-spezifische Clients, etwa für iOS und Android sowie für Windows, macOS und Linux. Ihre Installation ist einfach: Der Benutzer gibt lediglich den Link zur jeweiligen Rocket.Chat-Instanz ein, den Rest erledigt der Client danach automatisch.
Apps und das Webinterface sind so konzipiert, dass sie identisch aussehen und ihre Verwendung identisch funktioniert. De facto zeigen die Clients für die diversen Betriebssysteme eigentlich nur das Webinterface in einem separaten Fenster an. Das erlaubt es, die im Client implementierte Funktionalität übersichtlich zu halten und garantiert auf dem Endgerät dennoch eine vergleichbare Benutzererfahrung quer über alle Plattformen.
Diese ist im Übrigen ziemlich angenehm. Weil längst nicht jeder, der heute digitale Dienste nutzt, der englischen Sprache mächtig ist, steht das Webinterface in über 30 Übersetzungen zur Verfügung. Darunter fallen die meisten europäischen Sprachen.
So urteilt IT-Administrator
Bewertung
Kommunikationsfunktionen
6
Compliance-Einbindung
7
Integration in externe Dienste
7
Webinterface und Clients
7
Nutzung als Supporttool
7
Dieses Produkt eignet sich
optimal
für Unternehmen, denen textbasierte Kommunikation mit ein paar zusätzlichen Features genügt und die vor allem auf eine kostenlose Nutzung aus sind..
bedingt
für größere Organisationen, die eine hohe Anzahl von Menschen in Kontakt bringen wollen und dabei Zusatzfunktionen wie die Integration in Microsoft 365 brauchen.
nicht
für Unternehmen, die keinen Wert auf die eigene Datensouveränität legen und bereits mit einem der bestehenden Clouddienste zufrieden sind.
Auch zum Support einsetzbar
Rocket.Chat hat sich im Lauf der Jahre vom einfachen Chattool hin zum komplexen Kommunikationssystem entwickelt. Das umfasst auch Funktionen, die für ein Chatsystem eigentlich ungewöhnlich sind und die nicht jede Lösung dieser Art im Standardrepertoire hat. Ein exzellentes Beispiel dafür ist der Themenkomplex Kundenkommunikation.
Wer auf der eigenen Website etwa ein Chatfenster für Kundenkontakt vorhalten will, ist in der Lage, dieses im Backend an Rocket.Chat anzubinden. Der Anbieter stellt hierfür einen eigenen Proxy-Dienst namens Omnichannel bereit, der sogar in der Open-Source-Version zur Verfügung steht. In den Bezahlvarianten bietet Omnichannel zusätzliche Funktionen. Dasselbe gilt für diverse Aktionen, die Unternehmen mit eingehenden Nachrichten von Kunden möglicherweise durchführen wollen.
So bietet Rocket.Chat die Option, Nachrichten anhand von bestimmten Schlüsselwörtern zu kategorisieren und in eingerichtete Warteschlangen zu packen. Mitteilungen, die in diesem System einmal eingegangen sind – und zwar unabhängig vom Eingangsweg – lassen sich zudem beliebig und anhand festgelegter Regeln routen. Das geht bis auf die Ebene einzelner Benutzer hinunter, die dann die Agenten-Rolle erhalten und für bestimmte Begriffe zuständig sind. "Canned Responses" zeugen ebenso von Rocket.Chats Fähigkeiten als Supportsystem, denn das Programm kann Nachrichten auch automatisch beantworten, bis ein Mensch übernimmt.
Zumindest in den Kaufversionen der Software steht zudem die Option im Raum, verschiedene Anwender anhand von Geschäftszeiten automatisch zu alarmieren, falls bestimmte Nachrichten eingehen. Eine umfangreiche Analyse-API rundet das Angebot ab. Diese zeigt etwa an, wie lange Nutzer durchschnittlich auf eine Antwort des ihnen zugewiesenen Agenten warten. Um Missbrauch zu vermeiden, lassen sich auf Basis der Analysefähigkeiten von Rocket.Chat zudem Limits definieren, was einzelne Nutzer und ihre Nachrichten angeht. Wer zu oft haltlos Tickets eröffnet, lässt sich bei Bedarf vor die virtuelle Tür setzen.
Bild 4: Die Vielfalt der Clients für Rocket.Chat wirkt gewaltig, doch binden die Apps nur das ohnehin vorhandene Webinterface ein.
Fazit
Rocket.Chat ist eine ausgezeichnete Alternative für Unternehmen, die nicht auf Slack, HipChat oder Teams setzen wollen. Es bietet in Sachen Kurznachrichten alle Funktionen, die Nutzer von modernen Systemen erwarten, und stellt diese auch in der freien "Community"-Variante zur Verfügung. Anders als so manches Konkurrenzprodukt ist Rocket.Chat mithin nicht "Pseudo-Open-Source", bedingt also nicht, dass schon für grundlegende Features eigentlich nur die kommerzielle Variante greift.
Gerade die in der freien Variante gegebenen Compliance-Optionen, die Integration in andere Werkzeuge und die Vielfalt in Sachen UI runden das Angebot ab. Erweiterte Features wie Hochverfügbarkeit oder der Einsatz als Supportsystem lässt sich allerdings auch Rocket.Chat bezahlen. Wer eine Plattform für Kurznachrichten braucht, sollte Rocket.Chat aber auf dem Radar haben.