»Es ist faszinierend, all diese Entwicklungen mitzuerleben«
Redaktion IT-Administrator
Veröffentlicht in Ausgabe 09/2024 - AKTUELL
Gemeinsam haben die drei Redakteure des IT-Administrator mehr als 50 Jahre am monatlichen Magazin für professionelle System- und Netzwerkadministration gearbeitet. Im Interview verraten Daniel Richey, John Pardey und Lars Nitsch, wie sie diese Zeit erlebt haben, was den IT-Administrator besonders macht und warum das Redakteursleben auch nach so langer Zeit spannend bleibt.
IT-Administrator: Daniel, du bist der dienstälteste Redakteur und seit fast 20 Jahren beim IT-Administrator. Wie hat sich die IT-Branche in der Zeit verändert?
Daniel: Das stimmt, im April 2025 feiere ich mein 20-jähriges Jubiläum im Verlag. Die IT-Branche hat in dieser Zeit aus meiner Sicht mehrere fundamentale Wandel erfahren. Einer der signifikantesten war der Übergang vom PC-zentrierten Netzwerk zum mobilen und cloudbasierten Computing. Als unser Magazin startete, waren Desktoprechner noch der Mittelpunkt der digitalen Welt. Heute leben wir in einer Ära, in der Smartphones, Tablets und zahlreiche andere mobile Geräte unseren Alltag dominieren. Ich erinnere mich noch, als Steve Jobs 2007 das erste iPhone präsentierte - und damit mal eben die Smartphone-Ära einläutete. Gleichzeitig hat sich die Cloud von einem abstrakten Konzept zu einer allgegenwärtigen Infrastruktur entwickelt.
IT-Administrator: Und welche aktuellen Trends faszinieren dich besonders?
IT-Administrator: Daniel, du bist der dienstälteste Redakteur und seit fast 20 Jahren beim IT-Administrator. Wie hat sich die IT-Branche in der Zeit verändert?
Daniel: Das stimmt, im April 2025 feiere ich mein 20-jähriges Jubiläum im Verlag. Die IT-Branche hat in dieser Zeit aus meiner Sicht mehrere fundamentale Wandel erfahren. Einer der signifikantesten war der Übergang vom PC-zentrierten Netzwerk zum mobilen und cloudbasierten Computing. Als unser Magazin startete, waren Desktoprechner noch der Mittelpunkt der digitalen Welt. Heute leben wir in einer Ära, in der Smartphones, Tablets und zahlreiche andere mobile Geräte unseren Alltag dominieren. Ich erinnere mich noch, als Steve Jobs 2007 das erste iPhone präsentierte - und damit mal eben die Smartphone-Ära einläutete. Gleichzeitig hat sich die Cloud von einem abstrakten Konzept zu einer allgegenwärtigen Infrastruktur entwickelt.
IT-Administrator: Und welche aktuellen Trends faszinieren dich besonders?
Daniel: In den letzten Jahren erlebten Machine Learning und künstliche Intelligenz einen rasanten Aufstieg, von theoretischen Konzepten zu praktischen Anwendungen in fast allen Bereichen des täglichen Lebens. Diese Veränderungen beeinflussen nicht nur die Technologiewelt an sich, sondern die Art und Weise, wie Unternehmen arbeiten, wie wir kommunizieren und letztlich als Gesellschaft funktionieren. Diese Umwälzungen faszinieren mich, bereiten mir aber gleichzeitig ein wenig Sorge ob des rasanten Tempos. Als Redakteur war und ist es in jedem Fall toll, derartige Entwicklungen aus nächster Nähe mitzuerleben und darüber zu berichten.
IT-Administrator: Bei all diesen grundlegenden Veränderungen seid ihr euch als Magazin letzten Endes treu geblieben.
Daniel: Auch wir haben uns im Laufe der Zeit ein Stück weit gewandelt und unser Heft immer wieder behutsam überarbeitet und erweitert- neue Titelseite, moderneres Layout, verschiedene Beitragsformate, Sonderhefte und Bücher. Und natürlich sind wir mit elektronischen Angeboten an den Start gegangen, in sozialen Netzen präsent und bieten Schulungen an. Letzten Endes ist es aber unser Kern aus hochwertigen, neutralen und praxisnahen Beiträgen, der uns ausmacht und uns so viele zufriedene Abonnenten beschert hat. Zwar ändern sich unsere Themen aufgrund aktueller Trends und technologischer Entwicklungen, doch die Art und Weise, wie wir unseren Content darbieten, haben wir uns erhalten. Das ist einer der Gründe, der mich nach wie vor motiviert und gerne zur Arbeit gehen lässt. Ein anderer sind die tollen Kollegen, mit denen die Zusammenarbeit auch nach so vielen Jahren noch Freude bereitet.
IT-Administrator: Und wie sehen bei all den anstehenden Entwicklungen die nächsten 20 Jahre bei euch aus?
Daniel: Das ist eine schwere, aber auch überaus wichtige Frage, denn ich kann erst in gut 20 Jahren in Rente gehen (lacht). Aber im Ernst, wir stehen vor dem wohl größten technologischen und gesellschaftlichen Wandel in der Geschichte. KI entwickelt sich mit Riesenschritten und spielt beinahe täglich in immer mehr Lebensbereiche hinein. Das wird unsere Arbeitswelt noch massiv auf den Kopf stellen, auch bei uns im Verlag und in der IT allgemein. Unser Kerngeschäft, die Texterstellung und -bearbeitung, wird schon heute von ChatGPT, Claude, Gemini und Co. massiv beeinflusst. Daher finde ich es schwer, eine Prognose über die nächsten 20 Jahre zu wagen. Nur zwei Dinge sind sicher: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Diese Binsenweisheit von Friedrich Schiller ist aktueller denn je. Und das Menschliche wird angesichts der anstehenden KI-Flut immer wichtiger und uns künftig noch stärker definieren und von allem Künstlichen differenzieren. Wir dürfen gespannt sein - und bleiben neugierig.
»Das Menschliche wird angesichts der anstehenden KI-Flut immer wichtiger«
IT-Administrator: John, was zeichnet aus deiner Sicht als Chefredakteur das IT-Administrator Magazin aus?
John: Dass unser Magazin in Papierform in dieser zunehmend digitalisierten Welt auch an seinem 20. Geburtstag noch sehr gut dasteht, hat natürlich viele Gründe. Für mich an erster Stelle steht jedoch unser besonderer Fokus auf Qualität. Und das sind nicht nur die drei Korrekturrunden, die jede Ausgabe des IT-Administrator über sich ergehen lassen muss, sondern Qualität fängt aus meiner Sicht schon dort an, wo es darum geht zu wissen, welche Inhalte Administratoren benötigen, dann die passenden Autoren zu identifizieren und diese technisch komplexen Texte als Redakteur dann in eine leicht verständliche Form zu bringen. Ein ganz wichtiger Faktor, der für den Außenstehenden oft nicht sichtbar wird, ist dabei auch unsere strikte Trennung von Anzeigenabteilung und Redaktion. Bei uns gibt es keine gekauften Artikel oder Beiträge aus Wohlwollen, weil Firma XY gerade eine Anzeigenseite geschaltet hat. Dass das alles dazu führt, dass unsere Leser im persönlichen Gespräch mit mir schon des Öfteren davon ausgingen, der IT-Administrator sei Teil eines großen Medienhauses, macht schon stolz - schließlich stemmen wir das alles mit sechs Personen.
IT-Administrator: Aber wird das nach so langer Zeit nicht langweilig?
John: Der Prozess der Qualitätssicherung, der aus Sicht des Redakteurs aus dem Redigieren der Artikel, dem Check des Layouts und dem Korrekturlesen besteht, wiederholt sich natürlich in äußerst verlässlicher Art Monat für Monat. Was dies nicht monoton werden lässt, ist aus meiner Sicht die Dynamik der IT, die sich selbstverständlich auch in unseren Artikeln wiederfindet. Das macht Spaß und erfordert ein dauerhaftes Lernen, was die repetitive Arbeit in den Schatten stellt. Und dass IT in den letzten 20 Jahren mit Themen wie KI, Blockchain und Cloud mittlerweile aus der Nerd-Ecke in den gesellschaftlichen Fokus tritt, bringt dem Ganzen noch eine besondere Würze. Dazu kommt, dass unser Verlag auch immer offen ist für Neues - wir haben, wie Daniel schon erwähnt hat, unsere Sonderhefte an den Start gebracht, machen Bücher, bieten Seminare an und haben zuletzt in einem wirklich großen Projekt unsere Website relauncht. Und wie in jedem Job liefert natürlich auch unser Magazin immer mal wieder Unvergessliches. Ich denke da zum Beispiel an diesen einen Montag, als ich unseren Testautor Christian Knermann am Telefon hatte und der mir berichtete, dass er übers Wochenende im Rahmen seines aktuellen Tests den Cloud-Account eines kanadischen Unternehmens aus Versehen "gehackt" hat, weil die Testsoftware eine gravierende Sicherheitslücke aufwies.
IT-Administrator: Was macht die erwähnte Dynamik der IT für dich so spannend?
John: Die tief hängende Frucht der Antworten wäre an dieser Stelle natürlich künstliche Intelligenz, die dabei ist, unser Leben in allen Bereichen umzukrempeln. Doch ein ebenso beeindruckendes Beispiel ist für mich die Virtualisierung. Angefangen bei Servern und heute allumfassend mit Clients, Netz und Storage dürfte die Virtualisierung eine der wichtigsten modernen Innovationen sein, die das Fundament für unser heutiges Cloud-Zeitalter gelegt hat.
IT-Administrator: Daniel scheint das Thema KI ein wenig höher zu hängen, nicht wahr?
So ist meine Aussage nicht zu verstehen. Ich wollte ausdrücken, wie zentral die Technologie der Virtualisierung für die IT der letzten 20 Jahre ist. Dennoch ist das mit dem, was KI verändern wird, natürlich nicht im Geringsten vergleichbar. Ich zitiere hier gern Irving Good, der sagte, dass eine ultraintelligente Maschine die letzte Erfindung ist, die die Menschheit jemals machen muss. Über diese Aussage und ihre Implikationen kann und sollte jeder gründlich nachdenken. Im Übrigen auch in der Politik, denn die gesellschaftliche Diskussion dieses Themas hinkt der tatsächlichen Entwicklung meilenweit hinterher. Vielleicht zu sehr, denn wir sollten keine Angst vor KI haben, sehr wohl aber davor, dass sie allein in den Händen und der Verantwortung profitorientierter Unternehmen liegt.
IT-Administrator: Lars, du bist beim IT-Administrator für die Ressorts Kommunikation und Storage verantwortlich und mittlerweile auch schon seit über 15 Jahren dabei. Was hat sich in dieser Zeitspanne am stärksten verändert?
Lars: Im Bereich der Datenspeicherung war die größte Umwälzung sicherlich der Siegeszug von Flash-Speicher. Kosteten die entsprechenden Arrays zu Beginn meiner Tätigkeit als Redakteur noch eine richtige Stange Geld und waren mit wenig Kapazität nur für Spezialanwendungen geeignet, trifft man SSD-basierte Systeme mittlerweile auf breiter Front an, preislich fast ebenbürtig mit konventionellen Festplatten. Allerdings möchte ich betonen, dass magnetische HDDs und sogar Bänder eben nicht tot sind, sondern als Massenspeicher und besonders sichere Backupziele nach wie vor ihre Berechtigung haben. Und was die Kommunikation betrifft: Die entsprechenden Anbieter mögen mir da widersprechen, aber vor der Pandemie war das Thema Videotelefonie ein eher zäher Ladenhüter. Das hat sich seit 2020 natürlich auch aufgrund besserer Bandbreiten fundamental geändert.
IT-Administrator: Du bist ja außerdem seit mehreren Jahren Textchef beim IT-Administrator. Was kann man sich darunter vorstellen?
Lars: In erster Linie geht es darum, für das Magazin eine einheitliche Sprache zu entwickeln und beizubehalten und die gängige Rechtschreibung um eigene Hausregeln zu erweitern. Bei den vielen Anglizismen in der IT klingt das einfacher, als es ist. Ob man "Clientmanagement-Software" wie hier gekoppelt mit Bindestrich oder in einem Wort schreibt, hat auf die Lesbarkeit nicht unerhebliche Auswirkungen - und sollte natürlich im ganzen Heft, das ja von vielen verschiedenen Autoren bestückt ist, nicht unterschiedlich ausfallen. In der Redaktion gibt es oft regelrechte Scharmützel, ob wir nun "Asset-Management" oder "Assetmanagement" schreiben. Der Verlierer bekommt dann beim ersten Mal fünf Stockschläge, beim zweiten Mal 20 Peitschenhiebe und das dritte Mal versenken wir ihn mit Gewichten an den Füßen im Starnberger See (lacht).
IT-Administrator: Von Asterix-Comics mal abgesehen hast du dich ja an der einen oder anderen Stelle als begeisterter Leser geoutet und magst gerade Science-Fiction sehr gern. Woher kommt diese Begeisterung?
Lars: Na ja, das Tolle an Science-Fiction ist ja, dass in den meisten Romanen eben nicht nur abstrakte zukünftige Probleme abgehandelt werden, die für uns jetzt gar nicht von Belang sind. Sondern es sozusagen um "ewige Themen" geht, die jeden Menschen beschäftigen: Um in Zeiten immer mächtiger werdender KI-Tools ein Beispiel zu nennen: Philip K. Dick, vielen nur als Vorlagengeber für den Film "Blade Runner" bekannt, beschäftigt sich fast in jedem seiner zahlreichen grandiosen Romane mit der Frage, was eigentlich Realität ist und wie wirklich unser Leben tatsächlich ist. In Zeiten etwa von immer überzeugenderen Deepfakes oder VR-Brillen ein absolut zentrales Thema.
Danke euch für das Gespräch und viel Spaß in den nächsten 20 Jahren!
Redaktion IT-Administrator Magazin, v. l. n. r., Daniel Richey, John Pardey und Lars Nitsch