Bei der Produktbezeichnung erinnert der hierzulande eher unbekannte Hersteller Nakivo zweifellos an den omnipräsenten Mitbewerber Veeam. Funktional finden sich beim Vergleich sowohl Parallelen als auch Unterschiede, wobei Nakivo insgesamt preisgünstiger ist, sich aber auch mehr auf wichtige Kernfunktionen beschränkt. Damit wird es zu einem echten Kandidaten für das Backup in KMU.
Im Herbst 2018 hatten wir Nakivo Backup & Replication (NBR) in der Version 8.0 erstmalig getestet. Ausgehend von der Gründung im Jahr 2012 hat sich die Präsenz auf dem Markt seit 2018 bis heute nochmals fast verdoppelt. NBR ist nach wie vor das einzige Produkt des Herstellers und dessen Fokus liegt weiterhin auf der Sicherung und Replizierung von virtuellen Maschinen unter VMware, Hyper-V und in AWS-EC2-Umgebungen.
Seit unserem ersten Test hat Nakivo diverse interessante Funktionen ergänzt, wie einen Support für Nutanix AHV und VMware Cloud Director. Dazu kommen die Sicherung von Microsoft 365 sowie physischer Systeme und bei den Speicherzielen die Unterstützung von einigen Deduplizierungs-Appliances sowie weiteren NAS-Systemen. Auch scheint es, als habe sich der Hersteller die Resultate unseres ersten Tests zu Herzen genommen, denn diverse damalige Kritikpunkte sind mittlerweile beseitigt beziehungsweise weitaus besser gelöst – dazu gleich noch mehr.
Vielfältige Installationsziele
Passend für unterschiedliche Umgebungen und zur Vorliebe des Administrators gibt es NBR in mehreren Varianten zur Installation. Eine ist ein Installer für Windows und Linux, die unterstützten Versionen sind im Detail im Kasten mit den Voraussetzungen zu finden. Weiterhin offeriert Nakivo eine virtuelle Appliance für VMware zum Download basierend auf Ubuntu 22.04, was mit Abstand die schnellste Variante zur Inbetriebnahme ist. Da sich NBR auch direkt auf NASSystemen einiger bekannter Hersteller einrichten lässt, gibt es auch hierzu passende Installer und zuletzt ein Image für den Einsatz unter Amazon AWS EC2.
Im Herbst 2018 hatten wir Nakivo Backup & Replication (NBR) in der Version 8.0 erstmalig getestet. Ausgehend von der Gründung im Jahr 2012 hat sich die Präsenz auf dem Markt seit 2018 bis heute nochmals fast verdoppelt. NBR ist nach wie vor das einzige Produkt des Herstellers und dessen Fokus liegt weiterhin auf der Sicherung und Replizierung von virtuellen Maschinen unter VMware, Hyper-V und in AWS-EC2-Umgebungen.
Seit unserem ersten Test hat Nakivo diverse interessante Funktionen ergänzt, wie einen Support für Nutanix AHV und VMware Cloud Director. Dazu kommen die Sicherung von Microsoft 365 sowie physischer Systeme und bei den Speicherzielen die Unterstützung von einigen Deduplizierungs-Appliances sowie weiteren NAS-Systemen. Auch scheint es, als habe sich der Hersteller die Resultate unseres ersten Tests zu Herzen genommen, denn diverse damalige Kritikpunkte sind mittlerweile beseitigt beziehungsweise weitaus besser gelöst – dazu gleich noch mehr.
Vielfältige Installationsziele
Passend für unterschiedliche Umgebungen und zur Vorliebe des Administrators gibt es NBR in mehreren Varianten zur Installation. Eine ist ein Installer für Windows und Linux, die unterstützten Versionen sind im Detail im Kasten mit den Voraussetzungen zu finden. Weiterhin offeriert Nakivo eine virtuelle Appliance für VMware zum Download basierend auf Ubuntu 22.04, was mit Abstand die schnellste Variante zur Inbetriebnahme ist. Da sich NBR auch direkt auf NASSystemen einiger bekannter Hersteller einrichten lässt, gibt es auch hierzu passende Installer und zuletzt ein Image für den Einsatz unter Amazon AWS EC2.
Sehr gut gefallen hat uns neben der breiten Plattformunterstützung die Dokumentation, die das Einrichten auf jeder der unterstützten Umgebungen und Geräte mit diversen Screenshots geradezu mustergültig Schritt für Schritt beschreibt.
Für unseren Test bedienten wir uns der vorbereiteten Appliance. Zu beachten ist, dass der Hersteller hier bereits ein integriertes Repository vorgesehen hat, sodass die Appliance bei der Einrichtung und der Einstellung "Thick Provisioning" rund 530 GByte belegt. Platz sparen lässt sich durch die Einstellung "Thin Provisioning", wobei dann nur so viel Platz beansprucht wird, wie die Backups tatsächlich benötigen. Das vorbereitete Repository ist nicht durch das Erweitern der vorhandenen Disk vergrößerbar, sondern indem der IT-Verantwortliche weitere Disks ergänzt. Bei Bedarf lässt sich das in die Appliance integrierte Repository auch entfernen und komplett auf ein anderes System verlagern.
Nakivo Backup & Replication 10.9
Produkt
Programm zum Backup und Replizieren von VMs unter VMware, Hyper-V, Nutanix AHV und AWS EC2 sowie physischer Systeme
Die Lizenzierung erfolgt auf Basis der Anzahl der Host-CPUs. Für Virtualisierungshosts kostet die Version Pro Essentials 199 Euro, Enterprise Essentials 289 Euro, den Preis für Enterprise Plus gibt es auf Anfrage. Für einen physischen Windows/Linux-Server kostet NBR ab 51 Euro, Workstations kosten ab 17 Euro. Inkludiert ist jeweils ein Jahr Support. Beim Abo-Modell erfolgt die Abrechnung auf Workload-Basis: Eine VM, ein physischer Server, eine EC2-Instanz oder 500 GByte Quelldateifreigabe kosten jeweils ab 1,70 Euro monatlich.
Systemanforderungen
Mindestens zwei CPU-Kerne und 4 GByte RAM.
Installation ist unter Windows-Server und -Client, den gängigen Linux-Distributionen sowie auf den NAS-Systemen führender Anbieter möglich. Unterstützte Hypervisoren und Plattformen: VMware vSphere, Hyper-V, Nutanix und VMware Cloud Director.
Beim ersten Start holt sich die Appliance per DHCP eine IP-Adresse, die sich in der Konsole wiederfindet. Hier hatten wir die Option, bei Bedarf umzustellen und eine feste IP-Adresse zu vergeben sowie den Hostnamen zu ändern. Weiterhin konnten wir hier die Sicherheitseinstellungen (SSH-Aktivierung, Root-Passwort) anpassen, die Zeitzone vorgeben sowie die Nakivo-Dienste stoppen und starten. Anschließend waren wir in der Lage, uns über die ausschließlich in Englisch verfügbare Web-GUI an der Appliance anzumelden. Dabei ist der Hinweis zum Port auf der Konsole wichtig, denn die Oberfläche ist über den Port 4443 erreichbar.
Die eigentliche Sicherungsarbeit übernehmen bei Nakivo sogenannte Transporter, ein Onboard Transporter ist Bestandteil der Appliance. Um bei vielen zu sichernden Systemen die Aufgaben aufzuteilen und um in segmentierten Netzwerken sowie Außenstellen die Datenbewegungen zu konsolidieren, kann der Administrator weitere Transporter auch auf Servern, die bereits andere Aufgaben erledigen, installieren. Wichtig ist, darauf zu achten, dass ausreichend CPU-Leistung zur Verfügung steht, damit nichts bremst. Die Transporter erledigen viele, auch rechenintensive Arbeiten.
Eng mit den Transportern verbunden ist der "Transport Mode". Dieser steht bei einem Sicherungsauftrag standardmäßig auf "Automatisch", die gewählte Prioritätenreihenfolge beispielsweise bei VMware ist dann "Hot Add > SAN > LAN". Bei "Hot Add" liest NBR direkt vom VM Datastore unter Umgehung der TCP/IP-Verbindung der ESXi-Hosts, indem der NBRTransporter den Datastore mountet. Kommt ein SAN mit Fibre Channel oder iSCSI zum Einsatz, versucht NBR den direkten SAN-Zugriff, um so die ESXi-Hosts zu entlasten. Erst wenn beides nicht möglich ist, nutzt NBR das Ethernet-Netzwerk für die Sicherung.
Sehr intuitiv bedienbar
Einen riesigen Fortschritt hat die Benutzeroberfläche seit unserem letzten Test gemacht. Aus einem Fenster fester Größe mit gewöhnungsbedürftiger Bedienung ist eine moderne Weboberfläche geworden, die den zur Verfügung stehenden Platz am Bildschirm weitaus besser nutzt und in der Größe variabel ist. Alles hier ist jetzt sehr übersichtlich und dank eines klassischen Aufbaus in Form einer Navigationsleiste mit sieben Einträgen am linken Rand intuitiv bedienbar. Die GUI ist nach wie vor nur in Englisch verfügbar, wobei eine Installation beispielsweise unter Windows auch auf Servern mit anderen Spracheinstellungen möglich ist.
Bei der ersten Anmeldung mussten wir einen ersten Benutzer mit Namen und Passwort anlegen, der dann den Administrator- Account darstellt. Später lassen sich noch weitere Benutzer erstellen und über Rollen Berechtigungen zuweisen. Neben der Administrator-Rolle gibt es eine für die Sicherung sowie Rücksicherung sowie eine für einen reinen Betrachter. Neben lokalen Benutzern ist eine Integration in das Active Directory möglich.
Die sieben Einträge in der Navigationsleiste beginnen oben mit der "Overview", quasi dem Dashboard mit den wichtigsten Status- und Performanceinformationen. Der Punkt "Jobs" dient zur Anlage von diversen Aufträgen (Backup, Recovery, Replication, Report) sowie der Möglichkeit, Gruppen anzulegen, um die genannten Aufträge zu organisieren. Über den Eintrag "Monitoring" konnten wir einige grundlegende Informationen zu den inventarisierten Systemen auslesen (CPULast, RAM- und Datenträgernutzung). Insgesamt empfanden wir den Informationsgehalt allerdings eher als mager, wenn schon ein Monitoring enthalten ist.
Der Menüpunkt "Activities" listet die durchgeführten oder auch laufenden Aufträge mit ihrem Status auf. Für genauere Informationen zum Inhalt muss der Administrator den Job selbst öffnen, auch einen Job-Neustart kann er hier direkt anstoßen. Über "Calendar" öffnet sich eine Kalenderansicht mit allen erstellten Aufträgen. Der IT-Verantwortliche kann hier direkt auf einen Auftrag zugreifen, diesen starten, editieren, deaktivieren, löschen, klonen, einen Bericht anfordern oder eine dazugehörige Dashboard-Ansicht öffnen. Über den Punkt "Search" ist es möglich, nach Begriffen innerhalb von NBR zu suchen. Umfangreicher mit diversen Untermenüs ist "Settings" für das Bearbeiten aller möglichen Einstellungen. Hier legt der Benutzer auch neue Repositories an und kann Updates der Software einspielen. Insgesamt hat uns die GUI ausgesprochen gut gefallen und wir kamen sehr schnell damit zurecht.
Bild 1: Das bei Nakivo als "Overview" bezeichnete Dashboard liefert auf einen Blick alle wichtigen Kenndaten sowie einen Hinweis zu den aufgetretenen Fehlern.
Nur zwei Sicherungsverfahren
Bei der Definition von Sicherungsaufträgen stehen nur zwei unterschiedliche Verfahren zur Auswahl: "Active Full" erstellt immer komplette Datensicherungen von den Systemen und überträgt dabei auch alle Daten, was vergleichsweise zeit- und lastintensiv ist. Mit "Synthetic Full" dagegen erfolgen nach einer initialen Vollsicherung immer wieder inkrementelle Sicherungen. Diese ergeben dann mit den bereits zuvor gelesenen Daten ein vollständiges Backup. Dieses Verfahren liest und überträgt in der Regel weitaus weniger Daten, was entsprechend ressourcenschonender ist. Diese Auswahl ist nicht sonderlich groß, sollte aber trotzdem in den meisten Fällen reichen. Werden GFSSicherungen gewünscht, kann der Administrator dies durch eine Kombination von täglichen, wöchentlichen und monatlichen Jobs lösen.
Nakivo unterstützt keine CDP (Continuous Data Protection), bei der sich eine Wiederherstellung auf jeden beliebigen Zeitpunkt einstellen lässt. Es ist aber möglich, wichtige Systeme im Fünfminuten-Intervall zu sichern und so sehr eng beieinanderliegende Wiederherstellungszeitpunkte zu bekommen. Gelegentlich wird so etwas auch als "Near CDP" bezeichnet.
Beim Erstellen von Backupjobs kann der Administrator bei einer Virtualisierungsplattform einzelne VMs, aber auch ganze Hosts, Resource-Pools, Cluster sowie Ordner auswählen oder über die Policy-Option individuelle Regeln zur Auswahl anlegen. Eine bereits genutzte Ordnungsstruktur lässt sich so leicht übernehmen, was für Übersicht und einfache Bedienbarkeit sorgt.
Für wichtige Applikationen wie Microsoft SQL Server, Exchange und Active Directory unterstützt Nakivo eine applikationskonsistente Sicherung (App-aware) und nutzt dazu das zu Windows gehörige VSS (Volume Shadow Copy Service). Gilt es, eine nicht VSS-konforme Anwendung, konsistent zu sichern, gibt es die Möglichkeit, diese durch geeignete Pre- und Post-Job-Skripte einzufrieren und dann wieder zu aktivieren. Bei der Auswahl des Sicherungsziels – zu den Zielen an sich kommen wir noch – konnten wir auch innerhalb eines Jobs für die einzelnen Systeme unterschiedliche Repositories angeben.
Wie schon erwähnt unterstützt Nakivo jetzt auch die Sicherung physischer Systeme, wozu ein sogenannter Physical Machine Agent (PMA) zu installieren ist. Dies übernimmt NBR automatisch, sobald ein System im Netz gefunden und inventarisiert wurde. Ein bei praktisch allen Backupprodukten aktuelles Thema ist die Sicherung von Microsoft 365. Nakivo kann auch hier punkten und erlaubt ein inkrementelles Backup von Exchange Online, SharePoint Online, OneDrive for Business sowie Teams.
Bild 2: Durch die Unterstützung diverser Sicherungsziele ist die Software sehr vielseitig einsetzbar.
Flexible Sicherungsziele
Wie eingangs erwähnt kam unsere Appliance für VMware mit einem lokalen Repository, weitere lassen sich je nach Bedarf auf unterschiedlichen Systemen installieren. Unterstützt sind dabei CIFS- und NFS-Freigaben, Cloud- und S3-kompatibler Speicher sowie diverse Deduplizierungs-Appliances, unter anderem die verbreiteten Systeme der Familien Dell Data Domain und HPE StoreOnce. Hier kommen die passenden Protokolle DDBost und Catalyst zum Einsatz, bei denen die Deduplizierung bereits auf der Clientseite passiert: Dies soll die zu übertragende Datenmenge möglichst reduzieren und außerdem bei mehreren Sicherungskanälen die Deduplizierung auf die beteiligten Clients verteilen.
Beim Cloudspeicher wird bei den Angaben oft nur pauschal S3-kompatibel genannt, in Wirklichkeit ist die Unterstützung durch NBR jedoch etwas breiter und umfasst unter anderem auch Microsoft Azure.
Beim Anlegen eines Repositories hilft ein Assistent und fragt verschiedene Optionen wie eine optionale Komprimierung, Verschlüsselung oder eine Selbstheilung ab. Bei aktivierter Komprimierung stehen drei verschiedene Stufen zur Verfügung, um die Komprimierungsrate und CPU-Last individuell zu steuern. Eine höhere Komprimierung bedeutet eine größere CPU-Last und damit eine niedrigere Sicherungsgeschwindigkeit. Selbstheilung bedeutet, dass NBR eine automatische Prüfung vornimmt, wenn in den Sicherungsdateien Ungereimtheiten wie falsche Zeitstempel auftreten. Die Selbstheilung lässt sich auch per Zeitplaner regelmäßig wiederholen. Möglich ist weiterhin eine vollständige Verifizierung der gesicherten Datenblöcke mit der jeweiligen Quelle. Dieser Prozess ist allerdings sehr CPU- und zeitintensiv und sollte außerhalb der Arbeitszeiten geschehen.
Neben der Komprimierung unterstützt NBR auch eine eigene Deduplizierung. Hier muss der Administrator abwägen: Der Hersteller empfiehlt in Hinblick auf bessere Performance und Zuverlässigkeit, für jedes System eigene Sicherungsdateien anzulegen. Dies schließt jedoch die integrierte Deduplizierung aus, da NBR nur innerhalb der Sicherungsdateien dedupliziert, was bei getrennten Dateien pro gesicherter Maschine wenig Sinn ergibt. Im Test nutzten wir die Kompression und verzichteten auf die Deduplizierung, was recht gut funktionierte. Wer auf eine Deduplizierungs-Appliance als Repository setzt, darf die integrierte Deduplizierung auf keinen Fall zusätzlich aktivieren.
Durchdachte Ransomware-Abwehr
Ein mittlerweile wichtiges Thema ist ein Ransomware-Schutz der Sicherungen, was Nakivo in Verbindung mit einem Repository auf einem Cloud- beziehungsweise S3-Speicher oder einem Linux-System unterstützt. Auf der Speicherseite sind dazu die Einstellungen zur "Immutability" zu aktivieren. Gleiches gilt beim Einsatz von Deduplizierungs-Appliances. Durchaus interessant ist dabei, dass dies auch bei der NBR-Appliance mit ihrem lokalen Repository auf vSphere oder Nutanix AHV funktioniert, da auch hier ein Linux als Basis dient. Beim Einrichten eines Sicherungsjobs kann der Administrator auch hier die Wiederherstellungspunkte X Tage vor Veränderung oder Löschung schützen. Noch nicht einmal der Root-Account kann diesen Schutz überwinden. Natürlich ist es bei einer Kaperung des Hosts möglich, die ganze VM zu löschen, aber eine Manipulation innerhalb der VM durch Ransomware wird nicht gelingen.
Neben den Repositories unterstützt NBR auch den Einsatz von Bandlaufwerken und -Bibliotheken sowie VTLs (Virtuelle Bandbibliotheken). Beim Einsatz von Bandlaufwerken sind zudem Media-Pools verfügbar, was die Bandverwaltung enorm vereinfacht. Testen konnten wir dies mangels passender Hardware nicht. Für manchen Leser mag eine Sicherung auf Band antiquiert und überholt klingen, angesichts der permanenten Bedrohung durch Ransomware hat diese aber weiterhin durchaus Berechtigung durch den Medienbruch und die Möglichkeit, Bänder als Last Resort im Tresor einzusperren.
Regelbasierte Replizierung schützt VMs
Um einem größeren Ausfall vorzubeugen, unterstützt NBR eine Replizierung von VMs. Dabei kopiert es einzelne VMs, aber auch ganze Gruppen oder Cluster regelmäßig beispielsweise auf eine Virtualisierungsplattform an einem anderen Standort. Bei einem Ausfall des Primärstandorts lassen sich diese dann auch in größerer Anzahl ohne aufwändige Maßnahmen schnell starten.
Über Regeln ist es möglich, die zu replizierenden Systeme an die Situation auf der Primärseite auszurichten, sodass einzelne VMs automatisch beim Erstellen mit in den Replizierungsjob aufgenommen oder auch beim Löschen entfernt werden. Da oftmals am zweiten Standort nicht die gleichen Netze und IP-Bereiche vorhanden sind, kann der Job eine automatische Anpassung vornehmen, bezeichnet als "Re-IP".
Eine Replizierung kann mehrfach täglich oder auch in größeren Abständen stattfinden. Auch lassen sich Jobketten bilden, um Abhängigkeiten bei der Ausführung zu berücksichtigen. Weiterhin ist es möglich, die Ausführung auf ein Zeitfenster einzugrenzen, um so beispielsweise Hochlastzeiten auszuschließen. Verschiedenste Optionen helfen dem Administrator dabei, die Replizierungsjobs genau auf die jeweilige Situation abzustimmen.
Bild 3: Über eine beeindruckende Anzahl an Optionen lassen sich Sicherungsjobs individuell konfigurieren.
Kompetente Wiederherstellung auf Dateiebene
Im Falle einer Datenwiederherstellung bietet NBR verschiedene Optionen an, wobei zu unterscheiden ist, ob komplette VMs oder nur Teile daraus zurückgeholt werden sollen. Bei einer Teilwiederherstellung konnten wir zwischen einzelnen Dateien oder Objekten (Exchange E-Mails, SQL, Active Directory, sonstige Objekte) wählen. Dabei ist ein geeigneter Wiederherstellungsserver anzugeben samt Credentials zum Anmelden. Dateien und E-Mails lassen sich auch als Download über den Browser bereitstellen oder per E-Mail verschicken.
Beim Recovery ganzer VMs stehen diverse Optionen zur Verfügung. Dazu zählen ein geändertes Ziel und die Erzeugung neuer MAC-Adressen, wenn die VM die alte nicht genau ersetzen soll. Auch kommt optional ein neuer Name mit einem angehängten "_recovered" zum Einsatz.
Für eine schnelle Wiederherstellung gibt es bei NBR einen sogenannten "Flash VM Boot", bei anderen Backupprodukten als Instant Recovery oder ähnlich bezeichnet. Dabei wird die VM aus den Backupdateien gestartet, die Bereitstellung an den ausführenden Host erfolgt per iSCSI, wobei der Administrator trotzdem einen Datastore des Hosts angeben muss. Zu beachten ist hier, dass bei einer Beendigung dieses Jobs die VM wieder komplett verschwindet und nicht wie bei anderen Produkten im Hintergrund wiederhergestellt wird. Um das zu erreichen, ist eine Migration auf einen anderen Datastore ebenso erforderlich wie es beim Format für die virtuelle Festplatte ist, statt "Format wie Quelle" ein festes Format zu hinterlegen. Dann bleiben die Daten erhalten und die VM ist dauerhaft nutzbar.
Dass eine VM im Betrieb als "Flash VM Boot" aufgrund der Datenträgerbereitstellung via Netzwerk etwas langsamer reagiert, ist verständlich. Der IT-Verantwortliche sollte also im Vorfeld prüfen, wie viele VMs er im Notfall derart parallel mit ausreichender Performance laufen lassen kann. Für eine Notfallwiederherstellung erlaubt Nakivo eine Portierung auf eine andere Virtualisierungsplattform, also zwischen unterschiedlichen Hypervisor-Typen. Dies schließt auch eine Wiederherstellung eines physischen Systems als VM ein.
Eingebaute Mandantentrennung
Um beispielsweise Systemhäusern die Möglichkeit zu eröffnen, NBR für die Sicherung der betreuten Kunden einzusetzen, gibt es eine MSP-Version mit einer integrierten Mehrmandantenfähigkeit, die bis zu 1000 Mandanten erlaubt. Diese können sich untereinander nicht in die Karten schauen, sondern sind strikt getrennt. Das Systemhaus kann nun seine Kunden dort anlegen inklusive eines individuellen Logos für eine personalisierte Ansicht und die zu sichernden Maschinen aufnehmen. Ähnliches ist denkbar, wenn NBR in einem Unternehmen mit mehreren Außenstellen zum Einsatz kommt, wo Mitarbeiter vor Ort bestimmte Operationen durchführen können sollen.
Für jeden Mandanten gibt es ein eigenes Dashboard, weiterhin lässt sich jeweils ein Gastzugang einrichten. Darüber kann ein Administrator des Mandanten das eigene Dashboard einsehen und begrenzte Aktionen starten. Das Systemhaus oder der Administrator in der Firmenzentrale kann in einer Applikation alle Sicherungsaufträge der Kunden oder Außenstellen betreuen sowie überwachen und auch die Ressourcenzuordnung übernehmen.
Fazit
Seit unserem letzten Test vor fünf Jahren hat Nakivo Backup & Replication enorm an Funktionalität gewonnen. Waren damals die Möglichkeiten und vor allem die Benutzeroberfläche noch recht eingeschränkt und verbesserungsbedürftig, so hat sich das in der Zwischenzeit deutlich geändert. Einige Spezialfunktionen anderer Backupprodukte wie beispielsweise CDP sind nicht enthalten, diese werden aber auch oftmals nicht gebraucht. Die wesentlichen Funktionen wie Datensicherung, Wiederherstellung sowie Replizierung sind dagegen sehr gut ausgebaut mit vielen Optionen, um auch Sonderfälle berücksichtigen zu können und NBR individuell auf die jeweilige Netzwerkumgebung abzustimmen. Mit einer Unterstützung von VMware vSphere, VMware Cloud Director, Hyper-V und AWS EC2 sowie einiger weiterer Cloudumgebungen ist NBR breit einsetzbar und sollte die Mehrzahl der Anforderungen erfüllen. Auch eine zunehmend nachgefragte Sicherung von Microsoft 365 ist mit enthalten, ebenso das Backup von physischen Maschinen unter Windows und Linux.
Aufgrund unserer guten Erfahrungen im Test halten wir NBR für KMU für gut geeignet, auch bei mehreren Außenstellen und Sicherungsbedarf von mehreren Tausend VMs. Erst bei großen Enterprise-Unternehmen dürfte die Benutzeroberfläche etwas überfordert sein und die Übersicht leiden. Doch für KMUs halten wir Nakivo NBR auch für preislich sehr attraktiv, wobei ein Kauf- als auch ein Mietmodell verfügbar sind, beide mit Abstufung hinsichtlich des gewünschten Funktionsumfangs.
(jp)
So urteilt IT-Administrator
Bewertung
Backup von VMs
8
Sicherung physischer Systeme
5
Replizierung und Disaster Recovery
8
Arbeit mit der GUI
9
Unterstützte Backupverfahren
5
Dieses Produkt eignet sich
optimal
für KMU mit virtuellen Umgebungen unter VMware vSphere, Hyper-V, Nutanix AHV und AWS EC2 sowie für das Backup physischer Systeme.
bedingt
in sehr großen Infrastrukturen, wo tausende unterschiedlicher virtueller und physischer Systeme zu sichern sind.
nicht
in Umgebungen, wo sehr spezielle Anforderungen umzusetzen sind wie etwa eine Continuous Data Protection.