Mit dem Paper Pro stellt reMarkable ein farbiges E-Paper-Tablet mit Stift vor, das fast so viel kostet wie ein iPad Air, aber nur über einen Bruchteil des Funktionsumfangs verfügt. Es ist jedoch genau dieser minimalistische Fokus auf den Stift und das Gefühl echten Papiers, der gerade kreative Benutzer anspricht. Wir haben uns im Test angeschaut, wo das Gerät punkten kann und wo noch Nachbesserungsbedarf besteht.
In knapp 20 Jahren haben Mobiltelefone die Funktionen von mindestens einem Dutzend anderer Geräte übernommen: Telefon, Kamera, Planer, Notizbuch, Zeitung, Buch, Gameboy, Walkman, Fernseher, Pager, E-Mail-Client und vieles mehr. Moderne Android-Smartphones können sich mit Bildschirm, Tastatur und Maus verbinden und damit den PC-Arbeitsplatz ersetzen – die dazu passende Office-Suite gibt es ebenfalls. Viele Anwender brauchen daher gar kein anderes Device mehr.
Wer auf einen größeren Bildschirm Wert legt, nutzt ein Tablet, das aber prinzipiell denselben Funktionsumfang wie ein Mobiltelefon bietet. Bei etlichen Nutzern hat ein Tablet bereits das Notebook vollständig ersetzt. So stellt sich die Frage, wer eigentlich ein "reMarkable Paper Pro" braucht, das für 650 Euro im Grunde genommen nicht viel mehr kann als ein Notizblock.
Gleich vorweg: Das Paper Pro erhielten wir nicht wie sonst üblich als Testgerät vom Hersteller. Vielmehr gehört das Tablet dem Testautor, der es als Ersatz für ein reMarkable 1 angeschafft hat. Letzteres wiederum hatte der Autor während der letzten sechs Jahre in Benutzung. Unser Test beschreibt also nicht nur den Umgang mit dem Tablet, sondern auch die langjährige Erfahrung mit der reMarkable-Technologie.
In knapp 20 Jahren haben Mobiltelefone die Funktionen von mindestens einem Dutzend anderer Geräte übernommen: Telefon, Kamera, Planer, Notizbuch, Zeitung, Buch, Gameboy, Walkman, Fernseher, Pager, E-Mail-Client und vieles mehr. Moderne Android-Smartphones können sich mit Bildschirm, Tastatur und Maus verbinden und damit den PC-Arbeitsplatz ersetzen – die dazu passende Office-Suite gibt es ebenfalls. Viele Anwender brauchen daher gar kein anderes Device mehr.
Wer auf einen größeren Bildschirm Wert legt, nutzt ein Tablet, das aber prinzipiell denselben Funktionsumfang wie ein Mobiltelefon bietet. Bei etlichen Nutzern hat ein Tablet bereits das Notebook vollständig ersetzt. So stellt sich die Frage, wer eigentlich ein "reMarkable Paper Pro" braucht, das für 650 Euro im Grunde genommen nicht viel mehr kann als ein Notizblock.
Gleich vorweg: Das Paper Pro erhielten wir nicht wie sonst üblich als Testgerät vom Hersteller. Vielmehr gehört das Tablet dem Testautor, der es als Ersatz für ein reMarkable 1 angeschafft hat. Letzteres wiederum hatte der Autor während der letzten sechs Jahre in Benutzung. Unser Test beschreibt also nicht nur den Umgang mit dem Tablet, sondern auch die langjährige Erfahrung mit der reMarkable-Technologie.
reMarkable Paper Pro
Produkt
Digitales Schreib- und Lesetablet mit papierähnlichem Display, das handschriftliche Notizen, Skizzen und Dokumente in einer fokussierten, ablenkungsfreien Umgebung erlaubt.
Der Basispreis des reMarkable Paper Pro beträgt 650 Euro, der Stylus Pro kostet weitere 50 Euro. Für die Original-Schutzhülle verlangt der Hersteller 100 Euro, das Type-Folio mit Tastatur kostet 250 Euro. Im Zubehörhandel gibt es Schutzhüllen von Drittherstellern ab 20 Euro. Der Clouddienst "Connect" schlägt mit rund 3 US-Dollar monatlich oder 30 US-Dollar im Jahr zu Buche.
Systemanforderungen
Wer cloudbasiert seine auf dem Tablet erstellten Dokumente bearbeiten will, kann dies mit den entsprechenden Apps für Windows, macOS, iOS oder Android tun. Wer ohne Cloud direkt auf das Gerät zugreifen möchte, benötigt dazu einen aktuellen Webbrowser.
Um das Paper Pro zu verstehen, schauen wir ein paar Jahre zurück. Im Jahr 2017 kündigte das norwegische Startup reMarkable sein erstes Tablet für "papierechte" Handschrifteingabe an. Basis der Idee waren eine Reihe von wissenschaftlichen Studien darüber, wie Menschen sich Dinge merken. Dabei ließen die Forscher die Testkandidaten ein Video ansehen; ein Teil machte handschriftliche Notizen, der andere wiederum tippte Stichpunkte ins Handy oder den PC. Im Nachgang wurden die Teilnehmer zu Details befragt. Diejenigen mit den handschriftlichen Vermerken konnten sich besser an die Inhalte erinnern. Ähnliche Studien zeichneten dabei auch die Hirnstromaktivitäten auf und wiesen nach, dass Bereiche des Gehirns zur Gedächtnisbildung und zum Lernen beim handschriftlichen Notieren wesentlich aktiver waren.
So kam es zum "Ur-reMarkable", das über ein 10-Zoll messendes, schwarzweißes E-Ink-Display mitsamt Eingabestift verfügt. Der Fokus lag auf handschriftlichen Notizen und Zeichnungen sowie einer möglichst langen Laufzeit. Die leicht raue Oberfläche des Displays, verbunden mit dem Stift und dem sehr flachen Tablet, gab dem Anwender das Gefühl, mit einem Bleistift auf Papier zu schreiben. Das reMarkable konnte dabei zwischen Stift und Hand des Users unterscheiden, weswegen es im Gegensatz zu vielen Tablets möglich war, den Handballen beim Zeichnen und Schreiben auf das Display zu legen.
Sieben Jahre später stellt der Hersteller mit dem Paper Pro die dritte Generation und die logische Fortsetzung des Device vor, nun mit einem größeren, farbigen E-Paper-Display. Nach wie vor liegt der Fokus aber auf dem Schreibeinsatz ohne die sonst üblichen Funktionen eines Android- oder iOS-Tablets. Und um es schon einmal vorwegzunehmen: Nach wie vor gilt, dass kaum ein anderes Gerät dem Anwender so gut das Gefühl vermittelt, mit einem Stift auf Papier zu schreiben.
Adäquate Hardware
Im reMarkable Paper Pro steckt der ARM-V8-Prozessor "iMX8 Mini" mit 1,8 GHz vom holländischen Hersteller NXP. Der Quad-Core-Cortex-A53 mit seinen 2 GByte RAM ist von der Leistung etwas stärker als etwa der Einplatinencomputer Raspberry Pi 3. Ihm stehen 64 GByte Flashspeicher für die Dokumente zur Seite, was auch für eine größere Zahl an E-Books und Notizen ausreichend sein sollte.
Der Akku liefert 5000 mAh. Eine genaue Aussage über die Laufzeit lässt sich nur schwer treffen. Solange das Gerät sein Display nicht refreshen muss, zieht es so gut wie keinen Strom. Die Laufzeit hängt also stark von der Nutzung ab. Wer nur E-Books liest und die Hintergrundbeleuchtung abschaltet, kommt eine Woche ohne Laden zurecht. Wer die Beleuchtung intensiv nutzt und durch Schreiben und Zeichnen ein häufiges Erneuern des Screens verursacht, schafft ein paar Tage weniger. Das ist aber immer noch deutlich besser als bei einem Apple- oder Android-Tablet, das bei ausgiebiger Benutzung ein- bis zweimal am Tag an die Steckdose muss.
Eine Audioausgabe, wie sie andere E-Book-Reader offerieren, fehlt beim reMarkable. Die Kommunikation zur Außenwelt übernehmen ein 2,4/5-GHz-WiFi-Adapter sowie das USB-C-Netzwerk- und Ladeinterface. Anders als bei anderen Devices kann der Nutzer via USB aber nicht direkt auf das Dateisystem des Tablets zugreifen – dazu später mehr.
Farbiges Display mit Luft nach oben
Der Bildschirm ist mit 11,8 Zoll spürbar größer als bei den Vorgängern. Mit Seitenlängen von 18 x 24 cm fällt der Screen dabei nur etwas kleiner als DIN-A4 (21 x 30 cm) aus. Das Color-E-Ink-Display liefert eine Auflösung von 1620 x 2160 Pixeln bei einer Dichte von 229 Pixel pro Zoll. Dazu gibt es eine regelbare Hintergrundbeleuchtung. Auf mechanische Tasten verzichtet das Pro mittlerweile vollständig – hier wird alles über Gesten auf dem Touch-sensitiven Bildschirm gesteuert. Das komplette Tablet misst in etwa 19,5 x 27,5 cm und ist dabei nur 0,5 cm dick.
Die Farbdarstellung an sich fällt – wie bei E-Paper erwartbar – natürlich etwas blasser aus als bei einem aktiven Display. Technisch basiert das Display auf E-Ink Kaleido 3, das Farben mithilfe eines Farbfilters über dem Schwarzweißpanel erzeugt – auf Kosten von Sättigung und Reaktionszeit. Die Hintergrundbeleuchtung erwies sich im Test bei Dokumenten mit Farbe als absolut unumgänglich. Gerade das führte bei längerer Benutzung jedoch zu einem höheren Stromverbrauch.
Auf dem älteren Gerät konnten wir über einen längeren Zeitraum zeichnen oder schreiben, ohne dass ein Display Refresh erfolgen musste. Das stellt sich auf dem Farbbildschirm anders dar. So zeichnet das Display die gezogenen Linien und Buchstaben nicht direkt in der gewünschten Farbe, sondern in Grau. Erst, nachdem wir eine kurze Pause machten, aktualisierte das Tablet den neu gezeichneten Bereich und schaltete diesen auf die gewünschte Farbe um. Das ist allerdings ein bekanntes und derzeit unumgängliches Problem der Kaleido-3-Technologie. Diese verzögerte Farbdarstellung betrifft jedoch nur dynamisches Schreiben und Zeichnen – statische Inhalte erscheinen korrekt.
Die Wahl der Farben blieb mit der aktuellen Softwareversion noch etwas eingeschränkt. Zwar bewirbt der Hersteller die große Farbtiefe des Displays, was sich in diversen Tests mit farbigen Büchern und Comics auch bestätigte. Bei der Stiftauswahl standen uns aber nur neun Grundfarben zum Zeichnen zur Auswahl – genauer gesagt eigentlich nur sechs Farben, plus schwarz, weiß und grau. Hier würden wir uns eine etwas größere Palette wünschen. Auch mischten sich die Farben beim Zeichnen nur bedingt. Damit eignet sich das Tablett zwar zum Zeichnen simpler Illustrationen und Konzepte, aber nicht als künstlerisches Malwerkzeug.
Bild 1: Mithilfe des Neigungssensors schaltet das reMarkable Paper Pro automatisch von Hoch- auf Querformat um.
Unterschiede beim Stift
Der Hersteller offeriert das Tablet in zwei Versionen: mit dem normalen Marker und dem Marker Plus, der aus Aluminium und nicht aus Kunststoff gefertigt ist, etwas mehr Detailgenauigkeit verspricht und dessen hinteres Ende als Radierer fungiert. Beide Varianten arbeiten nach dem USI-2.0-Standard. Dieser ermöglicht eine höhere Präzision und Kontrolle, unter anderem durch eine Druckstufen-Erkennung.
Dafür bedarf es dann aber auch eines eigenen Akkus. Nutzten wir den Stift des reMarkable Pro nicht, bewahrten wir ihn deshalb magnetisch an der rechten Gehäuseseite auf. Dort lädt das Tablet den Stift kabellos auf. Eine USB-Buchse, um das Zeichengerät mit Energie zu versorgen, existiert nicht. Der Original-Stylus von reMarkable erhält über die NFC-Verbindung neben Strom auch Softwareupdates.
Beim Arbeiten mit handschriftlichen Notizen fielen uns in den ersten Stunden mit dem reMarkable Pro sofort wesentliche Änderungen zum Vorgänger auf. Zum einen präsentierte sich das neue Tablet mit dem moderneren Prozessor spürbar flotter, was den Umgang mit Dokumenten angeht. Insbesondere reagierte das GUI schneller und Zoom- und Pan-Aktionen mittels Zwei-Finger-Griff in PDF-Dokumenten liefen deutlich flüssiger ab.
Auf der Habenseite erlaubt der Stylus nach USI-2.0-Standard ein besseres Ergebnis beim Zeichnen. Funktionen wie variablere Strichbreite durch Stiftneigung oder unterschiedliche Strichstärken durch Spitzendruck setzte der Stylus auf dem neuen Paper Pro spürbar besser als auf dem Vorgänger um. Zudem integrierte der Hersteller in einem der letzten Updates ein hilfreiches Feature: Wir hielten einfach am Ende eines Strichs den Stylus länger auf dem Endpunkt und das Gerät zog die krumme Linie automatisch gerade.
Bild 2: Dem Anwender stehen insgesamt neun Stifttypen mit verschiedenen Strichstärken und Farben zur Verfügung.
Zahlreiche Papiervorlagen
Als Betriebssystem nutzt reMarkable eine eigene Linux-Distribution namens "Codex". Das GUI orientiert sich am Aussehen klassischer E-Book Reader und nicht an Mobilsystemen wie Android. Die Darstellung zeigt daher Ordner- und Dokumente statt Apps. Dokumente erstellt der Anwender auf dem reMarkable als "Notebook" oder "Quick sheet". Technisch sind das die gleichen Dokumenttypen, nur dass Letzterer beim Erstellen nicht lange nach Namen und Template fragt, sondern sofort nutzbar ist. Wer schnell etwas aufschreiben will, startet einfach ein Quick sheet und verschiebt die Seite später in ein Notebook.
Für Dokumente nutzt das Device intern ein eigenes Format namens "Lines". Das erlaubt Schriftstücke mit mehreren Layern, die sich wie transparente Folien übereinanderlegen. Der Nutzer schreibt in der Regel in Schicht 1, während der Background-Layer ein Template bereitstellt. So konnten wir auf liniertes oder kariertes Papier schreiben, das Dokument später aber ohne Hintergrundlinien exportieren.
reMarkable liefert bereits eine große Zahl an Templates, also Papiervorlagen, mit. Wir konnten außerdem eigene erstellen und auf das Tablet laden oder Vorlagen aus einem Katalog auf der Herstellerwebsite herunterladen. Wer sein Gerät etwa auch als Terminplaner nutzen will, besorgt sich dazu einfach ein passendes Planer-Template, das aussieht wie die Seiten eines alten Papierkalenders im Stil des Time-Systems.
Das Lines-Format sichert gezeichnete Linien und Formen als einzelne Objekte. So ließen sich im Test fehlerhafte Striche per Undo einzeln zurückrollen. Zudem konnten wir einem Dokument selbst weitere Layer hinzufügen und die Sichtbarkeit der einzelnen Schichten ein- oder ausschalten.
PDFs teils mit Darstellungsproblemen
Bestehende Dokumente importiert das Paper Pro, solange diese im Format EPUB oder PDF vorliegen. Der Importvorgang konvertiert diese Dokumente dann aber in das Line-Format. Wir konnten so in Bücher oder PDF-Dokumente zeichnen und schreiben. Im Gegenzug exportiert das Gerät Lines-Dokumente als PDF oder als eine Folge von PNG oder SVG-Bildern. Die Layer des Lines-Formats gehen beim Export jedoch verloren, da die Schichten dauerhaft in das Zielformat gerendert werden. Diese Funktion ist praktisch, wenn jemand beispielsweise ein PDF-Dokument ausfüllen und unterschrieben per E-Mail weitersenden möchte.
Je nach ursprünglichem Dokumententyp gibt es noch unterschiedliche Dokumentenoptionen. Bei EPUBs kann der Anwender beispielsweise den Font und dessen Größe ändern – bei PDFs besteht diese Möglichkeit nicht. Im langjährigen Umgang mit zwei reMarkable-Tablets zeigte sich immer wieder, dass die Geräte besser mit EPUB-Dokumenten zurechtkommen als mit PDFs.
So gab es in der Praxis immer wieder Schwierigkeiten, speziell beim Umgang mit größeren PDF-Dokumenten. Bei komplexen PDFs mit kleinteiliger Typografie stockte das Tablet immer mal wieder beim Ein- und Auszoomen in die Details. Oft reagierte der Dokumenten-Viewer mehrere Sekunden verzögert auf Gesten wie Zoom, Pan oder Page. Manche PDFs bereiteten dem Display zudem Probleme beim Refresh. Die Nutzbarkeit des Formats hängt dabei zudem stark von der Anwendung ab, die das PDF erzeugt hat.
Im Verlauf des Tests lasen wir beispielsweise täglich die PDF-Ausgabe einer lokalen Tageszeitung auf dem Tablet. Das war zum einen umständlich, weil der Verlag einfach das identische Format der A2-Tageszeitung ins PDF schrieb. Ohne Pan und Zoom ließen sich die Artikel überhaupt nicht entziffern. Und beim Überblättern der Werbeseiten kam es immer wieder zu Refresh-Problemen des Displays, wobei Teile der bunten Anzeigen im folgenden Artikelhintergrund durchschimmerten. Interessanterweise traten diese Effekte bei "Do-it-yourself"-E-Comics nicht auf. Hier bastelten wir mit dem freien Tool PDFGear aus einer Reihe von JPG- oder PNG-Bildern eine gut lesbare PDF-Comicseite zusammen.
Bild 3: Word-Dokumente sowie PDF- und EPUB-Dateien lassen sich handschriftlich bearbeiten.
Schnelles Setup, einfache Bedienung
Das initiale Setup des Tablets kostete uns nur wenige Minuten. Der Wizard fragt nach ein paar Informationen, wie beispielsweise dem Zugang zum WiFi und empfahl, eine PIN zum Schutz einzurichten. Der Bildschirm kann zudem auf Wunsch den Namen und die E-Mail-Adresse des Nutzers auf dem Lock-Screen anzeigen – ein ehrlicher Finder könnte so leicht Kontakt aufnehmen.
Die Verbindung zur Cloud war ebenso schnell hergestellt. Im Menü der Website "my.remarkable.com" klickten wir auf den "Pair Device"-Button und bekamen daraufhin einen zeitlich begrenzten Einmalcode angezeigt. Auf dem reMarkable eingetippt, verband sich das Tablet mit dem Clouddienst und synchronisierte alle Dokumente des bereits bestehenden reMarkable-1-Tablets auf das neue Gerät.
Die generellen Settings des Device sind auf ein Minimum beschränkt. So existieren Optionen für die Sicherheit wie ein PIN-geschützter Login und Einstellungen für das WLAN. Im Accessibility-Dialog schalteten wir das Tablet auf Rechts- oder Linkshänder-Betrieb. Dementsprechend erscheint das Seitenmenü dann am rechten oder linken Bildschirmrand.
Die Bedienung erwies sich im Test als simpel und intuitiv. Wischende Bewegungen blättern durch Dokumente und der Zangengriff mit zwei Fingern zoomt oder verschiebt den Inhalt. Das seitliche Menü gibt dem Nutzer Zugriff auf die verschiedenen Stifttypen. Generell lässt sich hier der Typ, die Breite und die Farbe auswählen. Ferner gibt es Auswahlfelder für Layer, den Radierer und die Undo/Redo-Funktion. Über einen Schnellzugriff für zwei Stifttypen konnten wir flott zwischen beispielsweise einem Fineliner und einem Marker hin- und herschalten, ohne vorher durch das komplette Menü navigieren zu müssen.
Als unschätzbar wertvolles Feature stellte sich wie schon beim reMarkable 1 immer wieder die Screen-Sharing-Funktion dar. Seit die Mehrzahl der Meetings mit Kollegen oder Kunden nicht mehr in Konferenzräumen, sondern in Videokonferenzen stattfindet, kann das reMarkable vollständig das Flipchart ersetzen, um Ideen festzuhalten, zu skizzieren und diese via Screen Share mit den Kollegen zu teilen.
Die cloudbasierte Handschrifterkennung funktionierte im Test überzeugend – zumindest solange wir sauber horizontal schrieben. Mit schrägen Texten konnte die Software weniger gut umgehen. Auch die ebenso nur mit der kostenpflichtigen Cloud verfügbare Funktion, Dokumente per E-Mail zu verschicken, lief zuverlässig ab.
Ohne Browser, aber mit Entwicklermodus
Auf Reisen stellte sich eine Einschränkung des Tablets als besonders störend dar: Viele öffentliche WLAN-Zugänge setzen Portale ein, auf denen Surfer erst den Nutzungsbedingungen zustimmen beziehungsweise eine E-Mail-Adresse hinterlassen müssen, bevor der Zugang zum Internet funktioniert. Frühere Softwareversionen des alten reMarkable-Tablets brachten einen experimentellen Browser mit. Dem neuen Paper Pro hingegen fehlt dieser, weswegen das Device sich in keinem WLAN mit Captive Portal anmelden kann.
Für experimentelle Funktionen gibt es einen Developer-Modus. Beim reMarkable 1 ließ sich dieser im laufenden Betrieb ein- und ausschalten. Das Pro bindet den Vorgang jedoch an einen Factory-Reset. Interessierte Anwender sollten dies also schon bei der Konfiguration bedenken. Im Developer-Modus konnten wir uns via WiFi oder USB-Netzwerk per SSH auf dem Tablet anmelden. Darüber erhielten wir direkten Zugriff aus das Linux-Dateisystem. Damit lassen sich etwa angepasste PNG-Bilder für den Lock- oder Startup-Screen einspielen. Zudem können versierte User eigene Dokument-Templates generieren und hochladen. Der SSH-Zugang gestattet zudem den Zugriff auf alle Dokumente im nativen Lines-Format. Das macht es möglich, auch ohne Cloudabo Backups der Dokumente im nativen Format zu erstellen.
Cloudfeatures mit Zusatzkosten
Etliche Funktionen des Tablets erfordern den Zugang zur "Connect Cloud". Diese synchronisiert Dokumente auf dem Tablet mit diversen anderen Clients und liefert Funktionen, die das Tablet nicht selbst stemmen kann, wie beispielsweise den E-Mail-Versand oder die Handschrifterkennung. Zudem lässt sich das Gerät auf diese Weise mit Cloudspeichern wie Microsoft OneDrive, Google Drive oder Dropbox verzahnen. Ursprünglich war die reMarkable-Cloud für Kunden kostenfrei. Mit wachsenden Nutzerzahlen führte das Unternehmen jedoch ein Abomodell ein.
Bestandskunden, die schon das reMarkable 1 gekauft hatten, das vor der Einführung der Cloudgebühren erschienen ist, genießen weiterhin einen kostenfreien Account – sogar wenn Sie später auf ein neueres Gerät umsteigen. Überhaupt sorgt sich der Hersteller gut um seine Kunden. Für das alte reMarkable 1 gibt es zwar keinen Support mehr, dennoch fügen aktuelle Firmwareupdates dem mittlerweile sieben Jahre alten Veteran immer noch neue Funktionen hinzu.
Wer neu einsteigt, für den sind die Kosten von "reMarkable Connect" überschaubar: Nutzer zahlen entweder monatlich rund 3 US-Dollar oder einmal jährlich 30 US-Dollar und erhalten dafür unbegrenzten Cloudspeicher (für reMarkable-Inhalte), Synchronisation mit Desktop- und Mobilgeräten, Plug-ins und eine Garantieverlängerung des genutzten Device von einem auf drei Jahre. Auf einem Connect-Konto lassen sich bis zu drei Geräte registrieren, die Connect dann synchron hält.
Das war extrem praktisch, als wir vom reMarkable 1 auf das Pro umstiegen. Sobald wir das neue Gerät mit dem Connect-Account verbanden, kopierte die Cloud alle Dokumente des alten Device automatisch auf das neue. Die Desktop- und Mobile-Clients für macOS, iOS, Android und Windows ließen uns dort Dokumente organisieren, importieren und exportieren. Die Software liefert dabei nahezu denselben Funktionsumfang wie das Tablet selbst – wir konnten etwa einzelne Seiten aus Notizen verschieben, umkopieren oder löschen. Der Synchronisationsprozess schickt die Änderungen dann zurück ans Tablet.
Über die Cloudanbindung funktioniert dann auch das "Read On reMarkable"-Plug-in. Damit lassen sich komplette Dokumente direkt aus Microsoft Word oder PowerPoint an das Tablet senden. Via Browser-Plug-in schickten wir sogar komplette Webseiten an das Gerät. Ebenfalls via Connect konnten wir Dokumente vom Device auf einen Cloudspeicher wie Dropbox, Google Drive oder OneDrive verschieben oder aus diesem Speicher heraus auf das Tablet ziehen. Ein weiteres Feature der reMarkable-App ist das erwähnte Screen Share. Befinden sich Tablet und Rechner mit der App im selben WiFi, kann das reMarkable den Bildschirm in Echtzeit auf den PC spiegeln.
Ohne Cloud, nur über den Browser
Das Paper Pro funktioniert auch ohne Cloudanbindung, lässt dann aber die erwähnten Funktionen vermissen. Zugang zu den Dokumenten erhält der Anwender dann nur via USB und Browser. Das Gerät nutzt kein USB-Medien-Protokoll für den direkten Dokumentenzugriff, wie das bei Android-Geräten der Fall ist. Die USB-Verbindung baut vielmehr ein lokales Netzwerk zwischen PC und Tablet auf. Wir öffneten dazu den Browser und tippten die URL "http://10.11.99.1" des reMarkable-Webservers ein. Dort konnten wir dann Dokumente hoch- und herunterladen, wobei das Device selbst die Konvertierung der Dateiformate zwischen Lines, PDF und EPUB übernimmt.
Alternativ gibt es noch eine weitere, allerdings recht komplizierte Option: Da das Betriebssystem auf Open Source basiert, haben ein paar findige Entwickler den Connect-Clouddienst nachgebaut. Das Projekt "rmfakecloud" stellt die nötigen Tools bereit, um einen selbstgehosteten Dienst im Stil von reMarkable Connect auf heimischen Servern aufzusetzen – sogar inklusive der Funktionen für die Handschrifterkennung. Damit dies funktioniert, muss der Nutzer sein Tablet patchen, damit es den Zugang zur eigenen Cloud akzeptiert. Das scheint zunächst nicht weiter kompliziert, jedoch müsste der User den Vorgang bei jedem OS-Update des Tablets wiederholen. Angesichts des eher geringen Preises für reMarkable Connect stellt sich die Frage, ob das den Aufwand wert ist.
Fazit
Es fällt schwer, für das reMarkable Paper Pro eine finale Bewertung abzugeben, die einen Vergleich mit anderen Geräten zulässt – denn es gibt einfach kaum vergleichbare Produkte. Das Device steht irgendwo zwischen Android-Tablet und farbigem E-Book-Reader und nimmt diejenigen Anwender in den Fokus, die handschriftliches Notieren und Skizzieren den gängigen Handy-Apps vorziehen.
Auch der Autor weiß diesen minimalistischen Ansatz zu schätzen und nutzt das reMarkable täglich. Die Hälfte der Zeit kommt es als großer, farbiger E-Book-Reader zum Einsatz – mit der praktischen Funktion, handschriftliche Anmerkungen anbringen zu können. Den Rest der Zeit fungiert das Gerät als Notizblock. Dabei gelingt es sehr gut, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, wenn das genutzte Werkzeug nicht wie ein Handy andauernd piept, vibriert oder anderweitig ablenkt.