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2024

05

2024-04-29T12:00:00

Zero Trust

PRAXIS

047

Client

ChromeOS

Chromebooks im praktischen Einsatz

Plus an Leistung

von Dr. Christian Knermann

Veröffentlicht in Ausgabe 05/2024 - PRAXIS

Google erweitert die Spezifikation von Hardware für das hauseigene Betriebssystem ChromeOS. Neue Chromebooks mit dem zusätzlichen Label "Plus" verfügen über eine gehobene Ausstattung, mehr Leistung und einige KI-Funktionen. Auch diverse bereits existierende Modellreihen profitieren davon. Neuerungen betreffen zudem die Integration von Microsoft 365. Wir stellen die Funktionen vor und unterstützen beim praktischen Einsatz von ChromeOS.

Besonders kleine und sehr kleine Unternehmen müssen mit wenig, wenn nicht sogar überhaupt keinem eigenen IT-Personal auskommen. Wie praktisch wären in einer solchen Situation Endgeräte, die ohne umfangreiche Pflege und Updatereigen auskommen sowie resistent gegen Viren sind. Hier wil Google mit seinem Betriebssystem ChromeOS punkten, das zunächst vor allem im Bildungssektor Verbreitung gefunden hat, inzwischen jedoch auch in Unternehmen als schlanke und wartungsarme Alternative zu herkömmlichen Clients Einzug hält.
Fokus auf Webanwendungen
Das Betriebssystem basiert auf dem freien ChromiumOS, das Google um einige proprietäre Komponenten ergänzt. Die Plattform ist somit eng mit dem Ökosystem von Google verbunden und erwartet die Anmeldung mit einem Google-Account. Ohne einen solchen Login startet ein Chrome- book lediglich eine nicht-persistente Gastsitzung, die nicht viel mehr als den Webbrowser bietet und bei der Abmeldung alle Einstellungen, den Browserverlauf sowie die Downloads wieder vergisst.
Einzelnen Anwendern genügt ein kostenfreier persönlicher Google-Account, im Unternehmen verwalten Sie Geräte mithilfe der webbasierten Google Admin Console, was pro Gerät jeweils eine Enterprise-Lizenz voraussetzt, auf die wir gleich zurückkommen. Im Detail hatten wir ChromeOS, seiner Architektur und Verwaltung im Unternehmen bereits einen früheren Beitrag gewidmet [1].
Besonders kleine und sehr kleine Unternehmen müssen mit wenig, wenn nicht sogar überhaupt keinem eigenen IT-Personal auskommen. Wie praktisch wären in einer solchen Situation Endgeräte, die ohne umfangreiche Pflege und Updatereigen auskommen sowie resistent gegen Viren sind. Hier wil Google mit seinem Betriebssystem ChromeOS punkten, das zunächst vor allem im Bildungssektor Verbreitung gefunden hat, inzwischen jedoch auch in Unternehmen als schlanke und wartungsarme Alternative zu herkömmlichen Clients Einzug hält.
Fokus auf Webanwendungen
Das Betriebssystem basiert auf dem freien ChromiumOS, das Google um einige proprietäre Komponenten ergänzt. Die Plattform ist somit eng mit dem Ökosystem von Google verbunden und erwartet die Anmeldung mit einem Google-Account. Ohne einen solchen Login startet ein Chrome- book lediglich eine nicht-persistente Gastsitzung, die nicht viel mehr als den Webbrowser bietet und bei der Abmeldung alle Einstellungen, den Browserverlauf sowie die Downloads wieder vergisst.
Einzelnen Anwendern genügt ein kostenfreier persönlicher Google-Account, im Unternehmen verwalten Sie Geräte mithilfe der webbasierten Google Admin Console, was pro Gerät jeweils eine Enterprise-Lizenz voraussetzt, auf die wir gleich zurückkommen. Im Detail hatten wir ChromeOS, seiner Architektur und Verwaltung im Unternehmen bereits einen früheren Beitrag gewidmet [1].
Zentraler Bestandteil des Betriebssystems ist der Browser Google Chrome, der die Basis für die meisten Anwendungen sowie sämtliche Systemeinstellungen bildet. Wenig überraschend harmoniert ChromeOS bestens mit den webbasierten Anwendungen von Google Workspace [2]. Doch ChromeOS ist heutzutage mehr als nur eine schlanke Plattform für den Browser. Native Erweiterungen aus dem Chrome Web Store erweitern dessen Funktionalität. Darüber hinaus können Sie zahlreiche Android-Apps sowie Progressive Web Apps (PWA) aus dem Google-Play-Store nutzen. Die Grenzen sind hier fließend und immer mehr App-Entwickler wechseln von nativen Android-Apps zu schnelleren und ressourcenschonenden PWA, die noch dazu plattformübergreifend funktionieren.
Abseits vom offiziellen Play-Store bieten inzwischen auch diverse Webseiten die Option, sie direkt als PWA zu installieren. Beherrscht eine Webseite dies, erscheint rechts in der Adressleiste des Browsers das Symbol eines Monitors mit einem nach unten weisenden Pfeil, das die Seite als App verankert. Das Icon der Seite findet sich daraufhin im Launcher des Betriebssystems, von wo Sie die Anwendung in der Startleiste anpinnen und auch wieder deinstallieren können. Weiterhin macht sich eine so integrierte PWA auf Wunsch mittels Push-Nachrichten bemerkbar.
Bild 1: Ein Chromebook Plus optimiert Videokonferenzen nicht nur in Google Meet, auch Zoom oder Teams profitieren.
Linux, in Grenzen auch Windows
Zu guter Letzt erweitert die Linux-Entwicklungsumgebung den Funktionsumfang. Die setzt unter der Haube auf Container-Virtualisierung sowie die Linux-Distribution Debian und führt Shell- sowie grafische Linux-Anwendungen aus [3].
Mithilfe der Laufzeitumgebung WINE oder deren kommerziellen Variante CrossOver von CodeWeavers laufen in Grenzen auch Windows-Applikationen unter ChromeOS. Die zentrale Verwaltung per Google Admin Console vorausgesetzt, können Unternehmen zudem mithilfe von Parallels Desktop for ChromeOS komplette Windows-VMs verteilen und ausführen. Letzteres würde aber zum einen den Umfang dieses Artikels sprengen und zum anderen die Vorteile von ChromeOS beim Clientmanagement konterkarieren.
ChromeOS positioniert sich somit vor allem als schlanke Alternative für Unternehmen, die eine weborientierte Arbeitsweise pflegen und ohne proprietäre Software auf Basis von Windows auskommen. Da es ganz ohne Windows oftmals doch nicht geht, empfiehlt sich ChromeOS alternativ zur lokalen Ausführung als Thin Client für zentral mit Mitteln von Microsoft, Citrix oder VMware bereitgestellte Windows-Applikationen und -Desktops.
Security by Design
Anwender profitieren von der Geschwindigkeit und dem auf ein Minimum reduzierten Wartungsaufwand. ChromeOS startet in der Regel in weniger als zehn Sekunden und auch Updates des Betriebssystems dauern nicht viel länger. Dies liegt an der besonderen Architektur des Systems. Es arbeitet mit einer primären sowie einer Backuppartition. Letztere dient auch als Basis für Updates des Betriebssystems. Steht ein Update an, installiert ChromeOS es im Hintergrund in die Backuppartition. Beim nächsten Neustart tauschen beide Partitionen die Rollen. Die Backuppartition wird aktiv und startet das Betriebssystem, während die bisherige primäre Partition nun zur Backuppartition wird und auf das nächste Update wartet. Dann beginnt das Spiel von vorn.
Dreh- und Angelpunkt der Informationssicherheit ist dabei ein Chip namens "Titan C", der über die Funktionalität eines Trusted Platform Modules in herkömmlichen Clients hinausgeht. Der Titan-Chip fungiert als Wurzel der Sicherheit (Root-of-Trust) und wacht darüber, dass Firmware, Kernel, Betriebssystem und Browser nur laden, wenn ihre Signaturen den von Google online bereitgestellten Hash-Werten entsprechen. Sollte dies nicht der Fall sein und somit auf eine potenzielle Kompromittierung hinweisen, startet das System aus der Backuppartition.
Auch im laufenden System legt ChromeOS großen Wert auf Sicherheit und schottet Apps, Browser-Tabs sowie alle Domains innerhalb der Tabs mittels Sandboxing voneinander ab. Nur innerhalb der Linux-Entwicklungsumgebung greift dieses Sicherheitsmodell nicht, alle Anwendungen innerhalb des Linux-Containers teilen sich einen gemeinsamen Sicherheitskontext. Der Container ist aber vom übrigen Betriebssystem und allen Apps isoliert. So gilt ChromeOS bislang als virenfrei und kommt ohne besondere Antimalware-Software aus.
Vielfältiges Angebot an Geräten
Bot Google zunächst mit dem Chromebook Pixel sowie mehreren Geräten mit dem Label Pixelbook eigene Hardware, hat der Konzern diese zwischenzeitlich eingestellt und arbeitet mit diversen Drittanbietern, wie etwa Acer, Asus, HP oder Lenovo, zusammen. Diese liefern eine beeindruckende Vielfalt an Hardware in verschiedenen Bauformen. Neben als Chromebooks bezeichneten Notebooks, Tablets und Convertibles finden Sie am Markt unter dem Begriff Chromebox kompakte Desktop-Geräte sowie in Monitore integrierte All-in-One-Systeme, auch Chromebase genannt.
Allen Geräten gemeinsam ist, dass die Hersteller sich strikt an Googles Spezifikation halten müssen. Die sieht vor, dass Hardware und Betriebssystem eng verknüpft sind und alle ab Werk mit ChromeOS ausgelieferten Geräte den Titan-Chip und eine einheitliche Firmware verwenden. Im Gegensatz etwa zur Windows-Welt gibt es nur das einheitliche Betriebssystem unter der Hoheit von Google und keine herstellerspezifischen Treiber. Das reduziert die Angriffsfläche der Systeme und sorgt dafür, dass alle Geräte unmittelbar von ChromeOS-Updates profitieren, sobald Google diese veröffentlicht, was analog zum Entwicklungstempo des Browsers Chrome mindestens alle vier Wochen der Fall ist. Googles Richtlinie für ChromeOS-Geräte sieht vor, dass diese ab Markteinführung des jeweiligen Modells zehn Jahre lang Updates erhalten [4].
Der Markt hält ChromeOS-Geräte für nahezu jeden Anwendungsfall und Geldbeutel bereit. Das Spektrum beginnt bei sehr günstigen Einsteigergeräten mit ARM-Prozessoren, die sich für Front-line-Worker, also Anwender in Produktion, Shops, Logistik sowie Service oder als Kiosk- und Digital-Signage-System empfehlen. Mehr Leistung versprechen Modelle mit Prozessoren von Intel und AMD auf Basis der x86-64-Architektur. Mit einem Leitfaden hilft Google Partnern und Unternehmenskunden bei der Orientierung und der Auswahl passender Geräte je nach Einsatzzweck [5].
Spezifikation mit "Plus"
Zunächst unter dem Arbeitstitel "Chromebook X", final dann unter dem Label "Chromebook Plus", hatte Google bereits im vergangenen Jahr eine erweiterte Spezifikation mit etwas höheren Mindestanforderungen für leistungsfähigere Systeme und passend dazu eine Variante von ChromeOS mit Zusatzfunktionen veröffentlicht.
Ein Gerät, das die Bezeichnung Chromebook Plus tragen möchte, muss neben einem Titan-Chip mindestens einen Prozessor des Typs Intel Core i3 in der zwölften Generation oder einen aus der AMD-Ryzen-3-5000-Serie mitbringen. Weiterhin sieht die Spezifikation mindestens 8 GByte Hauptspeicher sowie 128 GByte oder mehr SSD-Storage vor. Zudem verlangt Google ein Display mit einer Auflösung ab Full-HD aufwärts. Auch die eingebaute Webcam muss mindestens eine Full-HD-Auflösung und zudem Temporal Noise Reduction (TNR) bieten, um unterstützt durch künstliche Intelligenz die Bildqualität von Videokonferenzen bei schlechten Lichtverhältnissen zu optimieren.
Steht die Beschaffung neuer Geräte an, begegnen Ihnen mit "Plus" und "Enterprise" gleich zwei Label, die einzeln oder in Kombination auftreten können. Die Bezeichnung Plus ist an die Hardware gekoppelt. Den Zusatz Enterprise tragen zwar in der Regel ebenfalls Geräte am oberen Ende des Leistungsspektrums, die Bezeichnung weist aber nicht auf konkrete Ausstattungsmerkmale hin. Sie bedeutet nur, dass ein solches Device bereits ab Werk ein freigeschaltetes Chrome-Enterprise-Upgrade mitbringt – also die Lizenz, mit der Sie das Gerät ohne weitere Kosten in die zentrale Verwaltung der Google Admin Console einbinden. Sie können aber jedes beliebige Chrome-Gerät auch nachträglich mit einem Enterprise-Upgrade in Form einer jährlichen Mietlizenz ausstatten [6].
Kurz zusammengefasst, rüsten Sie sich mit einem Chromebook Plus Enterprise bestens für den Einsatz im Unternehmen. Alternativ orientieren Sie sich an der Bezeichnung Chromebook Plus, da dies die aktuell optimale Hardwareausstattung garantiert. Um in den Genuss der neuen Plus-Funktionen zu kommen, müssen Sie jedoch nicht zwingend ein neues Chromebook mit diesem Schriftzug auf dem Gehäusedeckel erwerben. Auch einige ältere Geräte, die der erweiterten Spezifikation genügen, erhalten die Plus-Variante von ChromeOS nachträglich per Update [7].
Exklusiv für Plus-Geräte
Die Unterschiede zu einem Chromebook ohne Plus machen zunächst nur subtil auf sich aufmerksam. So gibt sich ein Gerät mit den erweiterten Funktionen bereits im Splash-Screen beim Booten als Chromebook Plus zu erkennen. Zudem bringt das Plus-Upgrade einen neuen dynamischen Bildschirmhintergrund mit, dessen Grafik und Farben sich automatisch der Tageszeit anpassen. Geht dies maximal als nette Spielerei durch, stiftet der exklusiv den Plus-Geräten vorbehaltene Videofilter echten praktischen Mehrwert.
Google nutzt die TNR-Funktionen der integrierten Webcam, um in Videokonferenzen mit zwei wählbaren Stufen den Hintergrund weichzuzeichnen, Geräusche zu unterdrücken und die Belichtung zu verbessern. Das Besondere dabei ist, dass diese Funktionen nicht der hauseigenen Plattform Google Meet vorbehalten sind. Die Videofilter erreichen Sie unabhängig von der eingesetzten Software zur Videokommunikation über die Startleiste von ChromeOS. So können Sie die Funktionen etwa auch in Microsoft Teams oder Zoom nutzen (Bild 1).
Die App Google Fotos wartet mit grundlegenden Funktionen zur Bildbearbeitung auf. Plus-Geräte erhalten zusätzlich KI-gestützte Bearbeitungsfunktionen wie den magischen Radierer, den Google zuerst auf den hauseigenen Android-Smartphones vorgestellt hatte. Bei der ersten Verwendung installiert ChromeOS weitere Bearbeitungstools nach, die aber nur einige MByte lokalen Speicher belegen. Der Radierer entfernt anschließend unerwünschte Elemente aus Bildern und füllt die jeweiligen Flächen stattdessen mit KI-generierten Inhalten. Weiterhin halten in der Fotos-App zusätzlich erweiterte Bearbeitungsfunktionen Einzug, wie ein nachträgliches Bokeh oder ein Pseudo-HDR-Effekt, der Helligkeit und Kontrast verbessert.
Einfache Schritte der Bildbearbeitung erledigt ein Chromebook somit ohne den Einsatz von Zusatzsoftware. Sollten Ihnen diese Funktionen nicht ausreichen, können Sie inzwischen auch Software von Adobe auf Chromebooks nutzen, die bislang in Form ausgewachsener Anwendungen herkömmlichen Desktops vorbehalten war. So bietet Adobe mit der Webversion von Photoshop, der App Adobe Express Premium sowie der generativen AI-Engine Adobe Firefly Funktionen für anspruchsvollere Grafiken. Um diese Optionen zu nutzen, benötigen Sie nicht zwingend ein Chromebook Plus. Das generative Füllen von Bildinhalten in der Browservariante von Photoshop funktioniert auch auf Geräten ohne Plus-Zusatz. Allerdings entstehen hierbei zusätzliche Kosten für ein passendes Abo von Adobe, das Sie lediglich befristet zur Markteinführung von Chromebook-Plus-Geräten als dreimonatiges Probeabo kostenlos erhielten.
Ebenfalls Plus-Geräten vorbehalten und ohne weitere Kosten nutzbar ist eine neue Funktion des Dateimanagers. Mithilfe der "Dateisynchronisierung", zu finden in den Systemeinstellungen unter "Erweitert / Dateien / Google Drive", synchronisieren Plus-Geräte auf Wunsch alle Daten aus dem Ordner "Meine Ablage" in Google Drive zur Offlinenutzung. Unabhängig davon können Sie jedoch auch Dateien außerhalb von "Meine Ablage" manuell zur Verwendung offline synchronisieren [8]. Das funktioniert, genügend lokalen Speicherplatz vorausgesetzt, grundsätzlich auch auf Geräten, die nicht die Plus-Spezifikation erfüllen.
Ein Chromebook Plus wartet somit bereits mit einigen nützlichen Zusatzfunktionen auf. Weitere künftige Möglichkeiten hatte Google nur angekündigt, bis zum Redaktionsschluss jedoch noch nicht realisiert. Dazu zählen ein KI-basierender Schreibassistent sowie KI-generierte Hintergründe, die ebenfalls unabhängig von der eingesetzten Videokonferenz-Software funktionieren sollen.
Bild 2: Microsoft 365 verankert sich als App in ChromeOS, eine Funktion von Google sorgt für die Integration von OneDrive im Dateimanager.
Microsoft 365 integrieren
Selbst wenn Chromebooks optimal mit den Office-Apps von Google Workspace zusammenspielen, bestimmt in vielen Unternehmen immer noch das Office-Paket aus dem Hause Microsoft den Alltag. Dessen Integration mit ChromeOS ist unabhängig davon, ob Sie Chromebooks mit oder ohne Plus einsetzen. Allerdings war das Verhältnis von Microsoft zu ChromeOS bislang eher ambivalent und von mehreren Kurswechseln geprägt.
Liefen die Android-Apps der klassischen Office-Anwendungen Outlook, Word, Excel und PowerPoint aus dem Google Play-Store ursprünglich auch unter ChromeOS, hatte Microsoft den Support für Googles Betriebssystem bereits im Jahr 2021 wieder zurückgezogen und stattdessen auf die Web-Apps im Browser verwiesen. Dies ist insoweit verschmerzbar, als dass der im Vergleich zum ausgewachsenen Office unter Windows und macOS reduzierte Funktionsumfang der Onlineanwendungen im Browser weitestgehend dem Funktionsumfang der mobilen Apps unter Google Android und Apple iOS entspricht.
Um möglichst einfachen Zugriff und eine Integration mit dem Dateimanager kümmerte sich Microsoft dann zunächst mit einer schlicht "Microsoft 365" betitelten nativen Browsererweiterung für den hauseigenen Browser Edge sowie Google Chrome. Diese sorgte unter ChromeOS dafür, dass Sie die Dateitypen von Microsoft Office direkt aus dem Dateimanager per "Öffnen mit ..." in den entsprechenden Web-Apps bearbeiten und diese Aktion sogar als Standard konfigurieren konnten.
Allerdings öffnete die Erweiterung die Dateien nicht an Ort und Stelle, sondern lud im Hintergrund Kopien der jeweiligen Dateien in Microsoft OneDrive hoch, um sie von dort zu öffnen.
Auch die Browsererweiterung ist inzwischen Geschichte, da Microsoft deren Support bereits im Januar dieses Jahres eingestellt hat [9]. Ihre grundlegenden Funktionen bleiben jedoch unter ChromeOS auf anderen Wegen erhalten. Melden Sie sich dazu im Browser Chrome an der Übersichtsseite "office.com" an. Rechts in der Adressleiste des Browsers erscheint daraufhin das Symbol zum Einrichten als PWA mit dem erklärenden Text "Microsoft 365 installieren".
Ein Klick darauf richtet die Startseite von office.com als App im Launcher von ChromeOS ein. Sie können das Icon der App zusätzlich in der Startleiste anpinnen und darüber die Übersichtsseite von Office in einem separaten Fenster ohne die Tabs oder Adressleiste des Browsers Chrome aufrufen. Alle Office-Anwendungen, wie Outlook, Word, Excel, PowerPoint oder auch Teams, laden aber wieder außerhalb dieses Fensters als Tabs des Chrome-Browsers.
Dateimanager mit OneDrive verbinden
Auch für die Integration von OneDrive mit dem Dateimanager gibt es eine Lösung. Bis zum Redaktionsschluss für diese Ausgabe versteckte Google die Funktion allerdings noch in den Chrome-Flags, also den experimentellen Einstellungen von Browser und Betriebssystem. Rufen Sie die URL "chrome://flags" auf und suchen Sie nach der Funktion "Enable Office files upload workflow". Alternativ führt die URL "chrome://flags#upload-office-to-cloud" direkt zum Ziel.
Ändern Sie den Wert dieser Option von "Default" auf "Enabled" und starten Sie ChromeOS neu. Daraufhin benötigen Sie im Dateimanager von ChromeOS eine beliebige Office-Datei, etwa ein Word-Dokument des Typs DOCX. Ein Rechtsklick auf die Datei bringt im Kontextmenü und dort im Untermenü des Punkts "Öffnen mit ..." den Eintrag "Microsoft 365" zum Vorschein. Wählen Sie diesen, hilft Ihnen ein Assistent bei der Einrichtung von Microsoft 365 zum Öffnen von Dateien und der Integration von One-Drive in den Dateimanager.
Falls noch nicht geschehen, melden Sie sich an Microsoft 365 an. Im nächsten Schritt fordert die Anwendung "Connect OneDrive ChromeOS" von Google Berechtigungen innerhalb Ihres Microsoft-Tenants an, die Sie im Namen Ihrer Organisation gewähren (Bild 2). Damit ist die Funktionalität ähnlich Microsofts früherer Chrome-Erweiterung wiederhergestellt. Auch die neue Form der Integration öffnet lokal oder in Google Drive gespeicherte Dokumente nicht unmittelbar in den Webapps von Microsoft, sondern lädt zunächst Kopien davon in OneDrive hoch.
Zusätzlich erscheint Microsoft OneDrive als separate Ordnerstruktur in der Seitenleiste des Dateimanagers von ChromeOS, sodass Sie komfortabel bidirektional Daten zwischen OneDrive, Google Drive und dem lokalen Speicher von ChromeOS austauschen können. Im Gegensatz zu Google Drive bietet die OneDrive-Integration allerdings noch keine Offline-Funktion. Hier bleibt zu hoffen, dass Google diese noch nachrüstet.
Fazit
Chromebooks positionieren sich als schlanke und sichere Alternative zu herkömmlichen Endgeräten. Die zentrale Verwaltung per Google Admin Console sorgt für einen schlanken Wartungsaufwand. Der Markt bietet ein breites Spektrum an Modellen für verschiedene Anwendungsfälle. Dabei erkennen Sie die leistungsfähigsten Geräte am neuen Label "Chromebook Plus".
Mit den bislang verfügbaren Funktionen bieten Plus-Geräte bereits jetzt einen Mehrwert, setzen sich aber noch nicht so deutlich von Geräten ohne Plus ab, dass Letztere damit automatisch zum alten Eisen gehören. Wenn Sie also bereits ein Chromebook Ihr Eigen nennen, das die Aufgaben des Alltags tadellos bewältigt, besteht kein unbedingter Zwang zum Umstieg. Wenn aber eine Neubeschaffung ansteht, bietet das Plus-Label eine gute Orientierung, mit der Sie sich zukunftssicher aufstellen und für noch kommende Neuerungen bei ChromeOS bestens gerüstet sind.
(ln)
Link-Codes
[1] Google Chrome OS im Unternehmen verwalten, IT-Administrator 05/2021: https://www.it-administrator.de/heftarchiv-article?xv_article=ADMIN_2021_05_043&issue=052021&toc=2021-05
[3] Linux-Anwendungen unter Windows 10 und Chrome OS nutzen, IT-Administrator 07/2021: https://www.it-administrator.de/heftarchiv-article?xv_article=ADMIN_2021_07_072&issue=072021&toc=2021-07
[4] ChromeOS-Richtlinien für automatische Updates: https://support.google.com/chrome/a/answer/6220366?hl=de
[6] Upgrades für ChromeOS-Geräte erwerben: https://support.google.com/chrome/a/answer/7613771?hl=de
[7] Voraussetzungen für Chromebook Plus-Betriebssystemupdates: https://support.google.com/chromebook/answer/14128000?hl=de
[8] Google-Drive-Dateien offline auf Chromebooks verwenden: https://support.google.com/chromebook/answer/2809731?hl=de