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2024

09

2024-08-29T12:00:00

Collaboration

TESTS

025

Collaboration

Kommunikation

E-Mail-Server

Groupware-Server

MDaemon Email Server

Feinjustiert

von Christian Schulenburg

Veröffentlicht in Ausgabe 09/2024 - TESTS

Sämtliche Exchange-Versionen von Microsoft verlieren nächstes Jahr ihren Support. Bevor sich Unternehmen nun mit den üblichen Migrationsszenarien beschäftigen, kann auch ein Blick auf mögliche Alternativen hilfreich sein. Der E-Mail-Server von MDaemon positioniert sich hier als einfach zu nutzender und kostengünstiger Mitbewerber. Besonders gut haben uns die hohe Konfigurierbarkeit und die Sicherheitsfunktionen gefallen.

Der "MDaemon Email Server" kommt von MDaemon Technologies und blickt bereits auf eine lange Entwicklung zurück. Die erste Version wurde schon 1996 veröffentlicht und damit zeitgleich mit dem Platzhirsch von Microsoft. Aktuell steht das Produkt in der Version 24.0.1 für lokale Umgebungen bereit. Für die Freunde der Cloud gibt es von diversen Managed Service Providern die "MDaemon Private Cloud" als E-Mail-as-a-Service. Dieser Dienst richtet sich explizit an Fachhändler und deren Kunden. Ein direkter Vertrieb à la Microsoft 365 and Google G Suite, wie er mit "MDaemon Hosted Email" international angeboten wird, steht auf der deutschen Internetseite nicht zur Verfügung.
Die On-Premises-Variante wird nach Anzahl der Nutzer sowie der Jahre mit Aktualisierungsgarantie lizenziert. Hinzu kommen optional Add-ons wie der "MDaemon Connector", "MDaemon ActiveSync" oder "MDaemon Antivirus". Inkludiert in der Lizenz ist ein kostenloser Support per E-Mail. Dieser lässt sich über einen Premium-Supportvertrag mit definierten Reaktionszeiten und telefonischer Unterstützung erweitern.
Um den MDaemon Email Server unter die Lupe zu nehmen, haben wir uns die 30-tägige Testversion heruntergeladen. Dabei wird auch direkt das mit fast 1000 Seiten sehr umfangreiche Handbuch als Download angeboten, es steht aber ebenso als Onlinehandbuch bereit. Eine ausführliche Installationsanleitung unterstützt bei den ersten Schritten. Weiterhin existieren eine umfangreiche Knowledge Base und Hilfevideos. In unserem Test werfen wir einen Blick auf die Administration, aber auch die Funktionen am Client.
Der "MDaemon Email Server" kommt von MDaemon Technologies und blickt bereits auf eine lange Entwicklung zurück. Die erste Version wurde schon 1996 veröffentlicht und damit zeitgleich mit dem Platzhirsch von Microsoft. Aktuell steht das Produkt in der Version 24.0.1 für lokale Umgebungen bereit. Für die Freunde der Cloud gibt es von diversen Managed Service Providern die "MDaemon Private Cloud" als E-Mail-as-a-Service. Dieser Dienst richtet sich explizit an Fachhändler und deren Kunden. Ein direkter Vertrieb à la Microsoft 365 and Google G Suite, wie er mit "MDaemon Hosted Email" international angeboten wird, steht auf der deutschen Internetseite nicht zur Verfügung.
Die On-Premises-Variante wird nach Anzahl der Nutzer sowie der Jahre mit Aktualisierungsgarantie lizenziert. Hinzu kommen optional Add-ons wie der "MDaemon Connector", "MDaemon ActiveSync" oder "MDaemon Antivirus". Inkludiert in der Lizenz ist ein kostenloser Support per E-Mail. Dieser lässt sich über einen Premium-Supportvertrag mit definierten Reaktionszeiten und telefonischer Unterstützung erweitern.
Um den MDaemon Email Server unter die Lupe zu nehmen, haben wir uns die 30-tägige Testversion heruntergeladen. Dabei wird auch direkt das mit fast 1000 Seiten sehr umfangreiche Handbuch als Download angeboten, es steht aber ebenso als Onlinehandbuch bereit. Eine ausführliche Installationsanleitung unterstützt bei den ersten Schritten. Weiterhin existieren eine umfangreiche Knowledge Base und Hilfevideos. In unserem Test werfen wir einen Blick auf die Administration, aber auch die Funktionen am Client.
MDaemon Email Server
Produkt
E-Mail- und Groupware-Server.
Hersteller
MDaemon
Preis
Der Preis für MDaemon Email Server mit fünf Benutzern und zwölf Monaten Aktualisierungsgarantie startet bei rund 565 Euro. Die Kosten steigen für weitere Nutzer nur leicht an und liegen für 100 Nutzer bei knapp 1600 Euro. Weitere Dienste sind extra zu lizensieren - MDaemon ActiveSync beginnt bei knapp 200 Euro, MDaemon Antivirus bei rund 157 Euro und MDaemon Connector bei 122 Euro. Ein Gesamtpaket mit allen Diensten gibt es nicht.
Systemanforderungen
MDaemon lässt sich auf jedem Windows-Server ab Version 2008 R2 installieren und benötigt wenigstens 2 GByte Arbeitsspeicher sowie einen freien Festplattenspeicher von mindestens 1 GByte.
Technische Daten
Schnell betriebsbereit
MDaemon läuft auf jedem Windows-Server ab Version 2008 R2 und benötigt mindestens 2 GByte Arbeitsspeicher sowie einen freien Festplattenspeicher von wenigstens 1 GByte. Der erforderliche Plattenplatz richtet sich weiter nach der Anzahl und Größe der Postfächer. Für die Aktivierung der Lizenz benötigt der Server Zugriff auf das Internet. Weiter sind die für die Kommunikation zuständigen Ports an der Firewall freizuschalten - dazu zählen SMTP, IMAP und POP3. Eine Übersicht der Anschlüsse ist in der Dokumentation zu finden. Die Voraussetzungen sind damit recht überschaubar und die Installation kann direkt starten. Für unseren Test verwendeten wir Windows Server 2019 in Windows Azure.
Den Test begannen wir zunächst mit dem Download der aktuellen Version von der MDaemon-Homepage. Eine Registrierung war an dieser Stelle noch nicht nötig. Diese erfolgt während der Installation. An die im Installationsprozess hinterlegte E-Mail-Adresse wurde auch die Testlizenz gesendet, die wir direkt im nächsten Installationsschritt eingeben mussten. Während des Aufspielens wurden zudem die E-Mail-Domain und der erste Nutzer eingerichtet. Dieser erhält Administrationsrechte mit Vollzugriff auf die Konfiguration des E-Mail-Servers. Zum Abschluss registriert sich MDaemon noch als Windows-Dienst, sodass der Mailserver bei jedem Start verfügbar ist. Damit war die Installation bereits abgeschlossen und die Konfiguration konnte starten.
GUI mit umfangreichen Settings
Die Verwaltung von MDaemon Email Server erfolgt über eine traditionelle Benutzeroberfläche oder browserbasiert über die MDaemon-Remoteverwaltung (Bild 1). Da das Handbuch die Schritte über die MDaemon-Benutzeroberfläche beschreibt, haben wir diese zur Konfiguration genutzt. Nach dem Start der GUI finden sich im linken Bereich zunächst wichtige Informationen zur Umgebung. Der Bereich untergliedert sich in "Statistik", "Benutzerkonten", "Warteschlangen" sowie "Server" und gibt ausführlich Auskunft über aktive Verbindungen oder Nachrichten in der Warteschlange. Ein Kontextmenü mit verschiedenen Befehlen öffnet sich über einen Rechtsklick auf einen entsprechenden Eintrag.
Bild 1: Die Verwaltung von MDaemon Email Server erfolgt über die klassische Benutzeroberfläche (Vordergrund) oder die browserbasierte MDaemon-Remoteverwaltung (Hintergrund).
Die rechte Fensterhälfte der grafischen Oberfläche gibt den Zustand und weitere Status der verschiedenen Serverdienste wieder. Dieser Bereich ist in mehrere horizontale Registerkarten unterteilt. Zu den Registern zählen unter anderem "System", "Routing", "Sicherheit" oder "Webmail". Über einen Rechtsklick in einen Teil des Fensters öffnet sich ein weiteres Kontextmenü. Dieses enthält verschiedene Befehle, mit denen sich die Inhalte der jeweils aktiven Registerkarte auswählen, kopieren, löschen und speichern lassen. Die eigentliche Konfiguration findet im oberen Menü statt. Über die Menüs "Einstellungen", "Sicherheit" und "Benutzerkonten" sind die verschiedenen Settings zu finden.
Der Menüpunkt "Server-Einstellungen" bringt ein Fenster auf den Bildschirm, das eine sehr umfangreiche Konfiguration des Servers zulässt. Neben Einstellungen zu ausgehenden Smarthosts, den Ports für IMAP/POP3 oder der Nachrichtengröße konnten wir hier auch Signaturen pflegen. Die Einstellungen sind teilweise sehr detailliert, und so lassen sich zum Beispiel "Nachrichten abweisen, falls sie gegen RFC-Standards verstoßen". Dies zeigt, wie umfangreich die Möglichkeiten der Software sind. Alle Konfigurationsmöglichkeiten beschreibt das Handbuch sehr gut - hier erklärt sich, warum es so umfangreich ist.
Über den Konfigurationspunkt "Domänen-Manager" befähigten wir den Mailserver dazu, mehrere Domains getrennt zu verwalten. Es lassen sich auf diesem Wege Domänennamen, IP-Adressen, Benutzerkonten, Einstellungen für Webmail und weitere domänenspezifische Einstellungen vornehmen. Dieser Bereich richtet sich primär an Managed Service Provider, die für ihre Kunden Clouddienste zur Verfügung stellen. Auf einige weitere Einträge werden wir im Laufe des Tests noch weiter eingehen.
Benutzer auch über das AD anlegen
Über den Menüpunkt "Benutzerkonten/ Benutzerkonto erstellen" lassen sich neue Postfächer schnell einrichten. Die User-Konfiguration erfolgt zunächst unabhängig vom Active Directory, lässt sich aber mit diesem verbinden, worauf wir im Laufe des Artikels weiter eingehen.In den Einstellungen für einen neuen Benutzer mussten wir zunächst Vor- und Nachname, Postfachname und Kennwort hinterlegen. Darüber ist die Domain für den Benutzer auszuwählen. Die vollständige E-Mail-Adresse bildet sich dann aus dem Postfachnamen und der Domain. Grundsätzlich genügt das bereits zur Einrichtung des Nutzers, in seinen Einstellungen lassen sich aber wesentlich mehr Settings hinterlegen. So konnten wir hier die E-Mail-Dienste wie POP3 und IMAP steuern, aber auch Webmail, Signaturen und zum Beispiel Kontingente anlegen.
Das Active Directory lässt sich nicht direkt für die Benutzerverwaltung ansteuern, wir konnten es aber auf Änderungen hin überwachen. MDaemon Email Server legt hierdurch Benutzerkonten automatisch an und aktualisiert, löscht und sperrt diese, wenn sich die zugehörigen Benutzerkonten im AD ändern. Dort haben wir zunächst eine Sicherheitsgruppe angelegt, die wir mit neuen Nutzern befüllten. Die Konfiguration in MDaemon erfolgt unter dem Menüpunkt "Benutzerkonten-Einstellungen". Hier haben wir im Bereich "Active Directory" den Benutzernamen für den Zugriff und Suchfilter definiert. In unserer Testumgebung wurden im Anschluss neue Postfächer im MDaemon angelegt.
Flexible E-Mail-Zustellung
Für den Empfang von E-Mails bietet MDaemon Email Server unterschiedliche Optionen an. Der klassische Weg und die Empfehlung ist der Direktempfang über SMTP. Darüber hinaus bietet die Software verschiedene Möglichkeiten des POP-Abrufs. Dabei lassen sich einzelne Postfächer beim Provider per MultiPOP oder aber über ein Sammelpostfach per DomainPOP abrufen. Mit dem MultiPOP-Dienst holten wir E-Mails von mehreren Providern über POP3 ab und stellten sie an die Benutzer zu. Die Einrichtung erfolgt dabei in den Settings eines Anwenders und nicht zentral. Hier wird die individuelle Konfiguration bezüglich des Abrufs hinterlegt.
Anders verhält es sich mit Sammelpostfächern. Diese werden in den "Server-Einstellungen" über "DomainPOP" näher bestimmt. Nach dem Abruf der E-Mails lassen sich die Nachrichten über konfigurierte Regeln auswerten und in den Postfächern der Anwender ablegen. Immer im Hinterkopf sollten Unternehmen bei einer derartigen Konfiguration aber die gängigen Probleme von POP3-Sammelabrufen haben, denn oft gehen Information zu BCC verloren und bei den Zustellbenachrichtigungen kann die Benachrichtigung an den Sender bereits erfolgen, bevor diese im MDaemon-Postfach abgelegt ist.
In den Einstellungen des Servers lässt sich ferner die ausgehende SMTP-Kommunikation definieren. Unter dem Punkt "Postausgang" werden E-Mails direkt an den E-Mail-Server des Empfängers gesendet oder über einen Smarthost gelenkt. Auch die Ports für die Kommunikation sind hier konfigurierbar. Eingehend reagiert der Server standardmäßig auf Port 25 aber auch auf SMTP/TLS über Port 465 und für Clients auf Port 587. Die TLS-Nutzung konnten wir im "Sicherheits-Manager" unter "SSL & TLS" konfigurieren und bei Bedarf über Listen für bestimmte Hosts und IP-Adressen erzwingen.
Verbindungsmöglichkeit für Outlook
MDaemon bringt keinen eigenen E-Mail-Client mit, sondern lässt sich über nahezu jeden Client über POP3 oder IMAP nutzen. Über diese Standardprotokolle konnten wir Microsoft Outlook oder Thunderbird oder Windows Mail einbinden. Darüber hinaus steht für Anwender ein Webmail-Client (Bild 2) zur Verfügung, über den sie auf E-Mails, aber auch Kalender, Aufgaben und öffentliche Ordner zugreifen können, was mit IMAP und POP3 nicht möglich ist. Hier stellt MDaemon mit CalDAV und CardDAV Anbindungsmöglichkeiten bereit, die Hürden zur Nutzung sind aber höher.
Bild 2: MDaemon Webmail ist der Standardclient, der von Haus aus Kalender, Aufgaben und E-Mails zum User bringt.
POP3 ist eine sehr einfache Möglichkeit, E-Mails an einem Client abzurufen. Je nach Konfiguration werden die E-Mails direkt beim Abruf am Server gelöscht. Lokale Ordnerstrukturen synchronisieren sich nicht zum Server zurück. Das gilt ebenso für die gesendeten Objekte, die nur lokal vorhanden sind und anderen Clients nicht zur Verfügung stehen. Gegenüber POP3 bietet IMAP die Möglichkeit, die Ordnerstruktur abzugleichen und auf dem Server und lokal mit dem gleichen Stand zu arbeiten. Das gilt bei IMAP auch für die gesendeten Objekte.
Mit der Installation des Add-ons "MDaemon Connector" stehen dann in Outlook auch alle Leistungsmerkmale im Bereich Groupware zur Verfügung. Dazu zählen öffentliche Ordner, Kalender, Kontakte, Aufgaben und viele weitere Funktionen. Auf dem Server werden alle Outlook-Daten in IMAP-Ordnern gespeichert und der MDaemon Connector nutzt das IMAP-Protokoll zur Synchronisation. Der Connector ist am Server zu aktivieren und lässt sich dann je Benutzer steuern. In unserem Test haben wir die Erweiterung nach dem Download von der Hersteller-Homepage auf einem Client installiert. In der Windows-Systemsteuerung richteten wir im Anschluss ein neues E-Mail-Profil ein. Hier wählten wir die manuelle Konfiguration aus und es wurde uns der Kontotyp "MDaemon Connector" angeboten.
In den Verbindungseinstellungen trugen wir Benutzername und Kennwort ein. Die restlichen Informationen wurden über Autodiscover ermittelt. Der Autodiscover-Dienst ist per Voreinstellung aktiv. In der Haupt-Benutzeroberfläche lässt sich dieser aktivieren und deaktivieren. Damit die Auflösung auch außerhalb des Netzwerks funktionierte, mussten wir einen neuen "A-Eintrag" oder "CNAME" im öffentlichen DNS hinterlegen. Der Eintrag lautet "autodiscover.domain.de". In unserem Test konnten wir nach der Einrichtung des Profils Outlook nutzen und auf alle Objekte vom Server zugreifen. Auch für freigegebene Kalender und öffentliche Ordner funktionierte dies.
Für den Zugriff von mobilen Clients steht darüber hinaus Active Sync zur Verfügung. Dies dient vor allem zur Synchronisierung mobiler Clients. Mobilgeräte mit iOS und Android nutzen diese Schnittstelle zum Abrufen der Elemente über Port 443. Active Sync war in unserer Testumgebung direkt aktiviert, ausschalten ließ sich der Dienst unter "ActiveSync" unter dem Eintrag "Einstellungen". Hier sind weitere Settings konfigurierbar und Details einsehbar. Auch Richtlinien steuerten wir an dieser Stelle. Die eingerichteten Clients sind ebenfalls am Benutzer zu sehen. Dort lässt sich ActiveSync auch je Nutzer aktivieren. Auf einem iPhone war die Einrichtung eines neuen Postfachs über ActiveSync ohne Probleme möglich. Positiv zu vermerken war die Möglichkeit, auf freigegeben Postfächer zuzugreifen, die über eine Ordnerstruktur innerhalb der eigenen Verzeichnisebene dargestellt werden.
Kalender auch öffentlich teilen
Wie bereits erwähnt lassen sich Ordner bequem teilen und anderen Kollegen zur Verfügung stellen. Bei freigegebenen Ordnern handelt es sich um persönliche Ordner eines Postfachs, die mit anderen Benutzern geteilt werden. Der Zugriff und die Berechtigungen lassen sich durch Zugriffskontrolllisten regeln. Die Freigaben legten wir serverseitig beim Benutzer im Unterpunkt "Freigegebene Ordner" an. Alternativ kann der Anwender auch selbst die Rechte beim Ordner über die Webmail vergeben.
In Outlook steht die Möglichkeit über die Connector-Erweiterung zur Verfügung. Der Ordner war nach Freigabe direkt bei den berechtigten Benutzern sichtbar. Interessant war dabei, dass die Ordner sich innerhalb der Ordnerstruktur des Postfaces und nicht als zusätzliches Postfach darstellten. Neben reinen E-Mail-Ordnern konnten wir auch Kontakte-, Aufgaben- und Kalender-Ordner einfach freigeben. Neben dem Teilen eines Kalenders mit den eigenen Kollegen ließ sich im Test auch eine URL zur externen Anzeige unseres Kalenders generieren.
Neben der reinen Freigabe von Verzeichnissen unterstützt MDaemon auch öffentliche Ordner. Dabei handelt es sich um zusätzliche Ordner, die keinem Konto angehören und den Benutzern zur Verfügung stehen. Administrieren lassen sich diese über den Menüpunkt "Verwaltung für öffentliche Ordner" unterhalb von "Einstellungen". Zunächst haben wir die Funktion im Verwaltungstool aktiviert (Bild 3). Im Anschluss konnten wir direkt die Struktur aufbauen. Neben E-Mail-Ordnern lassen sich auch solche für Kontakte, Aufgaben und Kalender anlegen. Rechte haben wir je Verzeichnis bequem konfiguriert. Einem E-Mail-Ordner lässt sich eine E-Mail-Adresse zuordnen, sodass E-Mails an diesen direkt zugestellt werden können. Dadurch, dass öffentliche Ordner ebenfalls als Unterordner im Postfach des Nutzers erscheinen, stehen diese auch IMAP-Clients und ActiveSync-Geräten zur Verfügung, was uns sehr gut gefallen hat.
Bild 3: MDaemon versteht sich auf öffentliche Ordner, die auch per E-Mail erreichbar sind.
Zertifikate kein Hexenwerk
Auch der MDaemon Email Server benötigt für die sichere Kommunikation Zertifikate. Während der Installation wurde automatisch ein selbstsigniertes erststellt. Die installierten Zertifikate sind über das Menü im Punkt "Sicherheit" und "SSL & TLS" ersichtlich. Hier lassen sich auch sehr einfach neue selbstsignierte Zertifikate erstellen.
Den selbstsignierten Zertifikaten vertrauen die Clients zunächst nicht, weshalb beim Verbindungsaufbau zu Webmail oder zur Remoteverwaltung über HTTPS ein Sicherheitshinweis zu sehen war. Auch beim Verbindungsaufbau über E-Mail-Clients wie Microsoft Outlook erfolgt eine Fehlermeldung. Abhilfe schafft hier ein Zertifikat einer anerkannten Zertifizierungsstelle. Dabei mussten wir feststellen, dass dieses sich nicht direkt in MDaemon importieren ließ. Zertifikate mussten wir zunächst über die Microsoft-Management-Konsole in den Windows-Zertifikatsspeicher importieren. Im Anschluss stehen diese in MDaemon zur Verfügung.
Viel interessanter ist die Möglichkeit, Zertifikate über "Let's Encrypt" aus MDaemon heraus bereitzustellen. Die öffentliche Zertifizierungsstelle erlaubt das Abrufen und Installieren von kostenlosen TLS-/SSL-Zertifikaten auf eine einfache Art und Weise. Zertifikate werden damit von allen gängigen Browsern und Clients als vertrauenswürdig anerkannt. Leider haben sie nur eine Gültigkeit von drei Monaten, was aber durch den hohen Automatisierungsgrad kein Problem darstellt. Diese Möglichkeit nutzt auch MDaemon.
Im "Sicherheits-Manager" im Unterpunkt "Let's Encrypt" unterhalb von "SSL & TLS" haben wir die Nutzung aktiviert. Dafür mussten wir in der Firewall die Eingangsports 80 und 443 aktiv schalten. Weiter ist der "MDaemon Web-Server" an den Port 80 zu binden. Zudem sind PowerShell 5.1 und das .NET Framework 4.7.2 (oder höher) erforderlich, was in unserem Windows 2019 bereits gegeben war. In den Einstellungen lassen sich noch zusätzliche Hostnamen für das Zertifikat eintragen. In unserem Fall haben wir den Hostnamen "autodiscover.lab.schulenburg.co" ergänzt. Darüber ist noch die E-Mail-Adresse des Administrators sowie das Aktivierungsintervall zu hinterlegen. Mithilfe eines Skripts für Let's Encrypt wird zukünftig automatisch ein SSL/TLS-Zertifikat erstellt und aktualisiert. Der entsprechende PowerShell-Aufruf erscheint Fenster und ist bei Bedarf auch manuell aufrufbar. In unserem Test hat das sehr gut funktioniert, sodass sich Administratoren um die Zertifikate nicht mehr kümmern müssen.
Umfangreicher Schutz vor Spam und Viren
Ein großes Thema beim Betrieb von E-Mail-Servern ist die Sicherheit. MDaemon bringt auf Wunsch einen integrierten Virenscanner mit, der alle E-Mail-Nachrichten scannt und bei Bedarf sperrt, repariert oder löscht, sofern ein Virus festgestellt wurde. Zur Anwendung kommen die Engines von IKARUSAV sowie ClamAV. In unser Testumgebung war die Erweiterung direkt aktiviert und die Konfiguration erfolgt über den Punkt "Sicherheit/AntiVirus". Viel zu konfigurieren gibt es an dieser Stelle nicht. Wichtig ist, zu definieren, wer bei einer Erkennung zu benachrichtigen ist. Darüber hinaus ist in den Einstellungen nachvollziehbar, ob die Engines auf dem aktuellen Stand sind. In unserem Test wurde ClamAV zunächst nicht aktualisiert. Das Problem haben wir dem Support gemeldet und nach einem kurzen Austausch gelöst.
Mit dem Antivirus-Modul steht zudem die "Outbreak Protection" zur Verfügung. Hierüber lässt sich das System gegen bestimmte Spam-, Phishing- und Virenangriffe schützen, die durch herkömmliche Mechanismen auf Basis von Inhaltsauswertung und Signaturen gegebenenfalls nicht zu entdecken sind. Eine weitere Hauptfunktion ist Antispam. Der Spamfilter untersucht eingehende E-Mail-Nachrichten heuristisch und bewertet diese. Das Ergebnis der Prüfung löst verschiedene Aktionen aus und Nachrichten lassen sich abweisen oder als Spam kennzeichnen. Außerdem konnten wir hier Adressen über Freigabe- und Sperrlisten verwalten.
Auch DNS-Denylists lassen sich einbinden. Dabei handelt es sich um zentrale Listen mit IP-Adressen und Domänennamen von bekannten Spamquellen. MDaemon Email Server kann diese in Echtzeit auslesen und daraufhin E-Mails ablehnen. In den Einstellungen lassen sich verschiedene DNS-Denylisten-Hosts hinzufügen. Diese werden der Reihe nach abgefragt, um die IP-Adresse der Gegenstelle mithilfe der DNS-Denylists zu überprüfen. Als Standard fungiert hier "zen.spamhaus.org".
Um Spam zu bekämpfen, ist zusätzlich ein bayessches Lernverfahren bei MDaemon mit an Bord und bei Bedarf aktivierbar. Dabei handelt es sich um ein statistisches Verfahren, das durch Analyse von Spam- und normalen Nachrichten die Treffsicherheit des Spamfilters mit der Zeit erhöhen soll.
HA leicht umsetzbar
MDaemon Email Server legt seine gesamten Daten in einer hierarchischen Baumstruktur im Dateisystem ab. Dort finden sich auch sämtliche E-Mails und Benutzerinformationen. Datenbanken, wie sie von Exchange bekannt sind, kommen nicht zum Einsatz. In der Standardinstallation liegt die Serverstruktur direkt unter Laufwerk C:\ und hier bauen sich Server-Konfiguration, Benutzerliste, E-Mail-Postfächer, öffentliche Ordner und Archive auf.
Das Verschieben der einzelnen Verzeichnisse wie etwa "C:\MDaemon\Users" oder "C:\MDaemon\Public Folders" ist ohne Weiteres nicht möglich. Hier hätten wir uns ein wenig mehr Informationen in dem ansonsten sehr ausführlichen Handbuch gewünscht. Zumindest ein Knowledge-Base-Eintrag gibt hier ein wenig mehr Aufschluss und über die Anpassung von INI-Dateien und mithilfe des Tools "dirreorg" ist eine Umstrukturierung zu bewerkstelligen. Auch das Thema Sicherung kommt im Handbuch etwas kurz. Letztendlich reicht es, die MDaemon-Verzeichnisse als Backup zu sichern. Ebenso wenig geht das Manual auf einen möglichen Restore ein, obwohl dies bei jeder Anwendung zu Handwerkszeug gehören muss.
Das Thema der Hochverfügbarkeit ist mit dem Kapitel "Cluster" hingegen etwas ausführlicher beschrieben. Die Funktion dient dazu, die Dienste auf mehrere Server zu spiegeln, sodass im laufenden Betrieb keine Unterbrechung erfolgt. Die Konfiguration wird innerhalb von MDaemon durchgeführt und es ist nötig, die Daten auf einem gemeinsamen Speicherplatz abzulegen. Einer performanten Umgebung ist damit ebenfalls Rechnung getragen.
Fazit
MDaemon Email Server zeigt sich als solider Mailserver. Zusätzlich Funktionen wie Chat, Video, Fax oder SMS spielen bei MDaemon keine Rolle. Die Software ist schnell einsatzfähig, die Tücken liegen höchstens im Detail und die Möglichkeiten der Konfiguration sind sehr umfangreich, sodass Nutzer eine gewisse Zeit zum Einarbeiten einplanen sollten. Dabei wird der Administrator von einer äußerst umfangreichen Dokumentation und einem guten Support unterstützt.
(ln)
So urteilt IT-Administrator
E-Mail-Management
8
Funktionsumfang des Servers
6
Hochverfügbarkeit und Backup
6
Clientanbindung
7
Sicherheitsfunktionen
8
Die Details unserer Testmethodik finden Sie unter https://www.it-administrator.de/testmethodik/