Die Verwaltung von Ressourcen in Cloudumgebungen ist mühsam. Das gilt erst recht, wenn IT-Verantwortliche hybride Setups fahren und ihre Workloads verteilen. Morpheus wirbt damit, als einheitliches Verwaltungswerkzeug die großen Hyperscaler ebenso wie praktisch jeden Hypervisor aus lokalen Virtualisierungs-lösungen zu verwalten, und bietet sich mithin als universelles Managementwerkzeug für komplexe Infrastrukturen an. Und das Tool hält in der Tat, was es verspricht.
Cloud Computing hat die Art und Weise, wie Software und ganze Setups vielerorts gebaut und ausgerollt werden, fundamental verändert. Wo früher einfach per "virt-manager" eine KVM-Instanz auf einem Linux-System ins Leben gerufen wurde, befindet sich jetzt eine Abstraktionsebene zwischen der Technik und dem Nutzer, die etliche Komponenten verzahnt. Dazu gehören Software-defined Storage (SDS), Software-defined Networking (SDN), Security und Compliance, die ausbalancierte Verteilung von Ressourcen und vor allem der Faktor der Selbstbedienung. Falls Unternehmen sich den Betrieb eigener Infrastruktur überhaupt noch antun.
Nicht wenige Firmen suchen ihr Glück bekanntlich bei den großen Hyperscalern, also Amazon (AWS), Microsoft (Azure) und Google (GCP), und stellen am Ende doch wieder fest, dass die virtuelle Infrastruktur zwar anders zu warten ist als die physische, die Arbeit dadurch aber kaum einfacher wird. Vor dem sprichwörtlichen Scherbenhaufen stehen dann IT-Administratoren, die lokale Setups und solche in der Cloud verwalten und diese idealerweise noch miteinander verzahnen sollen: dafür ist nämlich eines Grundlagenwissen über jedes involvierte Produkt notwendig. Und sonderlich gut in automatisierte Form gießen lässt sich ein solches Setup auch nur mit extrem viel Zeit unter hohem Aufwand.
Hybride Infrastrukturen im Fokus
Schluss damit versprechen die Macher von Morpheus: Das Programm kommt als Managementtool für beinahe sämtliche denkbaren Infrastructure-as-a-Service-Angebote (IaaS) daher und verspricht nicht weniger, als auch noch die Angebote der Hyperscaler mit diesen lokalen IaaS-Angeboten zu verknüpfen. Wer sich mit der Materie etwas auskennt, runzelt hier zunächst die Stirn. Um wirklich nahtlos hybride Setups zwischen Workloads bei Azure und AWS herzustellen, sind schließlich komplexe Netzwerkkonfigurationen im Hintergrund nötig. Dasselbe gilt für die Kreuzung aus lokaler und Cloudinfrastruktur. Seine Versprechen kann Morpheus indes nur einhalten, wenn es auch für solche Spezialkonfigurationen eine Lösung in der Hinterhand hat und entsprechende Setups entstellen kann.
Cloud Computing hat die Art und Weise, wie Software und ganze Setups vielerorts gebaut und ausgerollt werden, fundamental verändert. Wo früher einfach per "virt-manager" eine KVM-Instanz auf einem Linux-System ins Leben gerufen wurde, befindet sich jetzt eine Abstraktionsebene zwischen der Technik und dem Nutzer, die etliche Komponenten verzahnt. Dazu gehören Software-defined Storage (SDS), Software-defined Networking (SDN), Security und Compliance, die ausbalancierte Verteilung von Ressourcen und vor allem der Faktor der Selbstbedienung. Falls Unternehmen sich den Betrieb eigener Infrastruktur überhaupt noch antun.
Nicht wenige Firmen suchen ihr Glück bekanntlich bei den großen Hyperscalern, also Amazon (AWS), Microsoft (Azure) und Google (GCP), und stellen am Ende doch wieder fest, dass die virtuelle Infrastruktur zwar anders zu warten ist als die physische, die Arbeit dadurch aber kaum einfacher wird. Vor dem sprichwörtlichen Scherbenhaufen stehen dann IT-Administratoren, die lokale Setups und solche in der Cloud verwalten und diese idealerweise noch miteinander verzahnen sollen: dafür ist nämlich eines Grundlagenwissen über jedes involvierte Produkt notwendig. Und sonderlich gut in automatisierte Form gießen lässt sich ein solches Setup auch nur mit extrem viel Zeit unter hohem Aufwand.
Hybride Infrastrukturen im Fokus
Schluss damit versprechen die Macher von Morpheus: Das Programm kommt als Managementtool für beinahe sämtliche denkbaren Infrastructure-as-a-Service-Angebote (IaaS) daher und verspricht nicht weniger, als auch noch die Angebote der Hyperscaler mit diesen lokalen IaaS-Angeboten zu verknüpfen. Wer sich mit der Materie etwas auskennt, runzelt hier zunächst die Stirn. Um wirklich nahtlos hybride Setups zwischen Workloads bei Azure und AWS herzustellen, sind schließlich komplexe Netzwerkkonfigurationen im Hintergrund nötig. Dasselbe gilt für die Kreuzung aus lokaler und Cloudinfrastruktur. Seine Versprechen kann Morpheus indes nur einhalten, wenn es auch für solche Spezialkonfigurationen eine Lösung in der Hinterhand hat und entsprechende Setups entstellen kann.
Dieser Test stellt Morpheus in fünf Kategorien auf den Prüfstand. Zunächst geht es darum, die Grundfunktionalität der Software zu bewerten. Was vermag Morpheus also im Hinblick auf lokale wie entfernte virtuelle Infrastruktur an basaler Funktionalität zu liefern? Wenn das geklärt ist, verschiebt sich der Fokus auf die Spezialfunktionen, die Morpheus ab Werk bietet und von denen der Hersteller einige als "Weltpremiere" bezeichnet, die andere Tools der Gattung "Multicloud-Manager" so angeblich nicht haben. Was ist also dran an diesen Behauptungen?
Bodenständiger kommt der dritte Aspekt daher. Denn die schönste Funktionalität hilft dem Admin nicht, wenn sie in Morpheus aufgrund der Benutzerschnittstellen nicht gut erreichbar ist. Wie kompliziert ist der Umgang mit der Software also? Dieses Kriterium geht zudem fließend über in die vierte Disziplin im Test, nämlich die Frage, wie gut Morpheus mit anderen externen Werkzeugen vernetzt ist. Lässt das Tool sich beispielsweise sinnvoll in bestehende Pipelines für Continuous Integration einbauen?
Im fünften und letzten Abschnitt geht es schließlich um die Themen Sicherheit und Compliance. Gerade bei einem universellen Werkzeug wie Morpheus, das prinzipbedingt Zugriff auf administrative Zugänge ohne Ende hat, wäre ein Sicherheitsloch fatal. Wie gut ist die Software gegen ein solches Szenario geschützt?
Morpheus
Produkt
Open-Source-Software für das zentrale Management hybrider Workloads in privaten und öffentlichen Clouds.
Kostenlos in der Community-Edition mit eingeschränktem Funktionsumfang und maximal 20 Compute-Instanzen. Staffelpreis auf Basis von "Workload-Elementen", etwa einzelnen Compute-Knoten und verwalteten Kubernetes-Instanzen, ab zirka 40 US-Dollar pro Workload-Element in der Enterprise-Edition.
Systemanforderungen
16 GByte RAM, 200 GByte Speicherplatz, vier CPU-Kerne mit mindestens 1,4 GHz. Unterstützt werden Amazon Linux 2, CentOS 7/8/9, Debian 9/10/11, RHEL 7/8/9, Oracle Linux 7/8, SUSE SLE 12/15 sowie Ubuntu in den LTS-Versionen ab Ubuntu 18.04.
Beim Duchschauen der Morpheus-Produktbeschreibung sowie der Dokumentation wird im ersten Augenblick gar nicht wirklich klar, auf welchen Teil des Deployments von Ressourcen in Clouds sich das Tool eigentlich bezieht. Die Antwort der Entwickler darauf ist einfach: auf alle. Morpheus will also sowohl die Bereitstellung virtueller Hardware in diversen Zielumgebungen managen und nach außen hin vereinheitlichen, also das Ausrollen von Anwendungen auf diesen provisionierten Ressourcen ermöglichen. Damit handelt es sich um einen typischen "One-Stop-Shop": Wer Morpheus nutzt, soll keine zusätzlichen Werkzeuge benötigen, um VMs, Container oder andere Teile des Setups zu managen.
Das ist ein durchaus dickes Brett, das zu bohren den Entwicklern nach Lage der Dinge aber sehr gut gelungen ist. Morpheus verfolgt verschiedene Strategien, um Herr über die von ihm verwalteten Ressourcen zu bleiben. Mit klassischen Cloudumgebungen etwa kommuniziert es über deren API. Für Virtualisierer wie VMware ESXi muss Morpheus als externer Managementdienst explizit konfiguriert werden. Ist ein solcher Dienst erst einmal in Morpheus hinterlegt und hat die Anwendung Zugriff darauf, stehen etliche Funktionen zum Management der Zielplattform zur Verfügung. So lassen sich problemlos virtuelle Instanzen starten und stoppen, mit Kubernetes-Clustern versehen und von diesen auch wieder befreien.
Bild 1: Die Morpheus-Oberfläche bietet schnellen Zugriff auf die Hauptfunktionen des Werkzeugs. Nach dem Login sieht der Administrator eine Dashboard-Übersicht der laufenden Ressourcen.
Das Starten von virtuellen Ressourcen sowie deren Verwaltung betrachtet Morpheus dabei aber eher als Mittel zum Zweck. Vielmehr steht die Anwendung im Vordergrund, die "App", die der Dienst aus Sicht des Administrators und für diesen möglichst leicht ausrollen und verwalten will. Dafür stehen auch Integrationen mit anderen Werkzeugen wie Jenkins zur Verfügung (dazu später mehr). Besonders hilfreich: Morpheus abstrahiert einen großen Teil der komplexen Cloudfunktionalität weg – also jene lästige Arbeit, die etwa das Konfigurieren virtueller Netzwerke in Zielumgebungen oder das Konfigurieren virtuellen Speichers betrifft. Beim Ausrollen einer Anwendung gibt der Administrator stattdessen an, dass diese eine bestimmte Menge an Ressourcen braucht, und Morpheus sorgt automatisch dafür, dass ihr diese später auch zur Verfügung stehen.
Dabei gibt sich das Programm denkbar vielseitig: Es lässt sich im Hintergrund mit praktisch allen relevanten Hyperscaling-Plattformen und Public Clouds ebenso verbinden, wie es lokale Virtualisierungstechnologien wie VMware oder KVM anbinden kann. Indirekt schafft Morpheus damit fast schon eine kleine Revolution. Denn intuitive GUIs, die die Nutzung von KVM-Compute-Knoten durch Anwender unmittelbar leicht machen, fehlen am Markt bis dato quasi zur Gänze. Der "virt-manager", der manchem jetzt vielleicht in den Kopf kommt, ist realistisch betrachtet auch nur mit entsprechenden Vorwissen zu bedienen und kann obendrein nicht ab Werk alles, was für den Bau von lokalen und insbesondere hybriden Setups notwendig ist.
Um seine Aufgaben zu erledigen, unterteilt Morpheus das Deployment einer Applikation in mehrere logische Schritte. Zunächst steht das Definieren der physischen Infrastruktur auf dem Plan. Hierzu gibt der Administrator die Zielumgebungen an, in denen er Ressourcen ausrollen kann. Dann folgt das eigentliche Provisionieren von Anwendungen. Ganz im Sinne von Continuous Integration und Continuous Development lassen sich komplette Build-Pipelines anlegen, die etwa aus einem GitHub-Verzeichnis einen laufenden Container in Amazons Kubernetes-Implementierung AKS machen können.
Ist die virtuelle Infrastruktur erst einmal in der Welt, vergisst Morpheus sie nicht, sondern kann sich in verschiedenen Arten um sie kümmern. Dazu gehört, dass es zusammen mit der eigentlichen Anwendung einen auf Prometheus und Grafana basierten Monitoring-Stack ausrollt, dessen Ergebnisse dann aber aus der Morpheus-GUI heraus wieder erreichbar sind. Ebenfalls in den Themenkomplex "Observability" fällt das zentralisierte Logging, das Morpheus sowohl für die eigenen Virtualisierungsbackends als auch für die ausgerollten Anwendungen implementiert. Falls in diesen persistente Daten entstehen – und das dürfte meistens der Fall sein – kommt in Morpheus zudem eine zentralisierte Backupfunktion zum Einsatz, ebenfalls zentral aus der Morpheus-UI heraus gesteuert. Für einen Multicloud-Manager deckt Morpheus damit nicht nur die Grundfunktionen ab, sondern bietet auch clevere Zusatzfeatures.
Bild 2: Morpheus fokussiert bei seiner Arbeit auf das Ausrollen von Anwendungen (Apps) und unterstützt eine Vielzahl praktischer Features, wie die Abbildung eines kompletten Build-Prozesses.
Hybride Workloads im Griff
Apropos Spezialfunktionen: Was an Morpheus durchaus beeindruckt, ist die Art und Weise, wie das Tool hybride Workloads über unterschiedliche Virtualisierer hinweg implementiert. Das ist alles andere als trivial, denn wer etwa einen Teil seiner Apps on-premises in OpenStack betreiben möchte, einen anderen Teil aber in AWS, braucht ein Werkzeug, das eine Netzwerkverbindung zwischen diesen Plattformen herstellt.
Technisch ist das durchaus möglich, auch wenn sowohl die – für dieses Beispiel benötigten – Dokus von AWS und Open-Stack hochkomplex sind. Mit Morpheus muss der Administrator sich um diesen Themenkomplex kaum noch Sorgen machen. Mit erstaunlicher Leichtigkeit rollt Morpheus Workloads hüben wie drüben aus, baut Netzwerkverbindungen wo nötig, rüstet gleich noch persistenten Speicher nach den jeweils lokal gegebenen Möglichkeiten ein und garniert das Konstrukt mit plattformübergreifender Rechteverwaltung und IAM.
An seine technischen Grenzen stößt Morpheus freilich dort, wo es mit Technologien für SDN oder SDS konfrontiert ist, die es selbst nicht handhaben kann. Für das Setup von SDN kommt Morpheus etwa mit Support für etliche am Markt etablierten Systeme daher, darunter Ciscos ACI, NSX aus dem Hause VMware oder klassisches Open vSwitch. Wer eine exotischere Variante nutzt, fällt möglicherweise auf die Nase. Auch in Sachen persistentem Speicher ist die Liste der unterstützten Backends endlich, hier stehen einige NAS- und SAN-Anbieter zur Verfügung, nicht etwa aber Ceph, die aktuell am Markt wohl am weitesten verbreitete SDS-Umgebung. Das heißt allerdings nicht, dass Morpheus Ceph nicht nutzen kann. Übersetzt eine Software wie OpenStack zwischen dem jeweiligen Speicherdienst und Morpheus, nutzt Letzteres die API jener Plattform, um Speicher zu provisionieren. Zum potenziellen Problem wird der fehlende Treiber-Support also nur, wenn Morpheus unmittelbar für die Kommunikation mit einem Produkt zuständig wäre.
Für das nahtlose Einbinden externer Zusatzsoftware und die Tatsache, dass Morpheus sehr komplexe Probleme wie funktionale Netzwerkverbindungen zwischen einzelnen Teilen hybrider Setups einfach wegabstrahiert, verdienen Werkzeug wie Entwickler jedenfalls ein dickes Lob: In der Güteklasse, die das Werkzeug im Test unter Beweis gestellt hat, findet sich diese Funktionalität am Markt nämlich ansonsten nirgendwo.
Einfache Bedienbarkeit
Morpheus verspricht Anwendern wie Administratoren, sie vor dem Unbill zu bewahren, der vom Betrieb von virtueller Infrastruktur ausgeht, wenn diese sich im Hintergrund über mehrere physische Plattformen verteilt. Das ist quasi ein Hauptgrund für die Existenz des Werkzeugs: Der Admin soll sich nicht länger mit dem Kleinklein von KVM, VMware oder Kubernetes beschäftigen, nicht mit SDN oder SDS. Für ihn soll der Betrieb von Anwendungen im Fokus stehen, und das idealerweise im Rahmen von Kubernetes-Container-Virtualisierung.
Damit das überhaupt klappt, muss Morpheus logischerweise die Komplexität all jener Systeme im Hintergrund vor den Augen des Administrators verbergen, oder besser: sie wegabstrahieren. Das ist in gewisser Weise ein Ritt auf der Kanonenkugel. Denn am Markt existieren genug Beispiele für Tools, die mit ähnlichen Versprechungen an den Start gegangen sind und letztlich selbst übermäßig groß und komplex wurden.
In diesen Fehler läuft Morpheus allerdings nicht. Die Entwickler haben hier erkennbar viel Hirnschmalz investiert, um die grafische Oberfläche des Werkzeugs so einfach wie möglich zu halten. Zugegeben, dafür erfinden die Entwickler an etlichen Stellen neue Begriffe und Fachtermini, etwa die "Persona". Unter diesem Oberbegriff versteht das Werkzeug eine Art virtuelles Ich innerhalb der Software, das mit festen Rechten und Berechtigungen ausgestattet ist. Je nach Projekt, in dem ein Nutzer sich bewegt, kann er andere Personae annehmen.
Grundlegende Aufgaben wie das Anlegen zusätzlicher Backends sind in Morpheus zudem gut gelöst. Wer etwa als Deployment-Ziel AWS nutzen möchte, gibt dem Werkzeug die passenden Logindaten für einen AWS-Account an und hat anschließend beim Deployment von Diensten die Möglichkeit, die Cloud mit allen relevanten Details wie Flavors und der Zielregion zu versorgen. Dabei entsteht schnell der Eindruck, dass Morpheus gerade so viele Details vom Benutzer erfragt wie nötig. Wer es feiner granuliert oder detaillierter haben möchte, hat dazu natürlich die Möglichkeit, kann also in der GUI an allerlei Zusatzschrauben drehen und so ein verändertes Verhalten erreichen. Im Test hat sich das im Gros der Fälle jedoch als unnötig herausgestellt, denn die Voreinstellungen von Morpheus sind stimmig und ergeben Sinn.
Obendrein profitiert die Morpheus-Oberfläche von ihrer sauberen und übersichtlichen Art, die unterschiedlichen Funktionen anzuordnen. Wer sich im Webinter- face der Software einloggt, findet unter einem gut strukturierten Menü unter anderem die Punkte "Dashboard", "Provisioning", "Infrastructure" und "Backups". Hier braucht es nicht viel Fantasie, um zu erahnen, welche Features sich hinter der jeweiligen Kachel verstecken; die Bedienung von Morpheus ist insgesamt also intuitiv.
Bild 3: Verbesserungspotenzial gibt es bei der lokalen Installation in hochverfügbarer Art und Weise, denn Morpheus ist ein komplexes Werkzeug und setzt unter der Haube auf etliche Zusatzkomponenten.
Umfangreiche Installation
Einen Haken hat die Sache allerdings doch, denn damit der Administrator in den Genuss der grafischen Oberfläche von Morpheus kommen kann, steht zunächst die Installation der gesamten Umgebung auf dem Programm. Und die hat es aus mehreren Gründen in sich. Morpheus selbst ist Teil eines ganzen Softwarestacks, dessen Komponenten samt und sonders laufen müssen, damit das Werkzeug nutzbar ist. Dazu gehört eine verteilte Datenbank, der Broker-Dienst RabbitMQ sowie Redis als No-SQL-Datenbank.
Morpheus verlässt sich darauf, dass der Administrator auf diese Dienste als Bestandteil der eigenen Distribution zurückgreift, bietet also kein einfaches und schnelles System an, um jene Dienste etwa in Form von Containern per Kubernetes auszurollen. Das gilt zumindest, wenn Morpheus selbst in hochverfügbarer Art und Weise laufen soll.
Die meisten Administratoren werden aber genau das wollen, schließlich wird eine Managementsoftware wie Morpheus gerade dann benötigt, wenn lokal etwas schiefgeht. Wer Morpheus lediglich als Single-Node-Setup, wie im Handbuch dargestellt, betreibt, läuft andernfalls Gefahr, zumindest einen Kontrollverlust zu erleiden, falls die Morpheus-Instanz einmal den Geist aufgibt. Laufende Ressourcen funktionieren zwar weiter, aber ihr Management oder das Hinzufügen neuer Dienste ist dann für den Zeitraum des Morpheus-Ausfalls nicht möglich. Per se ist Morpheus aber eine verteilte Software, die den "Cloud Ready"-Spielregeln folgt. Es wäre also durchaus möglich, sie mit einer skalierbaren Datenbank wie Vitess zu kombinieren. Auch Redis sowie RabbitMQ liegen in Container-Form vorkonfiguriert vor, und Elastic, das Morpheus ebenfalls benötigt, ist ab Werk clusterfähig. In Sachen Setup ergibt sich für Morpheus Data insofern Luft nach oben. Bei der Benutzung schneidet die GUI selbst jedoch sehr gut ab.
Bild 4: Unter "Persona" versteht Morpheus eine Rolle mit festgelegten Berechtigungen im Kontext eines Morpheus-Projekts.
Offen für andere Werkzeuge
Ein Grundsatz der Open-Source-Szene besteht zwar darin, Vielfalt zu fördern und zu fordern. Doch hat es sich vielerorts als wenig überzeugender Ansatz herausgestellt, allein aus dieser Motivation heraus Software für Funktionalitäten zu bauen, die andere Tools bereits liefern. Automatisierer etwa existieren am Markt mittlerweile für praktisch jede Vorliebe. Da wundert es nicht, dass die Morpheus-Entwickler in vielerlei Hinsicht eben nicht das Rad durch eigene Komponenten neu erfinden, sondern auf bestehende Software aus der Open-Source-Szene zurückgreifen.
Das wird beim Thema Continuous Development und Continuous Integration beispielhaft sehr klar: Morpheus selbst sieht ab Werk das Schaffen entsprechender Build Pipelines klar vor. So hat der Administrator das Ziel, eine Anwendung auszurollen, die etwa aus einem Git-Verzeichnis stammt. Sobald er eine Änderung der Anwendung vornimmt und diese in den "Master"-Branch eincheckt, startet eine Kettenreaktion: Die Anwendung wird mit der Änderung automatisch neu gebaut, in einen frischen Container verpackt und danach in Betrieb genommen. In freier Wildbahn kommen für solche Aufgaben Werkzeuge wie Jenkins oder ArgoCD zum Einsatz. Zumindest mit Jenkins lässt Morpheus sich problemlos verkuppeln, sodass spezifische Ereignisse in Jenkins auch zu Folgeaktionen in Morpheus führen können. Hier hat der Admin allerdings mit einigem Aufwand für die Integration zu rechnen, besonders dann, wenn Morpheus erst nachträglich Einzug ins Unternehmen hält und die CI/CD-Pipeline mit Jenkins bereits existiert.
Auch an anderen Stellen lässt sich die Integration von Morpheus mit externen Werkzeugen als vorbildlich beschreiben. Wer bereits eine Automatisierung nutzt, zum Beispiel Ansible, integriert diese mit wenigen Handgriffen in Morpheus. Das Programm bietet dazu mehrere Optionen. Der klassische Weg besteht darin, von Morpheus im ausgerollten Workload einen Agenten installieren zu lassen, der Befehle vom "Mutterschiff" entgegennimmt und in lokale Konfiguration umwandelt.
Ein solches Kommando kann dann beispielsweise auch ein Ansible-Code-Schnipsel sein, der anschließend in der Instanz ausgeführt wird. Für die Datenübertragung zwischen Agent und Morpheus haben sich die Entwickler dabei sogar ein eigenes Protokoll namens Morpheus Agent Command Bus ausgedacht, das entsprechende Inhalte und Befehle empfängt und weiterleitet. Dabei beschränkt die Integration sich keineswegs auf Ansible, auch Ansible Tower, Chef, Puppet oder Salt gehören zu den von Morpheus unterstützten Schnittstellen.
Zwei weitere Lösungen gesellen sich zudem hinzu. In Form von Terraform unterstützt Morpheus auch das Anbinden eines Orchestrierungsdiensts, der streng genommen etwas anderes als ein Automatisierer ist. Bestehende Terraform-Implementierungen lassen sich unmittelbar an von Morpheus gestartete Instanzen ankoppeln und in Morpheus importieren. Danach ist es auch möglich, die entstandenen Ressourcen aus dem Terraform-Template aus Morpheus heraus zu steuern. Nicht zuletzt kommen auch VMware-Fans auf ihre Kosten. In Form des vCenter Orchestrators bietet Morpheus nämlich eine mit Terraform vergleichbare Funktionsimplementierung auch für die VMware-Welt.
Etwas mager fällt hingegen das Thema Monitoring aus. Hier besteht lediglich die Anbindung an ServiceNow und NewRelic. Das mag darauf zurückzuführen sein, dass Morpheus vorrangig auf den US-Markt zielt, wo beide genannten Produkte deutlich weiter verbreitet sind als hierzulande. Immerhin enthält der Morpheus-Kubernetes-Service Prometheus und Grafana als Komponenten, sodass Kubernetes-Work-loads auch mit Open-Source-Werkzeugen sinnvoll und gut zu überwachen sind. Hingewiesen sei schließlich darauf, dass Morpheus sich hervorragend mit einer ganzen Reihe von Werkzeugen der Infrastrukturverwaltung integriert. Dazu gehören die DNS-Dienste der Hyperscaler ebenso wie PowerDNS und BIND sowie außerdem etliche Werkzeuge für IP-Adressmanagement (IPAM). Mit leichten Abzügen in der B-Note besteht Morpheus auch diesen Abschnitt des Tests problemlos.
Sicherheit und Compliance mitgedacht
Auch im letzten Kriterium des Tests, den Themengebieten Sicherheit und Compliance, hinterlässt Morpheus einen guten Eindruck. Das Programm hat die Hürden an sich selbst dabei durchaus hoch gesteckt: Ein zentrales Werkzeug für die Verwaltung von etlichen Backend-Plattformen zu sein, das Anwendern echte Selbstbedienung ermöglicht, ist ein durchaus ambitioniertes Ziel. Das geht nur sinnvoll, wenn das Werkzeug sich an ein bestehendes LDAP-Benutzerverzeichnis wie ein Active Directory ankoppeln lässt und dann auf Basis der dort vorgefundenen Benutzerdaten eine eigene Rechteverwaltung, also ein echtes RBAC, auf die Beine stellt. Zentrale Benutzerverzeichnisse gehören mittlerweile schließlich auch in kleineren Unternehmen zum guten Ton, und etliche Anforderungen etwa der DSGVO sind ohne sie kaum noch sinnvoll zu meistern.
Morpheus handelt diese Anforderung allerdings routiniert ab. Unter dem Oberbegriff "Identity Sources" bietet das Tool die Option, viele verschiedene Verzeichnisse zu integrieren und Benutzerdaten aus ihnen zu beziehen. Auch andere Möglichkeiten stehen dem Administrator offen, etwa Single Sign-on (SSO) per SAML-kompatiblem Dienst. Aus den zentralen Verzeichnissen kann das Tool auch mitgelieferte Rollenberechtigungen übernehmen, die sich in Morpheus dann mit dessen Rollen verknüpfen lassen. So ist es möglich, die gesamten Berechtigungen von Anwendern für Morpheus zentral mit allen anderen Berechtigungen zu verwalten, vorausgesetzt, die Software ist dafür eingangs einmal sinnvoll konfiguriert worden. Einmal mehr als ausgesprochen praktisch erweisen sich hier auch die bereits erwähnten Personas, denn Nutzer sehen in Morpheus nur die Teile der Benutzerschnittstelle, die sie auch tatsächlich benutzen dürfen.
Auf die ausgefeilte Rollenverwaltung setzt Morpheus zudem noch eine Reihe von Features im Hinblick auf Compliance oben drauf. So besteht die Möglichkeit, für spezifische Aktionen eine Genehmigungspflicht zu konfigurieren. Die Berechtigungen – also die Konfiguration, welche Rolle welche Genehmigungen erteilen darf – implementiert das Werkzeug dann wieder über seine Rollenverwaltung und eine separate Konfiguration. Reports sind zudem integraler Bestandteil.
Wer Morpheus also als Komponente eines größeren Setups nach diversen Standards wie SOC2 C5 oder PCI-DSS zertifizieren lassen will, bekommt auf Wunsch aus dem Werkzeug umfassende Audit-Reports ebenso heraus wie einen vollständigen Auszug der aktuell konfigurierten Berechtigungen. Als praktisch erweist sich hier zudem die Mandantenfähigkeit, denn die zuvor erwähnten Funktionen können pro Projekt festgelegt werden, eine Pflicht dazu existiert aber nicht.
Und schlussendlich kümmert sich Morpheus auch um die Themen Sicherheit und Compliance in den vom Werkzeug angelegten Zielsetups. Dazu integriert es wie beschrieben Werkzeuge wie Terraform oder Ansible, wodurch es Zugriff auf eine Vielzahl weiterer Optionen bekommt. Beispielsweise ist es möglich, ein gesamtes Kubernetes-Setup aus Morpheus heraus gleich mit einem Policy-Controller auszurollen, über den sich dann von extern Regeln in die K8s-Instanz einspeisen lassen. Weil das Ausrollen und das erneute Ausrollen von Diensten in Morpheus nicht kompliziert ist, lassen sich gefundene Sicherheitslücken in bereits laufenden Setups zudem sehr schnell beheben.
Bild 5: Compliance spielt eine große Rolle. So lässt sich etwa ein Rechtesystem etablieren, das die Durchführung einzelner Arbeitsschritte von der Genehmigung durch andere Anwender abhängig macht.
Fazit
Werkzeuge für das Management hybrider Workloads existieren am Markt zwar einige, doch versteht Morpheus es, die meisten der dort schon begangenen Fehler zu vermeiden. Für Automatisierungsvorlagen erfindet das Werkzeuge etwa kein eigenes deklaratives Format, sondern setzt auf etablierte und verbreitete Standards. Die grafische Oberfläche senkt zudem die Hürde beträchtlich, sich in das Thema hybrider Clouds überhaupt einzuarbeiten. Unser Test zeigt zudem, dass Morpheus sich bei keiner der fünf Disziplinen des Tests einen echten Lapsus geleistet hat. Selbst die kostenlose Community-Edition von Morpheus dürfte in vielen Fällen völlig ausreichend sein.
(dr)
So urteilt IT-Administrator
Bewertung
Cloudmanagement
8
Hybride Workloads
9
Bedienbarkeit
8
Integration mit anderen Tools
7
Sicherheit und Compliance
8
Dieses Produkt eignet sich
gut
für Unternehmen, die hybride Workloads über eine Vielzahl von Plattformen betreiben und auch On-Premises-Infrastruktur in dieses Setup integrieren möchten.
bedingt
für Unternehmen, die bereits ein Managementsystem für den Betrieb hybrider Anwendungen nutzen oder eine eigene CI/CD-Pipeline verwenden, denn diese in Morpheus zu integrieren, ist aufwendig.
nicht
für Unternehmen, die ihre Workloads nur in einer einzelnen Cloud oder nur in lokalen Setups betreiben, denn hier sind die jeweiligen Werkzeuge der unmittelbaren Hersteller besser geeignet und meist weniger komplex.