Resolve biedert sich Administratoren als die eierlegende Wollmilchsau unter den Automatisierungsplattformen an: Das Werkzeug will normale Server ebenso unter seine Fittiche nehmen wie typische Infrastruktur, etwa Netzwerkgeräte. Auch Workloads in der Cloud erhalten besondere Aufmerksamkeit. Hinzu kommen Integrationen in weit über 100 Werkzeuge klassischer Systemadministration. Wir haben uns angeschaut, ob der Onlinedienst hält, was er Admins verspricht. So viel vorweg: In Sachen Compliance gibt es ein großes Hindernis.
Resolve muss sich in unserem Test in fünf Kategorien beweisen. Zunächst geht es um die Basisfunktionalität, die Resolve Actions und in Kombination damit die sogenannte "Resolve Automation Exchange" bieten. Wie funktioniert das Werkzeug, und was lässt sich damit grundsätzlich erreichen? Das zweite Kriterium im Test ist die grafische Benutzeroberfläche des Tools. Denn die ist dessen zentrale Schnittstelle. Ist sie also intuitiv und leicht zu nutzen oder eher überbordend komplex?
Von großem Interesse ist auch die Anbindung an externe Werkzeuge. Diese ist im Grunde der Kern von Automation Exchange – doch wie umfangreich und wie gut sind die angebotenen Templates wirklich? Wenn diese Frage beantwortet ist, steht unmittelbar das Thema Compliance auf dem Plan. Resolve kommt als SaaSAnwendung daher. Lässt es sich trotzdem mit gängigen Benutzerverzeichnissen koppeln und welche Sicherheitsmaßnahmen sind im Dienst selbst integriert?
Schließlich muss Resolve sich in Sachen Performance beweisen. Die schönste Automatisierung ist nichts wert, wenn sie lahm ist. Zwar ist Resolve hier ob seiner SaaS-Natur im Nachteil. Doch haben auch andere vergleichbare Werkzeuge mit diesem Problem zu kämpfen, und die Frage muss erlaubt sein, wie flink Resolve auch unter dieser Einschränkung ans Werk geht.
Resolve muss sich in unserem Test in fünf Kategorien beweisen. Zunächst geht es um die Basisfunktionalität, die Resolve Actions und in Kombination damit die sogenannte "Resolve Automation Exchange" bieten. Wie funktioniert das Werkzeug, und was lässt sich damit grundsätzlich erreichen? Das zweite Kriterium im Test ist die grafische Benutzeroberfläche des Tools. Denn die ist dessen zentrale Schnittstelle. Ist sie also intuitiv und leicht zu nutzen oder eher überbordend komplex?
Von großem Interesse ist auch die Anbindung an externe Werkzeuge. Diese ist im Grunde der Kern von Automation Exchange – doch wie umfangreich und wie gut sind die angebotenen Templates wirklich? Wenn diese Frage beantwortet ist, steht unmittelbar das Thema Compliance auf dem Plan. Resolve kommt als SaaSAnwendung daher. Lässt es sich trotzdem mit gängigen Benutzerverzeichnissen koppeln und welche Sicherheitsmaßnahmen sind im Dienst selbst integriert?
Schließlich muss Resolve sich in Sachen Performance beweisen. Die schönste Automatisierung ist nichts wert, wenn sie lahm ist. Zwar ist Resolve hier ob seiner SaaS-Natur im Nachteil. Doch haben auch andere vergleichbare Werkzeuge mit diesem Problem zu kämpfen, und die Frage muss erlaubt sein, wie flink Resolve auch unter dieser Einschränkung ans Werk geht.
Mit Workflows zur Automatisierung
Holt sich ein Unternehmen hierzulande ein fertiges Automatisierungswerkzeug eines Anbieters ins Haus, handelt es sich meist um On-Premises-Software, die zunächst lokal zu installieren ist. Bei Resolve ist das anders: Das Produkt lebt ausschließlich in der Cloud auf Systemen des Anbieters, und mehr als ein ad hoc angelegter Login ist im Grunde nicht nötig. Nach dem ersten Login begrüßen den Administrator etliche Wizards und Guides und Helfer, die beim Aufsetzen der ersten Arbeitsschritte helfen wollen (Bild 1).
Bild 1: Nach dem ersten Login in Resolve stehen dem Administrator etliche Hilfen und Assistenten zur Seite – über die wenig intuitive Art und Weise der Automatisierung täuschen diese allerdings nicht hinweg.
Hier ist allerdings Vorsicht angesagt, denn Resolve kommuniziert seine Produkte nicht sehr sauber und sorgt für begriffliche Verwirrung. Resolve oder Resolve.io bezieht sich in dieser Form zunächst auf die Komponente namens "Actions". Und die ist weniger ein Werkzeug zur Automatisierung von Systemen denn zur Automation von generischen Arbeitsabläufen, also von Workflows. Diese Workflows können freilich die klassischen Aufgaben der Automatisierung nachahmen – und genau darin liegt der Reiz und das Versprechen der "Resolve Automation Platform": Hierbei handelt es sich im Grunde nämlich "nur" um eine riesige Sammlung fertiger Workflows, die etliche bekannte Programme auf den gängigen Plattformen bearbeiten und steuern kann.
Resolve
Produkt
Cloudbasierte SaaS-Plattform zur Automatisierung von Geräten, Infrastruktur, Diensten und Anwendungen.
Der Hersteller bietet dynamische Preisvorgaben anhand der gebuchten Produkte und der genutzten Lizenzen. Resolve Actions und Resolve Automation Exchange sind getrennte Produkte und getrennt voneinander zu erwerben. Berichten im Netz zufolge liegen die Preise pro Knoten bei rund 50 US-Dollar mit Rabatten je nach abgenommener Menge.
Systemvoraussetzungen
Praktisch keine – Resolve verbindet sich über verschiedenste Wege und Protokolle mit laufenden Systemen und Diensten, rollt dort jedoch keine eigenen Komponenten aus. Die Software selbst läuft als SaaS-Produkt auf den Servern des Anbieters.
Die Krux an der Sache besteht darin, dass der Admin auch für die Verwendung der vorgefertigten Workflows verstanden haben sollte, wie Resolve grundsätzlich funktioniert und wie er darin Dinge steuert. Und genau das ist der Punkt, an dem nicht wenigen Administratoren bei der Resolve-Nutzung erstmals einiges seltsam vorkommen dürfte: Resolve bietet so viele verschiedene Möglichkeiten, Optionen, Einstellungen und Stellschrauben, dass es relativ lange dauern dürfte, bis die ersten eigenen Workflows erfolgreich konstruiert und ausgeführt sind.
Grundsätzlich funktioniert Resolve nämlich so: Im "Workflow Designer" hinterlegt der Admin eine Abfolge von Arbeitsschritten, die in spezifischer Relation zueinanderstehen können. Denkbar ist etwa, dass Schritt 2 erst ausgeführt wird, wenn Schritt 1 erfolgreich fertig ist. Möglich ist aber auch, Schritt 2 in Abhängigkeit vom jeweiligen Ergebnis in mehrere Optionen aufzuteilen und diese je nach Rückgabewert von Schritt 1 aufzurufen. Und um die Sache noch etwas interessanter zu machen, lassen sich diese Prozesse natürlich auch mehrfach verschachteln, untereinander in Relation setzen und mehr oder weniger beliebig erweitern. If- Else-Konstrukte und While-Anweisungen machen die Sache noch komplexer. Daran ändern auch die diversen Integrationen nichts, die Resolve Actions bereits ohne die Automation Exchange mitbringt.
Im Kontext der Automatisierung ist das kritisch, zumindest für jene Administratoren, die schon mit Puppet, Chef oder einem anderen Produkt zu tun hatten. Zwar definiert der IT-Profi de facto auch in diesen einen Workflow aus Schritten, die nacheinander abzuarbeiten sind. Doch passiert das dort eben implizit, und vor allem üblicherweise in Form von Text-Dateien, in denen der versierte Admin per Editor unterwegs ist, anstatt in einer grafischen Oberfläche Kästchen zusammenzusetzen.
Andererseits ermöglicht das Werkzeug durch diese Herangehensweise eine beinahe unendliche Flexibilität. Alles, was die Resolve-Macher in ihrer Plattform als Template oder "Aktivität" hinterlegen – so heißen die vorgefertigten Schnittstellen hin zu Diensten wie Azure, BMC Remedy oder HP Service Manager – lässt sich durch Nutzer ohne weitere Vorbereitung verwenden. Die ab Werk verfügbaren Aktivitäten lassen dann auch recht klar durchblicken, dass Resolve gerade jene Kunden ansprechen möchte, die bereits einen umfangreichen Zoo an Verwaltungssoftware im Rechenzentrum haben: Service Now, VMware, Azure, AWS, Splunk, etliche Produkte von IBM oder HP finden sich bereits in der Basisedition von Resolve Actions, noch ohne dass von der Automation Exchange überhaupt auch nur die Rede gewesen wäre.
In Summe hinterlassen die Grundfunktionen von Resolve Actions einen gemischten Eindruck: Zweifelsohne geht mit der Software viel, doch macht sie es dem Admin nicht sonderlich einfach, diese Funktionalität auch zu nutzen.
GUI bedarf viel Eingewöhnung
Wie eingangs erwähnt, passieren sämtliche Einstellungen bei Resolve primär über eine GUI, und darüber ist in vielerlei Hinsicht zu reden. Los geht es bei scheinbaren Kleinigkeiten: Nicht jeder Administrator in jedem Unternehmen ist absolut sattelfest, wenn es um die englische Sprache geht. Resolve jedoch ist ein amerikanisches Produkt, und zumindest in der der Redaktion zur Verfügung gestellten Testversion fand sich nirgendwo ein Schalter, um die GUI auf eine andere Sprache als Englisch umzustellen. Dasselbe gilt für die Dokumentation.
Weit problematischer ist aber, wie die Benutzeroberfläche konstruiert ist und wie sie funktioniert. Denn wer in seinem Leben schon einmal mit Automatisierung zu tun hatte, wird sich hier relativ schnell relativ alleingelassen vorkommen. Wie bereits erwähnt, erschafft auch klassische Automatisierung in Textdateien implizite Workflows. Dort ergeben sich Relationen zwischen Schritten aber im Idealfall schon durch die Reihenfolge, in die sie gesetzt sind. In Resolve hantierten wir stattdessen ständig mit einer GUI herum (Bild 2), klickten uns die Finger wund und waren obendrein mit dem Umstand konfrontiert, dass jeder "Node" in der Resolve- GUI auch noch etliche Flächen zum Klicken hat, die Untermenüs offenbaren. Auch die Art und Weise, wie Resolve banale Dinge wie eine SSH-Verbindung zu einem Zielsystem handhabt, ist zumindest gewöhnungsbedürftig. Hierfür ist eine Verbindung im "Pool" anzulegen, die später dann beim Eingeben von SSH-Befehlen wiederverwendet wird.
Bild 2: Ein Template aus Resolve zeigt, wie es gehen kann: Der hier gezeigte Workflow würde Backups von Dateien anlegen.
Am zwiespältigen Eindruck der Resolve- GUI ändert dann leider auch nicht, dass das Tool verschiedene Analyse- und Trending- Fähigkeiten bietet. Zur Erinnerung: Resolve ist ja nicht nur ein Automatisierungstool, das Systemkonfigurationen ausrollt. Es soll stattdessen auch in der Lage sein, auf bestimmte Arten von Vorkommnissen zu reagieren und automatisch Lösungen anzubieten. Nur so wären die massiven Zeitgewinne im Handling von Incidents, die Resolve verspricht, zu erreichen.
Auch hier steht der Administrator allerdings vor der Herausforderung, dass er sich die passenden Workflows als Reaktion auf Ereignisse in anderen Diensten erst zusammenstückeln muss – und das geht im Zweifelsfalle in vielen Monitoringsystemen deutlich schneller und komfortabler als mit der Resolve-UI. In Summe gilt: Wer sich den Aufwand antut, die GUI zu verstehen, wird exzellente Ergebnisse mit Resolve erreichen können. Bis dahin aber vergeht viel Zeit und Mühe.
Umfangreiche Integrationen
Vor dem Hintergrund des Heftschwerpunkts Automatisierung ist der "Resolve Automation Exchange" eigentlich der Kern des Produkts, der gesondert auf den Prüfstand gehört. Wer einmal verstanden hat, wie Resolve funktioniert, ahnt aber schon, wo die Reise hingeht. De facto ist die Automation Exchange nämlich einfach eine große Sammlung fertiger Workflows mit Integration in die anderen Resolve- Funktionen, die sich per Mausklick anwenden lässt.
Der Lieferumfang ist dabei durchaus beachtlich: Über 5000 verschiedene Aufgaben, so Resolve, sind mit dem Inhalt des Resolve Automation Exchange abzuhandeln. Die Liste der integrierten Dienste und Systeme ist nicht von schlechten Eltern: Aufgaben im LDAP bedient Resolve ebenso wie im Active Directory. Systemaufgaben lassen sich auf Red Hat, AIX, Windows oder Solaris umsetzen. An etliche Collaboration-Tools (etwa Slack und Teams) lässt sich Resolve dabei ebenfalls anbinden, sodass Nachrichten über Probleme bei der Automatisierung gleich per Chat beim richtigen Team landen.
Auch Netzwerkhardware von Cisco, Juniper, Huawei oder anderen Herstellern lässt sich aus Resolve heraus modifizieren. Bei den Datenbanken sind mit MySQL und SAP ebenfalls zwei Schwergewichte im Ring. Für die Cloud bietet der Automation Exchange etliche fertige Templates an. Und sogar mit bestehenden Automatisierungswerkzeugen lässt Resolve sich kombinieren, etwa mit Chef oder Ansible. Hier wird deutlich, dass Resolve nicht nur ein Werkzeug zur Systemintegration ist. Stattdessen lassen sich auch CI/CD-Pipelines mit dem Tool erstellen.
In Summe wirkt es, als wolle Resolve mit der Automation Exchange über die nicht ganz intuitive Verwendung der eigenen GUI hinwegtäuschen. Im Hinblick auf den Integrationsumfang gibt es jedenfalls nichts zu meckern, auch wenn Resolve im Vergleich mit der Konkurrenz untergeht, denn hier hängt der Admin von einem Marktplatz ab, den ausschließlich ein Anbieter bestückt. Die Verzahnungen der Community bei Tools wie Ansible, Puppet, Chef & Co. ist um ein Vielfaches größer.
Compliance-K.O.: SaaS aus den USA
Beinahe jeder Test im IT-Administrator enthält mittlerweile das Kriterium Security & Compliance, und das zurecht. Denn in der IT der Gegenwart existieren nur wenige Themen, die Admins so stark umtreiben wie diese. Ein gewisses Mindestmaß an Funktionalität ist dabei die allgemeine Erwartungshaltung, und Resolve versagt in dieser Hinsicht nicht. So bietet es umfangreiche Möglichkeiten, Anwender per Single Sign-On (SSO) mit der Plattform zu verbinden.
Auch bestehende Benutzerverzeichnisse lassen sich nutzen, etwa ein Active Directory mit Anbindung an Azure AD. Hierfür steht explizit beim Login das "Domäne"- Feld zur Auswahl.
Weniger rosig sieht es hinsichtlich der Rechteverwaltung innerhalb der Software aus. Eine Rollenverwaltung, also ein System nach RBAC-Standards, implementiert Resolve in seiner Software nicht (Bild 3). Der Anbieter schlägt stattdessen vor, in einem eventuell genutzten Benutzerverzeichnis eine separate Gruppe für den Zugriff auf Resolve zu konfigurieren und in diese nur die Benutzer zu integrieren, die Zugang zu Resolve haben sollen.
Bild 3: Zwar ermöglicht Resolve den SSO über verschiedene Dienste wie Azure AD. Ein eigenes RBAC fehlt jedoch, so dass auf der Ebene der Anwendung selbst die Unterscheidung zwischen den Rechten verschiedener Nutzer nicht sinnvoll möglich ist.
Doch löst dieser Ansatz nur einen Teil des Problems. Denn es kann ja durchaus sein, dass einzelne Nutzer zwar Zugriff auf Resolve haben sollen, aber eben nicht auf sämtliche von dessen Funktionen. Hier liefert die Konkurrenz beispielsweise von Ansible AWX substanziell mehr.
Ganz unabhängig von sämtlichen Features in Resolve selbst stellt das Werkzeug hiesige CISOs zudem vor ein anderes, erhebliches Problem. Dieses liegt in der Eigenschaft des Angebots als SaaS-Komponente begründet. Denn wie es der ITVerantwortliche bei Resolve auch dreht und wendet: Der Dienst lässt sich lokal nicht ausrollen, er wirbt ja ganz explizit damit, als SaaS-Angebot daherzukommen. Damit Resolve als Automatisierer aber sinnvoll funktionieren kann, benötigt es administrativen Zugriff auf die Zielkomponenten – also die Geräte, die es automatisiert steuern soll. Auf den Umfang und die Art und Weise, wie hierfür in Resolve hinterlegte Credentials gespeichert sind, hat der Administrator allerdings keinen Einfluss. Er muss dem Anbieter Resolve zudem blind vertrauen oder alternativ sämtliche von Resolve gepflegten Geräte unter eine externe Totalüberwachung stellen, um eventuelle Unregelmäßigkeiten zu bemerken.
Das alles liegt an Art und Wesen einer SaaS-Plattform, doch muss an dieser Stelle klar gesagt werden: Wer Resolve wie beschrieben benutzt, räumt nolens volens einem US-amerikanischen Unternehmen vollen Admin-Zugang zur eigenen Infrastruktur ein. Viele Administratoren dürften bereits bei diesem Gedanken ein ungutes Gefühl in der Magengrube verspüren, doch kommt es noch schlimmer, denn die Compliance-Regelwerke vieler Unternehmen dürften solche Sperenzchen ebenso untersagen wie einschlägige Regularien in Sachen Datenschutz.
Klar ist: Wer beispielsweise sein Active Directory oder LDAP an Resolve koppelt, transferiert personenbezogene Daten direkt in die USA. Und das ist zumindest nach den Regeln der DSGVO so gut wie immer untersagt. Der Konflikt ist praktisch nicht aufzulösen, es sei denn, die USA und die EU einigten sich irgendwann auf ein gemeinsames Rahmenwerk, in das die DSGVO integriert wäre. So aber schwebt das Thema Datenschutz wie ein Damoklesschwert über der Verwendung von Resolve (Bild 4).
Bild 4: Resolve ist auf Azure gehostet, und zwar von einer amerikanischen Firma. Das dürfte bei vielen IT-Verantwortlichen intuitiv zu vielen Compliance-Fragen führen, um dem Werkzeug Root-Zugriff auf die eigene Infrastruktur zu gewähren.
Überzeugende Performance
Die Bedeutung des Faktors Performance in Sachen Automatisierung unterschätzen viele Admins erheblich. Wer allerdings in den frühen Jahren von Puppet mit diesem zu tun hatte und bei jedem Automatisierungslauf 30 Minuten warten musste, bis ein Ergebnis verfügbar war, der weiß, dass langsame Abläufe nerven. Ansible hat hier in den letzten Jahren den Quasi- Standard gesetzt, denn durch seine schlanke Architektur und den Verzicht auf ein eigenes, komplexes Server-Client- Protokoll geht Ansible mit viel Rumms zur Sache.
Resolve steht vor einer ähnlichen Herausforderung. Es muss irgendwie die Verbindung zu seinen Zielsystemen realisieren und tut das beispielsweise via SSH. Resolve ist allerdings anders als Ansible eben keine Anwendung, die üblicherweise nur lokal zum Einsatz kommt. Stattdessen muss Automatisierung per Resolve, immer wenn sie lokale Systeme in Deutschland automatisieren will, erst den weiten Weg durch das Internet zum jeweiligen System finden und dort dann ihre Magie entfalten.
Im Test geschah das aber mit durchaus akzeptabler Geschwindigkeit. Die Workflow Engine, die in Resolve das Abarbeiten von Abläufen zur Automatisierung umsetzt, erledigt ihre Arbeit jedenfalls wieselflink. Auf Teile des Vorgangs hat Resolve aber ebenso wenig Einfluss wie Ansible oder Puppet es in einer vergleichbaren Situation hätten. Wie lange etwa das Ausführen einzelner Befehle auf einem Zielsystem dauert, wenn es notwendig ist, um noch andere Arbeitsschritte abzuschließen – das kann Resolve nicht beeinflussen.
Insgesamt bleibt die Feststellung, dass in den durchgeführten Tests in Sachen Performance Resolve auch bei vielen abzuhandelnden Aufgaben auf einem System angenehm flott unterwegs war. Die Latenz, die sich aus der SaaS-Eigenschaft des Produkts ergibt, führt nicht zu Problemen und auch nicht zu unangenehmen Wartezeiten.
Fazit
Wirklich überspringen mochte der Funke der Begeisterung bei unserem Resolve- Test nicht. Das hat auch etwas damit zu tun, dass das Werkzeug fundamental anders funktioniert als die hiesigen Standardwerkzeuge in Sachen Automatisierung. Anders als bei Ansible etwa, wo ein paar Minuten der Dokumentationslektüre zum Durchstarten ausreichen, verbringt der Admin bei Resolve erstmal einige Zeit damit, dessen nicht ganz intuitive Funktionsweise mit seinen Workflows zu verstehen.
Die Komponenten der Automation Exchange sind nützlich und umfangreich, gehen in Art und Umfang aber zumindest für das klassische Rechenzentrum kaum über das hinaus, was bereits existiert. Hinzu kommt, dass das Werkzeug eine deutliche Schlagseite in Richtung etlicher proprietärer Produkte hat. So lassen sich diverse Dienste aus der Server-Suite für Windows ab Werk problemlos automatisieren, während die Arbeit mit Linux- Systemen an manchen Stellen eher an Bastelei erinnert.
Der gebotene Funktionsumfang ist insgesamt gut und erlaubt wie vom Hersteller versprochen die Automatisierung der meisten Arbeitsschritte. Die grafische Oberfläche von Resolve muss sich allerdings attestieren lassen, nicht intuitiv zu sein – das ganze Konzept, Workflows für die Automatisierung zu verwenden, überzeugt jedenfalls denjenigen nicht, der zuvor schon mit einem der anderen Tools zur Automatisierung zu tun hatte.
Schließlich ist das Compliance-Problem nicht weg zu diskutieren, dass größere Unternehmen hierzulande einer amerikanischen SaaS-Plattform vollen administrativen Zugriff auf die eigenen Systeme einräumen. In vielen Fällen dürfte ein solches Ansinnen außerdem daran scheitern, dass die zu steuernden Geräte gar keinen Pfad ins Internet haben. Was nicht nur Resolve.io mit einem Fragezeichen versieht, sondern den kompletten Ansatz der Automatisierung als SaaS aus der Wolke.
So urteilt IT-Administrator
Bewertung
Automatisierung
7
Benutzeroberfläche
6
Externe Integrationen
7
Compliance
5
Performance
6
Dieses Produkt eignet sich
optimal
für Unternehmen, die aktuell noch keine umfassende Software zur Automatisierung haben, eine zentrale Plattform suchen und bereit sind, die Verwendung der Software zu erlernen.
bedingt
für Organisationen, die ein zentrales Werkzeug zur Automatisierung mit geringen Einstiegshürden benötigen oder nur Teile des Setups unter die Ägide der Automation stellen wollen.
nicht
für Firmen, die die Automatisierung im eigenen Rechenzentrum behalten oder ausschließlich Open-Source-Software verwenden möchten.