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2023

04

2023-03-30T12:00:00

Storage

AKTUELL

010

Interview

Storage

Backup

Interview

»Neue Formfaktoren bieten mehr Speicherplatz und lassen sich besser kühlen als 2,5-Zoll-SSDs«

Redaktion IT-Administrator

Veröffentlicht in Ausgabe 04/2023 - AKTUELL

Wie steht es im ewigen Wettlauf zwischen Ransomware-Kriminellen und sicheren Backupansätzen? Und was sollten KMU beachten, um eine zukunftsfähige Speicherumgebung vorzuhalten? Dazu haben wir Alexander Gaiswinkler, Presales Manager Corporate and Public for Data Protection Solutions, und Dr. Roland Kunz, Principal, Datacenter Emerging Technologies EMEA bei Dell Technologies gefragt.

IT-Administrator: Welche Mittel geben Storage und Backup dem IT-Administrator bei der Abwehr von Ransomware aktuell an die Hand?
Alexander Gaiswinkler: Um zu verhindern, dass Unternehmen ihre Daten nach einer Ransomware-Attacke aus einem Back up wiederherstellen, suchen Schadprogramme inzwischen gezielt nach Datensicherungen und machen sie unbrauchbar. Herkömmliche Backups und Snapshots bieten daher keine ausreichende Absicherung für den Ernstfall mehr. Vielmehr benötigen Unternehmen zusätzlich eine Offline-Kopie ihrer Daten, die für Cyberkriminelle unerreichbar ist. Auch das BSI empfiehlt in seinem Maßnahmenkatalog Ransomware eine solche Offline-Kopie. Diese sollten IT-Verantwortliche automatisiert erstellen lassen und in einem geschützten Bereich – dem sogenannten Vault – auf einem performantem Disk-Speicher ablegen, damit der Restore ausreichend schnell erfolgen kann.
Einmal abgesehen vom immerwährenden Kampf gegen Sicherheitsbedrohungen – welche aktuellen Trends und technischen Neuigkeiten gibt es im Storage-Bereich derzeit?
IT-Administrator: Welche Mittel geben Storage und Backup dem IT-Administrator bei der Abwehr von Ransomware aktuell an die Hand?
Alexander Gaiswinkler: Um zu verhindern, dass Unternehmen ihre Daten nach einer Ransomware-Attacke aus einem Back up wiederherstellen, suchen Schadprogramme inzwischen gezielt nach Datensicherungen und machen sie unbrauchbar. Herkömmliche Backups und Snapshots bieten daher keine ausreichende Absicherung für den Ernstfall mehr. Vielmehr benötigen Unternehmen zusätzlich eine Offline-Kopie ihrer Daten, die für Cyberkriminelle unerreichbar ist. Auch das BSI empfiehlt in seinem Maßnahmenkatalog Ransomware eine solche Offline-Kopie. Diese sollten IT-Verantwortliche automatisiert erstellen lassen und in einem geschützten Bereich – dem sogenannten Vault – auf einem performantem Disk-Speicher ablegen, damit der Restore ausreichend schnell erfolgen kann.
Einmal abgesehen vom immerwährenden Kampf gegen Sicherheitsbedrohungen – welche aktuellen Trends und technischen Neuigkeiten gibt es im Storage-Bereich derzeit?
Roland Kunz: Zwei sehr wichtige Entwicklungen sind NVMe-over-Ethernet und schlanke Formfaktoren wie EDSFF, also Enterprise- und Data-Center-SSD Form-Factor. NVMe-over-Ethernet ist nicht nur ein guter Ersatz für alte Storage- Fabrics wie SCSI, die mit ihrer beschränkten Bandbreite und der hohen Latenz das Potenzial moderner Storage-Arrays nicht auszuschöpfen vermögen, sondern auch für Fibre-Channel-Architekturen. Letztlich brauchen Unternehmen für ihre Speichersysteme keine separaten Storage-Netzwerke mehr aufzubauen und können eine einheitliche Netzwerkinfrastruktur nutzen, die sich viel einfacher verwalten lässt. EDSFF und andere neue Formfaktoren wiederum bieten mehr Speicherplatz und lassen sich besser kühlen als 2,5-Zoll-SSDs. Server- und Storage-Systeme können dadurch eine viel höhere Speicherdichte erreichen, was Platz im Rack einspart und gleichzeitg die Betriebskosten senkt.
ChatGPT macht momentan viel von sich reden – welche Rolle spielen die Buzzwords Künstliche Intelligenz und Machine Learning eigentlich beim Thema Storage?
RK:Auch Storage-Systeme kommen heute nicht mehr ohne Künstliche Intelligenz aus. Smarte Algorithmen steuern beispielsweise, welche Daten in welchen Storage-Tiers abgelegt und welche Informationen darüber hinaus im Cache vorgehalten werden. Damit helfen sie, Anwendungen stets entsprechend ihrer Performance-Anforderungen mit Daten zu versorgen und Speicherkosten zu optimieren, weil Cold Data keine teuren Hochleistungsmedien blockiert. An anderer Stelle wachen schlaue Algorithmen über sämtliche Komponenten und Betriebsparameter, um mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen, sodass sich IT-Teams darum kümmern können, bevor es zu schwerwiegenden Störungen oder einem Ausfall kommt.
Auf was sollten besonders kleinere Mittelständler, die im Bereich Personal, Know-how und Kosten nicht mit den großen Unternehmen mithalten können, schon bei der Planung ihrer Speicherumgebung achten?
RK: KMU sollten unbedingt zu Produkten greifen, die sich einfach verwalten lassen, also intuitive Managementinterfaces bieten und eine Automatisierung vieler Aufgaben erlauben. Wenn die Systeme dann noch integrationsfreudig sind und beispielsweise Konnektoren in die Cloud mitbringen, ist ein Unternehmen schon recht gut aufgestellt. Benötigen Firmen zusätzliche Kapazitäten oder verändern sich die Performanceanforderungen, sind sie sehr flexibel und können Workloads leicht in die Cloud verlagern – im Prinzip beziehen sie ihren Storage genauso unkompliziert wie jeden anderen Cloudservice und rechnen ihn ebenso nutzungsbasiert ab. Optimal ist es natürlich, wenn sich die genutzte Storage- Plattform zudem von den Systemen onpremises bis in die Cloud erstreckt, denn dann lässt sich die gesamte Umgebung mit den gewohnten Tools verwalten.
»Unternehmen brauchen eine Offline-Kopie ihrer Daten, die für Cyberkriminelle unerreichbar ist«
Zum Abschluss noch ein Blick in die Wolke – in welchem Ausmaß sind Unternehmen, gerade KMU, Ihrer Meinung nach schon für Multicloud- Szenarien aufgestellt?
RK: Auch KMU nutzen längst eine Vielzahl von Clouds, insofern ist Multicloud bei ihnen schon Realität. Angetrieben wurde diese Entwicklung vor allem durch SaaSDienste wie Microsoft 365 und Salesforce, aber inzwischen nutzen sie auch verschiedene PaaS- und IaaS-Angebote. Allerdings tun sie sich oft noch schwer, ihre Work-loads bei Bedarf schnell und unkompliziert zu migrieren – unflexible Legacy-Lösungen hindern sie daran. Das führt dazu, dass ihre Daten eine immer größere Gravitation entwickeln: Sie ziehen neue Daten und Anwendungen an, sodass diese häufig nicht dort gespeichert und betrieben werden, wo es am günstigsten ist, sondern dort, wo der größte Teil des Datenbestandes liegt. Offene Plattformen, die Daten nicht in Silos einsperren, verhindern so etwas, sodass Unternehmen die Vorteile der Multicloud tatsächlich nutzen können.
Wir danken für das Gespräch.