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2022

10

2022-09-29T12:00:00

Datensicherheit

PRAXIS

055

Content-Management-System

WordPress

Onlineshops mit WooCommerce

Keep it simple

von Marc Hillebrand

Veröffentlicht in Ausgabe 10/2022 - PRAXIS

Vor der Realisation eines Webprojekts fällt die Entscheidung für ein passendes CMS. Komplex wird es dabei, wenn die Webseite für einen Kunden erstellt oder besondere Funktionen – etwa aus dem E-Commerce-Bereich – enthalten soll. Hier spielen mögliche Vorkenntnisse und das individuelle Anforderungsprofil eine wichtige Rolle. Wir beleuchten, was die WordPress-Erweiterung WooCommerce zu bieten hat.

In den letzten Jahren fiel die Wahl immer häufiger auf das weltweit beliebteste CMS WordPress [1]. Inzwischen wird mehr als jede zweite CMS-basierte Webseite damit erstellt. Doch warum ist das eigentlich so? Als WordPress ursprünglich entwickelt wurde, war die Ausrichtung eine andere. Hier standen keine Webseiten, sondern Blogs im Mittelpunkt.
Einfachheit und Benutzerorientierung wurden forciert, Komplexität und Einstiegshürden standen konzeptionell auf der Blacklist. Die Ideologie war, jedem interessierten Schreiber die Möglichkeit zu geben, sich so schnell und einfach wie möglich einen Blog aufzubauen. Mit Erfolg: Die Anzahl von Blogs explodierte und WordPress wurde zunehmend populärer. Die nächste Ausbaustufe war die Erweiterung auf ein generisches CMS.
Grundsätzlich ist es immer so, dass WordPress selbst nach Jahren der Fortentwicklung bis heute weder überladen noch unübersichtlich wirkt. Ganz bewusst setzen die Entwickler auf einen riesigen Pool von Plug-ins, mit denen sich das System punktuell um gewünschte Funktionalitäten erweitern lässt. Der Webseiten-Betreiber oder Administrator fühlt sich nicht von überflüssigen Funktionen erschlagen, sondern kreiert sich das Arbeitsumfeld, das wirklich benötigt wird. So individuell das Projekt ist, so facettenreich kann auch das Backend ausfallen.
In den letzten Jahren fiel die Wahl immer häufiger auf das weltweit beliebteste CMS WordPress [1]. Inzwischen wird mehr als jede zweite CMS-basierte Webseite damit erstellt. Doch warum ist das eigentlich so? Als WordPress ursprünglich entwickelt wurde, war die Ausrichtung eine andere. Hier standen keine Webseiten, sondern Blogs im Mittelpunkt.
Einfachheit und Benutzerorientierung wurden forciert, Komplexität und Einstiegshürden standen konzeptionell auf der Blacklist. Die Ideologie war, jedem interessierten Schreiber die Möglichkeit zu geben, sich so schnell und einfach wie möglich einen Blog aufzubauen. Mit Erfolg: Die Anzahl von Blogs explodierte und WordPress wurde zunehmend populärer. Die nächste Ausbaustufe war die Erweiterung auf ein generisches CMS.
Grundsätzlich ist es immer so, dass WordPress selbst nach Jahren der Fortentwicklung bis heute weder überladen noch unübersichtlich wirkt. Ganz bewusst setzen die Entwickler auf einen riesigen Pool von Plug-ins, mit denen sich das System punktuell um gewünschte Funktionalitäten erweitern lässt. Der Webseiten-Betreiber oder Administrator fühlt sich nicht von überflüssigen Funktionen erschlagen, sondern kreiert sich das Arbeitsumfeld, das wirklich benötigt wird. So individuell das Projekt ist, so facettenreich kann auch das Backend ausfallen.
Blog, Webseite und Onlineshop in einem
Mit WooCommerce [2] haben die WordPress-Entwickler von Automattic bereits die zweite Stufe gezündet. Nach der Eroberung des CMS-Markts gehen sie den E-Commerce-Bereich an. Einen Onlineshop mit WordPress zu realisieren, erscheint vielen erfahrenen Entwicklern jedoch bis heute noch etwas befremdlich. Den Pionieren, die das Blog-System WordPress erstmalig als CMS für eine Webseite verwendet haben, erging es jedoch nicht anders. Inzwischen erklimmt WooCommerce bereits den E-Com-
merce-Thron.
Mit mehr als 15 Millionen Downloads ist WooCommerce heute eines der beliebtesten WordPress-Plug-ins. Rund drei Millionen aktive Shopsysteme weltweit basieren inzwischen darauf. Eine beeindruckend hohe Zahl, doch das liegt sicher auch an der Popularität von WordPress und dessen Zugkraft. Wer bereits mit WordPress vertraut ist, erkennt in WooCommerce eine naheliegende und praktische Lösung. Zudem ist das Plug-in auch dann besonders praktisch, wenn eine vorhandene Webseite um einen Shop ergänzt werden soll.
Steht dagegen der Shop im Vordergrund, erlaubt die technische Basis jederzeit eine nachträgliche Anbindung eines Informationsangebots in Form einer Webseite oder eines Blogs. Das Softwareangebot der Automattic-Entwickler besticht also auch durch Flexibilität.
Modulare Erweiterung
Neben den Komfortmerkmalen, die WordPress für Anwender sehr leicht bedienbar machen, punktet das System mit seiner Code-Architektur. Denn WordPress (und damit auch WooCommerce) basiert auf PHP und lässt sich von erfahrenen Entwicklern leicht anpassen und erweitern. Alle Bestandteile sind hervorragend dokumentiert und eine große Community hilft bei technischen Problemen aller Art. Ehemals etablierte Systeme wie Joomla oder Typo3 haben ihre Marktanteile nicht zuletzt wegen unnötiger Komplexität, schwacher Strukturen oder fast schon originell unzugänglicher Skriptsprachen (TypoScript) verloren. Hier waren viele WordPress-Mitbewerber beim Schaffen von Stolpersteinen überraschend kreativ.
Auch WooCommerce verfolgt die klare Linie, die WordPress vorgibt. Templates lassen sich einfach bearbeiten – und wer mag, entwickelt sogar gänzlich neue Plug-ins. Und das, obwohl WooCommerce selbst ein Plug-in ist. Denn auch die E-Commerce-Erweiterung selbst kann durch weitere Erweiterungen funktional ergänzt werden.
Genauere Betrachtung nötig
Obwohl das alles sehr gut klingt, gibt es natürlich auch ein paar Wermutstropfen. So ist bei genauerer Betrachtung die Verbreitung der E-Commerce-Lösung aus dem WordPress-Regal ein wenig zu relativieren. Denn ein Großteil der heutigen Onlineshops sind kleine bis mittelgroße Internet-Verkaufsstellen, die oft nur semiprofessionell betrieben werden. Bei vielen dieser E-Commerce-Projekte steht zudem auch kein nennenswertes Budget für aufwendige Serverarchitekturen und Entwicklung zur Verfügung.
Ein WooCommerce-Shop, basierend auf einer bestehenden WordPress-Webseite, ist da natürlich eine schnelle und kostengünstige Lösung. Wer dagegen ein sehr großes E-Commerce-Projekt mit hohen Ansprüchen plant, bewegt sich in einem völlig anderen Segment. Zunächst einmal sollten potenzielle Nutzer definieren, welchen Umfang der Shop hat, wie Waren und Produkte gepflegt und welche Funktionen benötigt werden. Dabei ist die Gestaltung des Frontends weniger entscheidend. Dank zahlreicher Themes und WooCommerce-Plug-ins gibt es hier vermutlich nichts, was sich nicht irgendwie abbilden ließe. Kosmetische Aspekte sollten IT-Verantwortliche bei der Wahl eines geeigneten Shop-Systems daher (zunächst) außer Acht lassen.
Warenwirtschaft inklusive
Viel wichtiger sind die fest verankerten Strukturen im Kern der Applikation, wozu auch das Backend als Interface zählt. So umfasst WooCommerce beispielsweise kein "Onboard"-Warenwirtschaftssystem. Ist das Produktportfolio derart umfangreich, dass Warenfluss und Lagerhaltung ein entscheidender Faktor sind, holen Konkurrenzprodukte auf. Komplexe Shopsysteme wie Magento oder Shopware sind darauf ausgelegt, E-Commerce-Angebote mit tausenden von Produkten und der entsprechenden Logistik effizient zu verwalten.
Auch das Anbinden externer Marktplätze wie eBay, Amazon oder Alibaba fällt mit WooCommerce vergleichsweise spärlich aus. Obwohl einige Plug-ins diese Lücke inzwischen füllen, zeigt das ursprüngliche Fehlen dieser Funktionalität, auf welche Anwender- und Betreiber-Zielgruppe WooCommerce abzielt. Doch ist das alles freilich nur eine Momentaufnahme, denn WooCommerce hat sich bereits in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt – ein Prozess, der sicher noch lange nicht abgeschlossen ist.
Von WooCommerce stehen verschiedene Erweiterungen zur Vefügung.
Permanente Weiterentwicklung
Ein weiteres gutes Beispiel für diese Entwicklung ist das Dropshipping – also der Verkauf von Waren, die gar nicht im eigenen Lager auf Käufer warten, sondern just-in-time von Lieferanten bezogen werden. Konnte WooCommerce ursprünglich nicht für diese Form des Verkaufs konfiguriert werden, erfreut es sich inzwischen gerade bei Dropshipping sehr großer Beliebtheit. Das zeigt: Immer wieder werden Trends erkannt, sei es vom Automattic-Team selbst oder von externen Entwicklern, die dann ein Plug-in kreieren.
Spielen also Funktionen wie eine umfangreiche Warenwirtschaft oder eine performante und automatisierte Marktplatzanbindung keine entscheidende Rolle, ist WooCommerce sicherlich eine sehr gute Wahl. Setzen Sie bei Ihrem Projekt dagegen vor allem auf diese zwei Faktoren, lohnt sich womöglich noch einmal der Vergleich mit anderen Lösungen.
Gehen wir einen Schritt weiter: Spätestens dann, wenn Ihr E-Commerce-Projekt wächst, zahlt sich eine durchdachte Hosting- oder Serverbasis-Planung aus. Denn ein gut besuchter Onlineshop belastet den zukünftigen Webserver mit tausenden von Interpretations-Zyklen pro Stunde. Schwächen in der Applikation, die auch durch schlecht programmierte Plug-ins entstehen können, multiplizieren sich mit jedem Pageview. Prüfen Sie daher die unmittelbaren Auswirkungen installierter Plug-ins auf die Performance und weichen Sie gegebenenfalls auf Alternativen aus. Ein sinnvoller Indikator ist das PageSpeed-Tool [3] von Google. Wird hier ein schlechter Wert erreicht, hält das nicht nur Käufer vom Checkout ab, sondern mindert auch das Suchmaschinen-Ranking.
Grundsätzlich gilt, dass ein gutes WooCommerce-System so schlank wie möglich sein sollte. Verzichten Sie daher wo immer möglich auf komplexe Plug-ins. Viele Funktionen lassen sich auch durch kleine Eingriffe in die Templates schnell und einfach lösen. Sollte das zu kompliziert klingen, gibt es noch einen anderen Weg: Erfahrene Hostinganbieter wie DomainFactory können Ihnen bei speziell optimierten WooCommerce-Hostings gleich mehrere Performance- und Erweiterungssorgen abnehmen, indem sie ein aufeinander abgestimmtes Portfolio an zusätzlichen WooCommerce-Plug-ins mit passender Serverleistung kombinieren.
Änderungen am Template
Manchmal kommt man jedoch nicht umher, etwas tiefer in die WordPress- und WooCommerce-Programmierung eingreifen zu müssen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass Sie keine Änderungen am Ursprungsort des Templates vornehmen sollten. Ein Tipp: Handelt es sich um das Basis-Theme, legen Sie ein Child-Theme an und kopieren Sie das zu bearbeitende Template in den Child-Theme-Ordner. Auf diese Weise werden Änderungen auch dann nicht überschrieben, wenn Sie eine neue Version des Themes einspielen.
Trotzdem sollten Sie versuchen, Änderungen am Theme so gering wie möglich zu halten. Wählen Sie stattdessen ein (zur Not auch kostenpflichtiges) Theme, das den Anforderungen des Shops bereits von Haus aus möglichst gerecht wird. Farben, Schriften und Bildelemente lassen sich zudem bereits häufig im WordPress-Backend soweit anpassen, dass Templates unangetastet bleiben können. Und auch per CSS-Definitionen sind kosmetische Änderungen möglich, die keine Anpassungen am Quellcode der Templates erfordern.
Möchten Sie dagegen in einem Plug-in-Template eine Änderung vornehmen, so ist auch das in vielen Fällen möglich. Ein WooCommerce-Template können Sie beispielsweise in Ihren Child-Theme-Ordner kopieren. Legen Sie dort einfach einen Unterverzeichnis an, das exakt den Namen des Plug-in-Ordners trägt (in diesem Fall "woocommerce"). Hier duplizieren Sie die Template-Dateistruktur des Plug-ins (ohne das übergeordnete Verzeichnis "templates") und editieren dann alle benötigten Dateien nach Belieben. Templates in diesem Ordner werden beim Rendering priorisiert, während der ursprüngliche Pfad nur noch als Fallback dient. So lässt sich das Plug-in jederzeit aktualisieren, ohne dass Ihre Änderungen verlorengehen.
Server-Caching als Performance-Boost
Zur Optimierung der Applikation zählt auch das Einrichten sinnvoller Caching-Mechanismen. So lassen sich Produktbilder und bereits vom Server assemblierte Seiten im Cache vorhalten. Das reduziert die Serverlast erheblich und federt auch die Auswirkungen komplexer Unterseiten auf den Webserver ab.
Zu einer Optimierung für mobile Endgeräte sollte zudem auch immer eine Lazy-Loading-Funktionalität zählen. Dabei werden Bildinhalte erst dann geladen, wenn sie in den Viewport des Besuchers gelangen. Gerade bei Produktübersichts- oder Suchergebnisseiten, in denen Darstellungsraster auf Smartphones häufig auf eine Spalte schrumpfen, spart das Ressourcen. Viele Seitenbetrachter scrollen hier nämlich gar nicht bis zum Ende der Seite und eine Übertragung der unteren Bildinhalte ist völlig unnötig. In vorkonfigurierten WooCommerce-Hostings bei Anbietern wie DomainFactory müssen Sie sich übrigens um die genannten Performance-Fragen keine Sorgen machen. Denn optimiertes Caching und die Bereitstellung von performancegerechten Bildergrößen und -Dateiformaten sind dort inbegriffen.
Sicherheit für Kundendaten
Ein Onlineshop-System umfasst viele sensible Kundendaten. Wer WordPress also in Verbindung mit WooCommerce nutzt, sollte eine sichere Basis schaffen. Vermeiden Sie daher schon bei der Installation von WordPress den Standard-Administratornamen "admin". Mit ein wenig Kreativität sorgt die Kombination aus individuellem Benutzernamen und individuellem Passwort für zusätzliche Sicherheit.
Auch bei den Datenbanktabellen ist es empfehlenswert, ein individuelles Kürzel als Prefix zu verwenden. Denn sollten sich durch Plug-ins einmal tatsächlich Sicherheitslücken ergeben, fällt der Zugriff auf die standardisierten Tabellenstrukturen schwerer, wenn sich die Namen wenigstens durch einen individuellen Prefix nicht sofort erahnen lassen. Für noch mehr Schutz vor einem unbefugten Zugriff sorgen Plug-ins, die den Standardpfad für den Backend-Login deaktivieren. Anstatt unter "/wp-admin/", wie bei nahezu jeder WordPress-Installation, ist das Interface für Administratoren dann unter einem individuellen Pfad erreichbar. Oder Sie vertrauen hier auf ein optimiertes WooCommerce-Hosting mit Viren- und Spamschutz, ergänzt durch automatisierte Updates.
Fazit
Für kleinere Unternehmen, die neben ihrer Webseite einen Onlineshop betreiben möchten, bietet WooCommerce eine interessante Alternative. Das WordPress-Plug-in zeigt sich einfach zu konfigurieren, vor allen Dingen im Vergleich zu so manchen größeren Mitbewerbern. Kümmert sich dann auch noch ein Hoster um den Serverbetrieb und die Updates, steht einem zuverlässigen Webshop nichts mehr im Wege. Nur bei der Anbindung von Drittanbieter-Plattformen oder wenn es um einen wirklich großen und hochprofessionell betriebenen Onlineshop geht, müssen Sie genauer überlegen, inwiefern WooCommerce Ihre Anforderungen hier erfüllt.
(dr)
Marc Hillebrand ist Senior Product Marketing Manager bei DomainFactory in München.
Link-Codes
[1] WordPress: https://wordpress.com/
[2] WooCommerce: https://woocommerce.com/