RustDesk für Remote-Support mit eigenem Server nutzen
Direkter Draht
von Dr. Christian Knermann
Veröffentlicht in Ausgabe 11/2023 - PRAXIS
Die Open-Source-Software RustDesk unterstützt plattformübergreifend Remote-Support und Fernwartung unter Windows, macOS und Linux. Sowohl der Client als auch die Basis des optionalen Servers sind kostenfrei und quelloffen verfügbar, sodass Sie das Werkzeug komplett auf eigener Infrastruktur betreiben können. Unser Workshop zeigt die Einsatzmöglichkeiten und hilft bei der Inbetriebnahme.
Für den Zugriff auf die grafische Oberfläche entfernter Computer in lokalen Netzen haben sich je nach Betriebssystem Microsofts Remote Desktop Protocol (RDP), Apple Remote Desktop (ARD) oder Virtual Network Computing (VNC) bewährt. Doch in der heutigen Zeit, in der die mobile Arbeit an wechselnden Standorten immer weiter voranschreitet, wird eine Fernwartungssoftware, die sicher und zuverlässig über öffentliche Netze kommuniziert, zu einem unverzichtbaren Werkzeug für Unternehmen.
Unabhängig davon, ob Anwender im Unternehmen oder Familie und Freunde im privaten Umfeld Hilfe suchen, können Sie deren Endgeräte in ihren privaten Netzen im Home Office oder gar unterwegs im Mobilfunknetz nicht ohne Weiteres über das Internet kontaktieren. Die etablierten Anbieter von Fernwartungssoftware lösen dies, indem sie öffentlich erreichbare Vermittlungsserver betreiben.
Clients melden sich am Vermittlungsserver an, der ihnen typischerweise eine zufällige Identifikationsnummer (ID) zuteilt und durch Austausch von ID nebst Passwort eine sichere Verbindung vermittelt. In der Regel verlangen die bekannten Akteure allerdings einen Obolus in Form einer monatlich oder jährlich zu entrichtenden Gebühr und legen ihre Quellen nicht offen. Neben den Kosten müssen Sie also Vertrauen in den jeweiligen Anbieter aufbringen.
Für den Zugriff auf die grafische Oberfläche entfernter Computer in lokalen Netzen haben sich je nach Betriebssystem Microsofts Remote Desktop Protocol (RDP), Apple Remote Desktop (ARD) oder Virtual Network Computing (VNC) bewährt. Doch in der heutigen Zeit, in der die mobile Arbeit an wechselnden Standorten immer weiter voranschreitet, wird eine Fernwartungssoftware, die sicher und zuverlässig über öffentliche Netze kommuniziert, zu einem unverzichtbaren Werkzeug für Unternehmen.
Unabhängig davon, ob Anwender im Unternehmen oder Familie und Freunde im privaten Umfeld Hilfe suchen, können Sie deren Endgeräte in ihren privaten Netzen im Home Office oder gar unterwegs im Mobilfunknetz nicht ohne Weiteres über das Internet kontaktieren. Die etablierten Anbieter von Fernwartungssoftware lösen dies, indem sie öffentlich erreichbare Vermittlungsserver betreiben.
Clients melden sich am Vermittlungsserver an, der ihnen typischerweise eine zufällige Identifikationsnummer (ID) zuteilt und durch Austausch von ID nebst Passwort eine sichere Verbindung vermittelt. In der Regel verlangen die bekannten Akteure allerdings einen Obolus in Form einer monatlich oder jährlich zu entrichtenden Gebühr und legen ihre Quellen nicht offen. Neben den Kosten müssen Sie also Vertrauen in den jeweiligen Anbieter aufbringen.
Plattformübergreifend, kostenfrei, quelloffen
Mit ihren Open-Source-Attributen empfiehlt sich die Software RustDesk [1] für Remote-Support und Fernwartung als Alternative zu den etablierten Angeboten kommerzieller Hersteller. Es handelt sich dabei noch um ein junges Projekt, dessen Quellcode unter der GNU General Public License in der Version 3 (GPLv3) auf der Plattform GitHub verfügbar ist [2].
Die Entwicklung begann 2020 und hat seit dem vergangenen Jahr deutlich an Fahrt gewonnen. Laut GitHub sitzt der Hauptentwickler der Software, der unter dem Firmennamen Purslane Ltd. auftritt, in Singapur. Darüber hinaus tragen weltweit verteilte Unterstützer zu dem Projekt bei. Wie der Name nahelegt, setzt die Software auf die Programmiersprache Rust.
Auch der optionale Server ist mit grundlegendem Funktionsumfang quelloffen und kostenfrei verfügbar. Zusätzlich bietet Purslane ähnlich seinen Mitbewerbern eine kostenpflichtige Pro-Variante in zwei Tarifen mit zusätzlichen Funktionen, darunter Zugriffskontrolle und in der größeren Ausbaustufe sogar LDAP-Integration und Single Sign-on (SSO) [3]. Wir beschränken uns im Folgenden auf die Basisfunktionalität der kostenfreien Variante.
Die Clientkomponente unterstützt Microsoft Windows, macOS und Linux, die letzteren beiden in Verbindung mit sowohl x86-64- als auch ARM-Prozessoren, Windows dagegen aktuell nur auf der x86-64-Architektur. Darüber hinaus deckt RustDesk die mobilen Betriebssysteme iOS und Android ab.
Apple-Nutzer finden den Client ausschließlich im App Store. Android-Nutzer werden im Google Play Store, im alternativen F-Droid Store oder als Android Package (APK) direkt auf der Projektseite fündig. Letzteres erfordert aber, die Sicherheitseinstellungen des Endgeräts für das Sideloading von Apps zu öffnen.
Für macOS und Android beschreibt die Onlinedokumentation die nötigen Berechtigungen, um den Fernzugriff zu erlauben. iOS-Geräte können derzeit nur Hilfe leisten, jedoch selbst keine eingehenden Remotesitzungen annehmen. Die mobilen Clients bieten sinnvolle Funktionen zur Fernbedienung von Tastatur und Maus auch per Touch.
Linux mit Einschränkungen
Der Client für Linux unterstützt für eingehende Fernzugriffe derzeit primär das X-Window-System (X11) und den Display-Server Wayland nur experimentell, ist daher nur eingeschränkt nutzbar. Nutzer von Wayland, der verbreitet X11 als Standard abgelöst hat, können zwar Hilfe anbieten, jedoch eine Fernwartung nur zulassen, wenn sie aktiv die Verbindungsanfrage bestätigen. Der Client weist ausdrücklich darauf hin, dass der unbeaufsichtigte Zugriff nur in Verbindung mit X11 funktioniert.
Beim Sonderfall Google ChromeOS ist die Android-App nicht sinnvoll nutzbar, da sie nur auf kleine Displays von mobilen Geräten und Touch-Bedienung ausgelegt ist. Innerhalb der Linux-Entwicklungsumgebung von ChromeOS können Sie aber das Debian-Paket des RustDesk-Clients installieren und darüber zumindest Remote-Sitzungen zu anderen Systemen aufbauen.
Zusätzlich gibt es einen Webclient, dessen Quellcode aber nicht auf GitHub offenliegt. Da dieser weiterhin der kostenpflichtigen Pro-Variante des Servers vorbehalten ist, bleibt er im Folgenden unberücksichtigt.
Bevor wir uns der Technik widmen, sei erwähnt, dass die Onlinedokumentation des Projekts neben Deutsch und Englisch in neun weiteren Sprachen verfügbar ist, jedoch leider nicht durchgängig mit dem Entwicklungstempo der Software schritthält. So mussten wir im Rahmen unseres Workshops feststellen, dass diverse Funktionen und Optionen von Client sowie Server in der Dokumentation nicht beschrieben sind oder sich inzwischen abweichend verhalten. Dies soll Sie aber keineswegs abschrecken. Die grundlegenden Funktionen des RustDesk-Clients und -Servers sind weitestgehend selbsterklärend und praxistauglich.
Server als Vermittlungsstelle
Der Server läuft unter Linux und Windows. Auf die verschiedenen Spielarten der Installation, entweder direkt installiert oder als Container für die Container-Manager Docker und Podman, werden wir später zurückkommen. Unter der Haube besteht der Server aus zwei Diensten, dem Relay-Server (hbbr) sowie dem Signal-Server (hbbs). Bei Letzterem handelt es sich um den Vermittlungsserver, den die Onlinedokumentation des Projekts auch als Rendezvous- oder schlicht ID-Server bezeichnet.
Ein Client verbindet sich mit dem Signal-Server und erhält von ihm eine eindeutige ID sowie ein Passwort, mit dessen Hilfe sich ein anderer Client aus der Ferne verbinden kann. Die Clients versuchen dann, eine direkte und von Ende zu Ende verschlüsselte Verbindung zu etablieren. Sollte dies nicht möglich sein, kommt der Relay-Server ins Spiel und die Clients kommunizieren mittelbar über diesen.
Für erste Gehversuche müssen Sie keine eigenen Server installieren. Das Projekt betreibt derzeit zwei kostenfrei verfügbare Serverinstanzen, eine davon in Deutschland. Wie bei den kommerziellen Anbietern setzt dies Vertrauen in die Betreiber der Server voraus. Daher empfiehlt sich beim produktiven Einsatz ein eigener Server. Möchten Sie RustDesk ausschließlich in einem internen Netz verwenden, können Sie alternativ ohne Server den direkten IP-Zugang nutzen. In diesem Fall kommunizieren die Clients allerdings unverschlüsselt. Ein Server ist somit die bessere Wahl. Doch werfen wir nun zunächst einen Blick auf die Funktionen der Clients, bevor wir uns unserem eigenen Server widmen.
Windows-Client installiert oder portabel
Unter Microsoft Windows haben Sie die Wahl, den RustDesk-Client zu installieren oder als portable Version zu verwenden. Die Webseite des Projekts verweist dazu auf die jüngste stabile Version des Clients im GitHub-Repository. Die portabel ausführbare Datei öffnet ihn direkt, bietet aber nachträglich auch die Möglichkeit der Installation mit einem Hinweis, dass die Installation hilft, eventuelle Probleme mit der Benutzerkontensteuerung (User Account Control, UAC) von Windows zu vermeiden.
Entscheiden Sie sich für die Installation, bietet Ihnen die Setuproutine optional an, den Pfad zur Installation zu ändern, und legt standardmäßig Verknüpfungen im Startmenü und auf dem Desktop an, die Sie auf Wunsch deaktivieren können. Ebenfalls per Default aktiv ist die Installation eines virtuellen Anzeigetreibers, mit dem RustDesk den Zugang zu Systemen ohne physisch angeschlossenen Monitor ermöglicht.
Sobald Sie den Client starten, nimmt er Kontakt zu den öffentlichen Servern des Projekts auf und meldet im unteren Bereich des Fensters "Bereit, für eine schnellere Verbindung richten Sie bitte Ihren eigenen Server ein". Der Hinweis leitet weiter auf die Webseite mit den Preisinformationen. Von dort gelangen Sie mit dem Link unter "Free Plan / Get Started" zur Installationsanleitung und den Download-Ressourcen auf GitHub.
Helfen und Hilfe suchen per ID oder IP-Adresse
Die Oberfläche weist Parallelen zu anderweitigen Fernwartungstools auf, sodass sich selbst weniger erfahrene Anwender schnell zurechtfinden. In der linken Fensterhälfte zeigt der Client die ID Ihres lokalen Systems und darunter das Passwort für den Zugriff eines externen Helfers. Sie können den Client ein neues, zufälliges Passwort würfeln lassen oder in den Einstellungen manuell ein beliebiges eigenes Passwort permanent festlegen. Der Client unterstützt Sie dabei, ein starkes Passwort zu wählen, und rät zu einer Mischung aus Groß- und Kleinbuchstaben, Ziffern sowie einer Länge von acht oder mehr Zeichen.
Auch die drei vertikalen Punkte führen zu den erweiterten Einstellungen, bis zur früheren Version 1.1.9 des Clients noch in Form eines Kontextmenüs, ab der von uns verwendeten Version 1.2.0 als separate Registerkarte mit mehreren Unterkategorien. Mit den erweiterten Einstellungen regeln Sie in der Kategorie "Sicherheit" die Berechtigungen für Remotesitzungen, aktivieren den direkten IP-Zugang und hinterlegen bei "Netzwerk" die Koordinaten eines eigenen Servers. Ist der direkte IPZugriff aktiv, können Sie den Client statt per RustDesk-ID über seine IP-Adresse erreichen, sofern eine direkte Netzwerkverbindung zum Hilfesuchenden möglich ist.
Im Hauptbereich des Fensters zur Rechten nehmen Sie Ihrerseits Kontakt zu anderen RustDesk-Clients auf. Im Feld "Entfernten Desktop steuern" tragen Sie dazu die ID der Gegenseite ein und starten wahlweise eine Dateiübertragung oder mittels "Verbinden" eine grafische Sitzung. In beiden Fällen benötigen Sie das Passwort der Gegenseite nur, sofern dort kein Mensch sitzt, um die eingehende Verbindungsanfrage zu akzeptieren.
Im Bereich darunter merkt sich RustDesk die letzten Sitzungen, die Sie entfernen oder aber Ihren persönlichen Favoriten hinzufügen können. Auf dem Register "Im LAN erkannt" zeigt der Client andere RustDesk-Clients im selben Netzsegment an, sofern Sie deren automatische Erkennung nicht in den Einstellungen deaktiviert haben. Der Reiter "Adressbuch" daneben erfordert eine Anmeldung mit Benutzernamen und Passwort. Dies ist jedoch den Nutzern der kostenpflichtigen Pro-Variante des selbst gehosteten Servers vorbehalten.
Sobald Sie eine Verbindung starten, sieht der Hilfesuchende auf der Gegenseite ein Popup-Fenster mit Ihrem lokalen Benutzernamen, Ihrer RustDesk-ID sowie den aktiven Berechtigungen. Standardmäßig sind dies die Verwendung von Tastatur und Maus, die Nutzung der Zwischenablage, der bidirektionale Dateitransfer, die Übertragung von Audio-Signalen sowie TCP-Tunneling, Neustart aus der Ferne und die Aufzeichnung der Sitzung.
Der Hilfesuchende kann die Anfrage ablehnen oder akzeptieren. In letzterem Fall kommt auch ohne Übermittlung des Passworts die Verbindung zustande. Bei laufender Verbindung bleibt das Popup-Fenster aktiv. Ein Hilfesuchender kann die Sitzung darüber jederzeit beenden sowie laufend einzelne Berechtigungen entziehen oder wieder erteilen.
Fernzugriff mit vielfältigen Optionen
Ist der Verbindung etabliert, zeigt die obere Leiste des Fensters die ID der Gegenseite an. Das Icon davor weist auf die Art der Verbindung hin, die Sie auch im Klartext erfahren, wenn Sie den Mauszeiger über das Symbol bewegen. Ein grüner Schild mit einem Haken darin entspricht einer direkten und verschlüsselten Verbindung (Bild 1). Ein grüner Schild mit einem kreisförmigen Pfeil darin zeigt eine vermittelte und verschlüsselte Verbindung an, die indirekt über einen Relay-Server läuft. Der rote Schild mit einem X darin repräsentiert eine unverschlüsselte Verbindung per direktem IP-Zugang.
Über die weiteren Schaltflächen in der mittleren Dropdown-Leiste wechseln Sie zwischen Fenster- und Vollbild-Modus, öffnen Textchat oder Sprachanruf mit der Gegenseite sowie die bidirektionale Dateiübertragung. Die Dateitransfers wickelt RustDesk über ein eigenes Fenster mit dreispaltigem Layout ab. Zwei Spalten stellen dabei die lokalen und entfernten Laufwerke dar, die dritte Spalte listet die durchgeführten Transfers (Bild 2).
Der Client unterstützt zudem einen direkten TCP-Tunnel, mit dem Sie einen Port Ihrer lokalen Maschine auf einen Port der Zielmaschine abbilden. Mit weiteren Optionen sperren Sie den Computer auf der Gegenseite oder senden die Kombination Strg+Alt+Entf, um den entfernten Computer wieder zu entsperren. Letzteres funktioniert allerdings nur, wenn es sich beim Client auf dem entfernten Computer um die installierte und nicht die portable Variante handelt, da nur der installierte Client mit der UAC harmoniert.
Optional blockieren Sie den entfernten Rechner für lokale Benutzereingaben und heben diese Sperre wieder auf. Das Bildschirm-Symbol beeinflusst Darstellung und Qualität der Remotesitzung. So stellen Sie die Sitzung wahlweise in originaler Auflösung oder skaliert dar und wählen zwischen ausgeglichener, auf Qualität oder Reaktionszeit optimierter Kompression. Je nach verfügbarer Bandbreite führt Letztere zu sichtbaren Fragmenten. Für die Fernsteuerung unbeaufsichtigter Zielsysteme ist praktisch, dass RustDesk das Ziel auf Wunsch nach Sitzungsende automatisch sperrt. Im Gegenzug können Sie das Betriebssystem-Passwort in Rust-Desk speichern, um das Ziel bei erneuter Verbindung automatisch zu entsperren.
Wege zum eigenen Server
Den Betrieb eines selbstgehosteten Servers unterstützt RustDesk in mehreren Varianten, wahlweise mit oder ohne Container-Manager [4]. Kleinere Unternehmen und ambitionierte Privatnutzer dürfen sich darüber freuen, dass der RustDesk-Server in Verbindung mit Docker auf NAS-Systemen des Herstellers Synology läuft. Die Onlinedokumentation führt durch die Inbetriebnahme mit wenigen Handgriffen über die Weboberfläche des Synology Disk Station Managers (DSM) ganz ohne Shell-Zugriff.
Wir haben unsere eigenen Instanzen unter Microsoft Windows Server 2022 und Ubuntu 20.04 LTS (Focal Fossa) erprobt. Das Vorgehen unter Linux sollte aber unter jeder Distribution mit Debian-Unterbau funktionieren.
Loslegen mit Linux
Bringen Sie das Linux-System nach Bedarf zunächst auf den aktuellen Stand:
sudo apt update
sudo apt upgrade
Im nächsten Schritt folgen Sie der Empfehlung der RustDesk-Dokumentation und aktivieren sowie konfigurieren die Firewall:
sudo ufw allow 22/tcp
sudo ufw allow 21115:21119/tcp
sudo ufw allow 21116/udp
sudo ufw allow 8000/tcp
sudo ufw enable
Der erste Befehl sorgt dafür, dass Sie auch mit aktiver Firewall noch per SSH zugreifen können und sich nicht versehentlich aussperren. Die folgenden drei Zeilen öffnen die nötigen Ports für die Server-Komponenten von RustDesk. Dabei ist der TCPPort 8000 des minimalistischen Go HTTP File Servers (gohttpserver) optional. Sie benötigen ihn nur, wenn Sie die automatisch generierten Skripte zur Clientinstallation nutzen möchten, auf die wir gleich zurückkommen werden. Da der Webserver unverschlüsselt per HTTP kommuniziert, empfehlen wir, ihn nicht frei im Internet zu veröffentlichen und die Installationsskripte bei Bedarf auf anderem Wege zu Ihren Clients zu transportieren.
Erlauben Sie die übrigen Ports auch auf anderweitigen Firewalls ihres lokalen Netzes oder Cloudproviders, die Ihren Server schützen. Nun laden Sie das RustDesk-Installationsskript [5] herunter, aktivieren es und führen es aus:
Im ersten Schritt fragt das Skript, ob Sie den Server basierend auf seiner IP-Adresse oder seinem DNS-Namen installieren möchten. Entscheiden Sie sich für Letzteres, geben Sie im folgenden Schritt den DNS-Namen ein. Daraufhin bietet der Setupassistent an, den gohttpserver einzurichten.
Abschließend gibt die Setuproutine den öffentlichen Schlüssel des RustDesk-Servers und das Passwort des Benutzers "admin" zum Zugriff auf den Webserver aus. Speichern Sie diese Informationen zur späteren Verwendung. Möchten Sie Ihren RustDesk-Server aktualisieren, gelingt dies analog zur Installation:
Alternativ zum Skript beschreibt die Online-Dokumentation die manuelle Installation mittels Docker-Compose oder ohne Docker mithilfe des Prozessmanagers für Node.js-Anwendungen "pm2".
Server unter Windows aufsetzen
Für Windows führt die Dokumentation ebenfalls durch die manuelle Einrichtung in Verbindung mit pm2 oder dem Non-Sucking Service Manager (NSSM). Im Rahmen unseres Tests stellte sich allerdings heraus, dass die Entwicklung der Software an dieser Stelle der Dokumentation voraus war und manuelle Eingriffe unter Windows inzwischen nicht mehr nötig sind.
Laden Sie einfach das ZIP-Archiv mit dem aktuellen Setuppaket für Windows herunter [6]. Die Setuproutine installiert die Serverkomponenten im Pfad "C:\Program Files\RustDeskServer" und platziert Verknüpfungen zur grafischen Oberfläche auf dem Desktop sowie im Startmenü. Öffnen Sie das GUI und wählen Sie aus der Menüleiste "Service / Start". Der Server registriert daraufhin automatisch die Dienste hbbr und hbbs im System, setzt deren Starttyp auf "Automatisch" und startet die Dienste auch sofort.
Beim ersten Start generiert der RustDesk-Server einen öffentlichen und einen privaten Schlüssel für den Client-Zugriff und legt beide unter "C:\Program Files\Rust-DeskServer\bin" ab. Öffnen Sie die Datei mit der Endung "PUB" und speichern Sie den enthaltenen String zur Konfiguration Ihrer Clients.
Die zum Zeitpunkt unseres Tests aktuelle Serverversion 1.1.8 hatte der Firewall von Windows zwar eingehende Regeln auf Basis der beiden Programmdateien des RustDesk-Servers hinzugefügt. Der Clientzugriff wollte aber dennoch nicht funktionieren. Ergänzen Sie in diesem Fall eingehende Regeln auf Basis der zuvor genannten TCP- und UDP-Ports. Der Server ist damit bereit für Verbindungen. Doch wie finden nun die Clients den Weg zu Ihrem eigenen Server?
Client und Server zusammenbringen
Rufen Sie in der Oberfläche des Clients über die drei vertikalen Punkte neben der ID die erweiterten Einstellungen auf. Für Clients bis zur Version 1.1.9 wählen Sie aus dem Kontextmenü die Option "ID/Verbindungsserver". Ab der Version 1.2.0 finden Sie die passenden Optionen auf der Registerkarte "Einstellungen" und dort im Bereich "Netzwerk".
Sofern hbbs und hbbr auf ein und demselben Server laufen, reicht es, wenn Sie im Feld "ID Server:" die IP-Adresse oder den DNS-Namen Ihres Servers eintragen. Obligatorisch ist weiterhin der öffentliche Schlüssel des Servers im Feld "Key:". Sobald Sie die Einstellungen übernommen haben, sollte der Status des Clients in der Fußzeile des Fensters schlicht auf "Bereit" ohne den Hinweis auf die Vorteile eines eigenen Servers wechseln.
Möchten Sie manuellen Aufwand für die Verteilung von Adresse und Schlüssel an alle Nutzer sowie die Konfiguration der Clients vermeiden, bietet RustDesk mehrere Möglichkeiten, das Ganze zu vereinfachen. Der Linux-Server liefert mit dem optionalen gohttpserver unter "http://<Ihr-Server>:8000" ein Shell-Skript für Linux und ein PowerShell-Skript für Windows (Bild 3). Beide installieren auf den jeweiligen Plattformen automatisch den Rust-Desk-Client mit passenden Voreinstellungen für Ihren Server.
Unter Windows bauen Sie alternativ Server und Schlüssel in den Dateinamen des portablen Clients ein. Das führt allerdings zu sehr langen Dateinamen, wie etwa "rustdesk-host=rustdesk.example.com,key=NuM+BiGuXbbiDjKkPtyiyPOVYkW+f7Um+XLNzQw=.exe". Für Linux, macOS und die mobilen Plattformen bleibt nur die manuelle Konfiguration.
Clients selbst gebaut
Alternativ dazu können Sie die Clientsoftware aus den Quellen selbst kompilieren. Die Entwicklerdokumentation beschreibt das Vorgehen zur Inbetriebnahme der nötigen Werkzeuge auf verschiedenen Plattformen. Ganz ohne lokale Werkzeuge oder Programmierkenntnisse führen Git-Hub Actions [7] zum eigenen Client, einen kostenlosen GitHub-Account vorausgesetzt. Hierbei erstellen Sie im Git-Hub-Webfrontend einen Fork des Rust-Desk-Projekts, hinterlegen Namen oder Adresse Ihres Servers sowie dessen öffentlichen Schlüssel im Repository und starten dann eine GitHub-Action.
Die Action erzeugt automatisch Clientpakete, die den Server und öffentlichen Schlüssel Ihres Servers vorkonfiguriert enthalten. Zu beachten ist dabei allerdings, dass der Vorgang mit begrenzten Ressourcen auskommen muss und durchaus mehrere Stunden dauern kann. Weiterhin ist der Fork öffentlich erreichbar. Ein privates Repository begrenzt die Anzahl an Build-Vorgängen pro Monat, sodass Sie nach Bedarf auf ein kostenpflichtiges Konto wechseln müssen.
Selbst dann sind aber die Felder für Server und Schlüssel in der Konfiguration des Clients für Endanwender im Klartext sichtbar. Jeder Nutzer, der diese Informationen kennt, kann dann folglich Ihren Server mitverwenden. Die Zugriffsbeschränkung mit Hilfe von Benutzernamen nebst Passwort bietet nur die Pro-Version des Servers.
Fazit
RustDesk erweist sich als leistungsstarkes Werkzeug, um technische Probleme aus der Ferne zu lösen. Es positioniert sich damit als nützliche und noch dazu kostenfreie Alternative zu kommerziellen Tools für den Remotesupport. RustDesk ist plattformübergreifend kompatibel und unterstützt Windows, macOS, Linux sowie mobile Endgeräte. Die Optionen des Clients lassen im praktischen Einsatz kaum Wünsche offen. Und mit den zahlreichen Varianten zum Betrieb eines eigenen Servers behalten Sie das System komplett im eigenen Hoheitsbereich. Eine Beschränkung des Zugriffs, sodass nur authentifizierte sowie autorisierte Benutzer Ihren öffentlich erreichbaren Server verwenden können, setzt allerdings einen der kostenpflichtigen Pro-Tarife voraus.