ADMIN

2025

04

2025-03-29T12:00:00

Collaboration

TESTS

014

Collaboration

Filesharing

Nextcloud Hub 9 Talk

Souveräne Kommunikation

von Martin Loschwitz

Veröffentlicht in Ausgabe 04/2025 - TESTS

Nextcloud Hub ist längst mehr als nur ein einfacher Fileshare für die Cloud. Es strebt vielmehr danach, die umfassende Zentrale für Kommunikation, Datenspeicherung und Datenverarbeitung zu sein. In Version 9 wurde folgerichtig die Komponente Nextcloud Talk ordentlich aufgemöbelt. Diese bringt nun verbesserte KI-Fähigkeiten mit, vor allem aber einen eigenen Desktopclient. Praktisch positioniert sich das Werkzeug damit als umfassende Alternative zu Microsoft Teams & Co. – digitale Souveränität inbegriffen.

Für jedes Unternehmen ist es essenziell, dass seine Mitarbeiter sich über E-Mails und Chat austauschen oder eine Frage schnell per Telefon oder Videocall erörtern können. Zusätzliche Brisanz gewinnt das Thema vor dem Hintergrund der digitalen Souveränität, denn vielen Geschäftsführern und IT-Verantwortlichen ist nicht wohl bei der Vorstellung, dass diese Kommunikation – darunter auch betriebliche Geheimnisse – über Dienste wie Slack oder Microsoft Teams erfolgt.
Nur stellt sich freilich die Frage, welche Alternativen verfügbar sind. Natürlich existieren etliche Chat-Plattformen und Produkte für Audiotelefonie und Videokonferenzen. Auch die Open-Source-Welt hat das Thema nicht verschlafen und etwa RocketChat und Jitsi im Angebot, die sich um Instant Messaging und Videokonferenzen kümmern. Und auch unser Testkandidat Nextcloud Hub Talk (NHT) entstammt dieser Welt und verspricht als Plug-in für Nextcloud Hub Chats, Telefonate und Videoanrufe. Die Software wirbt besonders damit, dass sie on-premises läuft, also auf der Hardware des jeweiligen Unternehmens. Seit Nextcloud Hub 9 bietet Talk auch eine eigene Desktop-App für die gängigen Betriebssysteme sowie ausgefeilte KI-Optionen.
Nextcloud Hub 9 Talk
Produkt
Kollaborationsplattform für Online-Meetings, Chats und Webinare.
Hersteller
Nextcloud
Preis
Die Community-Edition ist kostenlos, die kommerzielle Variante "Nextcloud Enterprise" startet bei 40 Euro pro Benutzer pro Jahr, wobei Nextcloud Assistant und Nextcloud Whiteboard zusätzlich zu lizenzieren sind. Es besteht eine Mindestabnahme von 100 Benutzern, Rabatte sind bei mehr als 250 Nutzern möglich.
Systemvoraussetzungen
Aktuelle Mehrkern-CPU, mindestens 512 MByte RAM und 11 GByte Plattenlatz für Linux-Distribution und Nextcloud.
Technische Daten
Installation benötigt passende Grundlage und Know-how
Nextcloud Hub Talk benötigt zunächst eine laufende Instanz von Nextcloud Hub. Was wie eine Binsenweisheit klingt, überrascht viele Nextcloud-Neulinge tatsächlich. Woran das Marketing des Herstellers nicht ganz unschuldig sein dürfte, denn dieses bewirbt die einzelnen Nextcloud-Module (siehe Kasten unten) zum Teil so, als handele es sich um eigenständige Produkte. Das trifft aber nicht zu und "kein Nextcloud Hub" heißt implizit auch "kein Nextcloud Talk". Das Problem ist jedoch, dass sich eine Nextcloud-Hub-Instanz gar nicht so einfach aufbauen lässt. Zwar gibt es seitens der Entwickler einen umfassenden Setup-Assistenten, der die Umgebung auf Grundlage eines sauberen Standard-Linux ausrollt und parallel allerlei Beiwerk installiert. Wer allerdings mit der Administration von Linux wenig Erfahrung hat, wird an manchen Stellen auch nicht in der Lage sein, die vielen Fragen des Assistenten so zu beantworten, dass sie zu einem validen Ergebnis führen.
Für jedes Unternehmen ist es essenziell, dass seine Mitarbeiter sich über E-Mails und Chat austauschen oder eine Frage schnell per Telefon oder Videocall erörtern können. Zusätzliche Brisanz gewinnt das Thema vor dem Hintergrund der digitalen Souveränität, denn vielen Geschäftsführern und IT-Verantwortlichen ist nicht wohl bei der Vorstellung, dass diese Kommunikation – darunter auch betriebliche Geheimnisse – über Dienste wie Slack oder Microsoft Teams erfolgt.
Nur stellt sich freilich die Frage, welche Alternativen verfügbar sind. Natürlich existieren etliche Chat-Plattformen und Produkte für Audiotelefonie und Videokonferenzen. Auch die Open-Source-Welt hat das Thema nicht verschlafen und etwa RocketChat und Jitsi im Angebot, die sich um Instant Messaging und Videokonferenzen kümmern. Und auch unser Testkandidat Nextcloud Hub Talk (NHT) entstammt dieser Welt und verspricht als Plug-in für Nextcloud Hub Chats, Telefonate und Videoanrufe. Die Software wirbt besonders damit, dass sie on-premises läuft, also auf der Hardware des jeweiligen Unternehmens. Seit Nextcloud Hub 9 bietet Talk auch eine eigene Desktop-App für die gängigen Betriebssysteme sowie ausgefeilte KI-Optionen.
Nextcloud Hub 9 Talk
Produkt
Kollaborationsplattform für Online-Meetings, Chats und Webinare.
Hersteller
Nextcloud
Preis
Die Community-Edition ist kostenlos, die kommerzielle Variante "Nextcloud Enterprise" startet bei 40 Euro pro Benutzer pro Jahr, wobei Nextcloud Assistant und Nextcloud Whiteboard zusätzlich zu lizenzieren sind. Es besteht eine Mindestabnahme von 100 Benutzern, Rabatte sind bei mehr als 250 Nutzern möglich.
Systemvoraussetzungen
Aktuelle Mehrkern-CPU, mindestens 512 MByte RAM und 11 GByte Plattenlatz für Linux-Distribution und Nextcloud.
Technische Daten
Installation benötigt passende Grundlage und Know-how
Nextcloud Hub Talk benötigt zunächst eine laufende Instanz von Nextcloud Hub. Was wie eine Binsenweisheit klingt, überrascht viele Nextcloud-Neulinge tatsächlich. Woran das Marketing des Herstellers nicht ganz unschuldig sein dürfte, denn dieses bewirbt die einzelnen Nextcloud-Module (siehe Kasten unten) zum Teil so, als handele es sich um eigenständige Produkte. Das trifft aber nicht zu und "kein Nextcloud Hub" heißt implizit auch "kein Nextcloud Talk". Das Problem ist jedoch, dass sich eine Nextcloud-Hub-Instanz gar nicht so einfach aufbauen lässt. Zwar gibt es seitens der Entwickler einen umfassenden Setup-Assistenten, der die Umgebung auf Grundlage eines sauberen Standard-Linux ausrollt und parallel allerlei Beiwerk installiert. Wer allerdings mit der Administration von Linux wenig Erfahrung hat, wird an manchen Stellen auch nicht in der Lage sein, die vielen Fragen des Assistenten so zu beantworten, dass sie zu einem validen Ergebnis führen.
Hinzu kommt, dass die Gemengelage im Hinblick auf die Installation von Nextcloud Hub insgesamt eher unübersichtlich ist. So finden sich im Netz – ganz im Sinne des Open-Source-Gedankens – auch fertige Docker-Container mit Nextcloud und sogar VM-Abbilder, die sich in Proxmox oder VMware nahtlos importieren und betreiben lassen. Diese Wege führen am schnellsten zum Ziel, bieten im Gegenzug aber nicht die Möglichkeit, offiziellen Support für die Installation seitens des Herstellers zu bekommen. Das geht nur dann, wenn der IT-Verantwortliche für das Nextcloud-Setup den offiziellen Weg über den Wizard des Anbieters genommen hat.
Ist das Setup gemeistert, präsentiert sich Nextcloud in seiner vollen Pracht mit Funktionen wie Instant Messanging per Chat mit Kanal- und Privatkonversationen und Modulen für Audio- und Videotelefonate. Im Grunde kombiniert Nextcloud Talk also verschiedene Funktionen, die der Admin andernfalls durch ein Zusammenspiel mehrerer Dienste selbst beschicken müsste. Das nimmt der komplexen Installation zumindest etwas den Schrecken, denn ein händisches Setup von vergleichbaren Diensten wie RocketChat und Jitsi ist auch nicht viel trivialer – bietet im Gegenzug aber weniger Mehrwert, weil diese Ansätze nicht über zusätzliche Module verfügen, wie es bei Nextcloud der Fall ist.
Reibungslose Kommunikation
Nachdem wir die Hürde der Installation erfolgreich umschifft hatten, widmeten wir uns der eigentlichen Funktionalität von NHT zu – der Kommunikation. Hier fanden wir solide Hausmannskost vor, was allerdings viel abwertender klingt, als es gemeint ist. Denn uns standen alle zu erwartenden Features zur Verfügung und wir starteten mit den Chats. Über den Button "Neue Konversation starten" legten wir einen neuen Chat an, der in Talk zwar stets "Gruppe" heißt, doch lässt sich die Zahl der Teilnehmer über Einladungen und die jeweiligen Einstellungen des Kanals begrenzen. So waren auch Eins-zu-eins-Konversationen möglich. Wer IRC & Co. kennt und gewohnt ist, mag an dieser Stelle die Nase rümpfen, weil der beschriebene Prozess aufwendiger ist als ein bloßes Query in klassischen Chat-Plattformen. Die Funktion ist letztlich aber dieselbe, und NHT macht es an dieser Stelle gut.
Anrufe folgten einem ähnlichen Schema und NHT unterscheidet nicht zwischen Audiotelefonaten und Videoanrufen. Stattdessen lassen sich vor Beginn eines Gesprächs oder währenddessen die Kameras der Teilnehmer an- oder abschalten, ganz ähnlich, wie von Jitsi oder Microsoft Teams bekannt. Obendrein konnten wir insbesondere für Videotelefonate diverse Parameter konfigurieren, was die Qualität des Gesprächs und andere Faktoren betrifft. Das mag in vielen Fällen dabei helfen, die Last auf dem NHT-Server erträglich zu halten. Denn Videotelefonate in 4K-Auflösung oder HD zwischen etlichen Beteiligten fressen auf dem hostenden System schlicht und ergreifend schon für das Transcoding der Videos viel RAM und CPU-Leistung. Admins, die ihre Nutzer zur Vernunft zwingen möchten, können entsprechende Einstellungen zudem global vorgeben.
Bild 1: Private Konversationen oder Gruppenchats unterscheidet Nextcloud Talk nicht. Für eine private Konversation ist ein Chat mit nur zwei Teilnehmern notwendig.
Zusatzfeatures machen die Musik
Im weiteren Testverlauf merkten wir schnell, dass Nextcloud Talk viel mehr kann als bloße Kommunikation per Chat oder Telefonat. Da ist einerseits natürlich die hilfreiche Anbindung an die anderen Nextcloud-Komponenten. So waren wir beispielsweise in der Lage, aus einem Telefonat heraus auf eine Datei in Nextcloud Files zu verweisen, indem wir den Link dazu direkt im Talk-GUI angaben und die Datei so unmittelbar mit dem Gegenüber teilten. Auch das dynamische Hochladen im Talk-Client funktioniert und führte letztlich dazu, dass die Datei in Nextcloud Files landet und dem Gesprächspartner zur Verfügung steht.
Darüber hinaus kommt NHT aber auch mit Spezialfunktionen daher, zudem erweitern die Nextcloud-Entwickler den Funktionsumfang kontinuierlich. So beispielsweise beim agilen und strukturierten Arbeiten in Calls. Wer etwa eine Videokonferenz für eine agile Retrospektive durchführt und dabei die Teilnehmer in Gruppen einsortieren möchte, kann das per Talk automatisch geschehen lassen und dynamisch die sogenannten "Breakout-Rooms" erstellen.
In denen stehen alle Funktionen der Hauptkonferenz ebenso zur Verfügung wie alle anderen Talk-Features für Chats und Telefonate. Darüber hinaus glänzte die Software mit diversen Features für Moderation und Administration der Chaträume. Bestehende Nachrichten etwa sind durch Admins bis zu sechs Stunden bearbeitbar. Ähnliche Ideen verfolgt auch das Nextcloud Whiteboard, eine Art digitaler Tafel, die zum kollaborativen Zeichnen und Diskutieren von Ideen einlädt. Enthalten sind in Talk obendrein Werkzeuge für Ad-hoc-Umfragen oder eine erweiterte Suchfunktion namens "Smart Picker".
Kombinierten wir NHT mit den anderen Diensten von Nextcloud Hub wie dem Adressbuch, erhielten wir die Möglichkeit, auf die dort hinterlegten Daten dynamisch zuzugreifen. Das Einladen von Nutzern in Gruppen gestaltete sich einfacher, wenn eine Person bereits als Kontakt in Nextcloud Hub hinterlegt war. Auch Module wie Nextcloud Office sind nahtlos mit NHT integriert, sodass das gleichzeitige Bearbeiten von Dokumenten im Rahmen einer Videokonferenz möglich ist. In Summe ist es diese Vielzahl von Kleinigkeiten an allen Ecken und Enden, die sehr nützlich sind und so den Arbeitsalltag massiv erleichtern.
Neues GUI als Desktopclient mit Licht und Schatten
Im Zusammenhang mit Nextcloud Talk haben die Entwickler heftig die Werbetrommel für den dort nun enthaltenen Desktopclient für Nextcloud Talk gerührt. In den vorherigen Versionen gab es diesen nicht, NHT ließ sich nur im Browserfenster darstellen. Das ging mit mancher Einbuße in Sachen Komfort einher: Wer etwa Tabs nutzt, läuft Gefahr, das Talk-Fenster bei zu vielen offenen Tabs möglicherweise aus den Augen zu verlieren. Obendrein sind Benachrichtigungen auf den gängigen Desktop-Betriebssystemen eine Herausforderung. Diese sind mittlerweile zwar auch aus dem Browser heraus möglich, doch führt etwa ein Klick auf eine Benachrichtigung in macOS nicht zuverlässig dazu, dass dann auch der passende Tabellenreiter erscheint – also jener mit der neuen Nachricht. Eingehende Anrufe zeigten sich ebenso nur als Benachrichtigung des Browsers, was die Orientierung erschwert.
Der Desktopclient soll diese Probleme aus der Welt schaffen. Als Binary für Windows, macOS sowie Linux läuft er als eigenständiges Programm und ist entsprechend in der Lage, eigene Benachrichtigungen zu erstellen. Obendrein erhält der Client in der Taskleiste sein eigenes Symbol, sodass es leicht ist, ihn flott auf den Desktop zu zaubern. Diese Funktionen sind natürlich keine Nextcloud-Erfindungen und stattdessen von vergleichbaren Clients übernommen und zum größten Teil über das jeweilige Betriebssystem implementiert. Mit dem Innovationsgrad des Clients für Talk ist es zudem nicht sonderlich weit her. Denn dieser öffnet im Hintergrund einfach die laufende Nextcloud-Instanz über das HTTP-Kit des jeweiligen Betriebssystems und zeigt sie an.
Bild 2: Der Desktopclient wurde mit Nextcloud Hub 9 eingeführt. Er macht die Bedienung zwar komfortabler, weist aber auch noch einige Probleme auf.
Hinzu kommt, dass im Test der Client zumindest unter macOS nicht reibungslos in Betrieb zu nehmen war. Zwar versuchten wir dies mit der nicht ganz aktuellen Version 14.6.1, doch grundsätzlich genießt sie seitens des Herstellers aber noch volle Unterstützung und dürfte vielerorts im Einsatz sein. Es ist also durchaus legitim zu erwarten, dass der frische HNT-Client auch damit funktioniert. Stattdessen kam nach dem Login-Versuch auf der lokalen Nextcloud-Instanz lediglich eine Warnmeldung zum selbst signierten Zertifikat und dann ein weißes Fenster – jedoch kein Anmeldeschirm. An einer anderen Nextcloud-Instanz mit validem SSL-Zertifikat einer offiziellen CA funktionierte der Ablauf reibungslos.
Gut integrierte, nützliche KI
Natürlich wissen die Nextcloud-Entwickler, dass umfassende KI-Fähigkeiten sich im Jahr 2025 als ganz hervorragendes Marketinginstrument verwenden lassen. Entsprechend wimmelt es im Nextcloud-Changelog seit Monaten nur so von künstlicher Intelligenz. Vor Nextcloud Talk macht der Trend nicht halt, hier finden sich spezifisch für Nextcloud Talk in Nextcloud Hub 9 Features für das automatische Verfassen von Chatnachrichten ebenso wie eine Funktion, die noch nicht gelesene Nachrichten bei entsprechender Länge sinnvoll zusammenfasst.
Das auf den Namen "Nextcloud Assistant" getaufte Feature stand uns zudem zur Verfügung, um schriftliche Zusammenfassungen von Telefonaten anzufertigen. Anstelle des händischen Aufzeichnens sogenannter "Meeting Minutes", wie es bisher gang und gäbe war, war es und also möglich, diese Aufgabe automatisiert abzuwickeln. Besonders heraus sticht bei Nextcloud Talk dabei vor allem die nahtlose Integration von AI-Funktionen in die reguläre Benutzeroberfläche – das ist sehr gut gelöst.
Bild 3: Nextcloud bietet eine hilfreiche KI-Integration, die es über zahlreiche Regeln zu schützen weiß.
Ausgefeilter Datenschutz – auch für KI
Beim Versprechen der vollen Kontrolle über die eigenen Daten ist der Faktor des Datenschutzes freilich ein zentraler Aspekt. Nur wer darauf Wert legt, wird sich überhaupt im Detail mit dem Eigenbetrieb von Nextcloud befassen. Unternehmen, die kein Problem damit haben, Daten einem anderen Anbieter zu überlassen, werden eher zu Microsoft Teams oder einer vergleichbaren Anwendung greifen. Dass digitale Souveränität jedoch nicht nur die Hoheit über die Daten umfasst, sondern auch die Möglichkeit, einen Dienst gegen den Willen eines externen Anbieters zu nutzen, gerät dabei allzu oft in Vergessenheit. Eindeutig ist aber, dass wenn NHT auf eigener Hardware im eigenen Rechenzentrum läuft, sowohl der Faktor des umfassenden Datenschutzes als auch jener der digitalen Souveränität vollumfänglich erfüllt ist.
Dass der Hersteller das Thema ernst nimmt, stellt er zudem beim Thema KI unter Beweis. Die CPU- und RAM-Leistung, die für den lokalen KI-Betrieb notwendig wäre, haben nur die wenigsten Infrastrukturen. Somit lassen sich nicht alle Funktionen, die Nextcloud mit Unterstützung künstlicher Intelligenz zu erbringen in der Lage wäre, mit lokalen Mitteln realisieren. Darauf weisen die Nextcloud-Entwickler in ihrer Dokumentation nicht nur ausführlich hin, sondern sie zeigen auch transparent, wie sie mit dem Problem umgehen und welche Einflussmöglichkeiten der Anwender hat. Denn klar ist, dass wenn der IT-Verantwortliche völlige digitale Souveränität will, er sich durch die ständige Nutzung externer KI-Dienste nicht doch wieder von anderen abhängig machen darf. Hier lässt Nextcloud dem Anwender allerdings die Wahl.
Jede laufende Nextcloud-Instanz lässt sich mit einem trainierten Mini-Modell von ChatGPT namens LocalAI betreiben. Dieses arbeitet ausschließlich auf der gegebenen Infrastruktur und gibt keine Daten nach außen. Es kommt in NHT etwa für die Spracherkennung und das Zusammenfassen von Texten zum Einsatz. Um an dieser Stelle also alle Verbindungen zur Außenwelt zu kappen, konnten wir NHT so konfigurierten, dass es nur LocalAI nutzt, und wir setzten ebendieses parallel auf. Dann standen manche Features allerdings nicht zur Verfügung.
Bei anderen Themen lässt NHT dem Anwender sogar die Wahl, nämlich ob es für KI-Fähigkeiten auf externe Dienste zugreifen soll oder sich auf die lokale KI beschränkt. Hier haben die Nextcloud-Entwickler sogar eine eigene Matrix erstellt, die die verschiedenen Optionen auflistet und nach einem "Ethical AI"-Maßstab im Ampelsystem bewertet. Erfüllt eine KI die Anforderungen an Open Source, ist sie und ihre Trainingsdaten frei verfügbar, bekommt sie das grüne Label. Sind nur zwei Bedingungen erfüllt, erhält sie ein gelbes, bei einem ein orangefarbenes und bei keinem erfüllten Kriterium ein rotes Label.
Allerdings verlangt das Erzeugen von KI-Bildern immer den Einsatz eines externen Diensts. Dies kann wahlweise StableDiffusion als gehostete oder selbst gehostete Variante oder DALL-E2 sein. Letzteres erfüllt keines der genannten Kriterien und ist deshalb "rot" im Sinne der Skala, StableDiffusion hingegen ist Open-Source-Software und frei verfügbar, sodass es ein gelbes Label erhält. Es würde den Rahmen an dieser Stelle sprengen, alle Details zu erläutern; diese wurden von Nextcloud umfassend dokumentiert.
Weitere Nextcloud-Module
NHT bietet eine Schnittstelle für Module, über die sich beinahe beliebige Funktionalität nachrüsten lässt. Das Kalkül dabei ist klar: Einerseits will der Hersteller sich selbst ein Türchen offenhalten, um Funktionen bei Bedarf nachzurüsten. Darüber hinaus soll die Schnittstelle aber freilich auch externe Anbieter ermuntern, Erweiterungen zu schaffen und so den Nutzen der Plattform sowie ihre potenzielle Zielgruppe zu vergrößern. Neben NHT stellt der Anbieter etwa auch Erweiterungen namens Nextcloud Groupware sowie Nextcloud Office zur Verfügung. Die Groupware bringt Kalender- und Kontaktverzeichnisse mit, die bei Bedarf auch innerhalb der Nutzerschaft einer Plattform zu teilen sind. Nextcloud Office fußt auf LibreOffice und bietet eine Online-Office-Suite an, die auch das parallele, also gleichzeitige Bearbeiten von Dateien ermöglicht.Der Nextcloud Assistant, der mit den anderen Modulen eng verwoben ist, ist streng genommen ebenfalls ein eigenes Modul. Es erlaubt, während der Nutzung KI-gestützt Texte zu erstellen und einzugeben. Und freilich ist auch Nextcloud Files weiterhin Bestandteil – ein Tool, das als Fork von ownCloud begann und das Speichern von Daten auf Online-Laufwerken ermöglicht, um aus der Ferne später darauf wieder zuzugreifen. Im Nextcloud-App-Store finden sich darüber hinaus etliche Erweiterungen von Drittanbietern und aus der Community heraus. Neben SSO-Modulen gehören dazu Inventarisierungswerkzeuge ebenso wie Diagrammtools und etliche andere Programme. Hier hilft vor der Installation von Nextcloud Hub eine Recherche, um genauer herauszufinden, ob eine erhoffte Funktion sich möglicherweise per App nachrüsten lässt.
Fazit
Nextcloud Hub Talk hat tatsächlich das Zeug, eine valide lokale Alternative zu Microsoft Teams zu sein. Dafür spricht, dass es relativ leicht aufzusetzen ist – zumindest dann, wenn eine Instanz von Nextcloud Hub bereits in Betrieb ist. Deren Setup verläuft indes nicht ganz so stromlinienförmig, wie es im Jahr 2025 zu erwarten wäre. Immerhin gibt es fertige Werkzeuge und sogar fertige VM-Instanzen für den Betrieb.
Und mit Nextcloud Hub 9 hat sich bei Talk zudem einiges getan. Der nun für Desktops existierende Client kommt dem Nutzungsverhalten vieler Anwender entgegen. Obendrein ist das Talk-Modul in Nextcloud Hub perfekt mit dem Rest der Umgebung integriert. Wer also auch andere Dienste wie Nextcloud Files oder Nextcloud Office nutzt, kann auf die dort entstehenden Artefakte direkt aus Talk heraus zugreifen.
Dass Nextcloud Hub sich problemlos auf eigener Infrastruktur betreiben lässt und damit echte digitale Souveränität ermöglicht, dürfte für viele Unternehmen ein wichtiger Faktor sein. NHT ermöglicht Unternehmen, die Daten von Instant-Messaging-Unterhaltungen sowie Video- und Audiotelefonate nicht aus der Hand zu geben. Weil NHT nach dem etwas hakeligen initialen Setup gut funktioniert und viele Features bietet, leistet der Hersteller hier insofern echte Pionierarbeit – denn vergleichbare Produkte mit ähnlichen Features für den Betrieb auf eigener Infrastruktur sind am Markt Mangelware.
(jp)
So urteilt IT-Administrator
Kommunikation
7
Integration mit Nextcloud
8
Desktopclient
6
KI-Funktionen
7
Datenschutz
8
Die Details unserer Testmethodik finden Sie unter https://www.it-administrator.de/testmethodik/